Liebe im Spiel
unmöglich vergessen konnte, dass sie geschäftlich hier waren, da Tigers Stimme alle paar Minuten losblökte. Als die Himbeer-Mousse kam, war er, hinter einem Wald von Flaschen kauernd, bereits sturzbetrunken.
Kaffee (lauwarm und bitter) wurde serviert, und die Band begann erneut zu spielen.
Roshan gab Pete, der gelangweilt auf der anderen Seite des Tisches saß und rauchte, ein Zeichen. »Wir werden ein paar Fotos von den Mädchen beim Tanzen brauchen – mit Tiger, wenn er noch aufstehen kann.«
Die jüngeren, lauteren Gäste betraten die Tanzfläche. Tiger erhob sich am Nebentisch, gaffte um sich und schwankte leicht.
Nancy erhob sich. »Ich denke, das ist mein Stichwort, um dieser einsamen Gehirnzelle die Idee des Tanzens einzugeben, bevor sie zusammenbricht.«
Rufa beobachtete fasziniert und ängstlich, wie Nancy über die wenige Meter Teppich hinweg an Tigers Seite trat. Sie brauchte ihn nur zu streifen und zu murmeln: »Verzeihung …«
Tiger verzog mehrmals benommen und mühsam das Gesicht, bis er sie deutlich sehen konnte. Nancy kam in Zeitlupe auf ihn zu, und er wartete ab, bis sich ein Gedanke in Worte fassen ließ.
Er streckte eine Hand aus. »Hi. Wollen Sie tanzen oder so?«
Und tatsächlich, es war so einfach. Nancy stellte sich vor. Tiger, der nicht zuhörte, nahm sie am Ellenbogen und führte sie auf die Tanzfläche. Roshan und Pete sprangen auf, um die Starfotos des Abends in den Kasten zu bekommen. Die Band spielte »Red Red Wine«. Tiger begann augenblicklich zu zappeln, als hätte jemand in ihm auf einen Knopf gedrückt. Nancys und Rufas Blicke verschränkten sich. Nancy lachte und duckte sich unter Tigers Windmühlenarmen hindurch. Rufa war froh, dass sie es mit Humor nahm. Es war leicht gewesen, zu Hause die theoretische Möglichkeit durchzuspielen, mit unattraktiven Männern zu flirten. Die Realität sah doch etwas anders aus.
Ein wenig besorgt um Nancy, aber allgemein zufrieden damit, dass der Abend planmäßig verlief, erhob sich Rufa. Wie lange sie hier bleiben müssten, hing von Tiger ab und davon, wie sehr er Nancy mochte. Das war schwer zu beurteilen – Rufa hoffte nur, sein Sinn für Romantik wäre ausgeprägter als sein Tanzstil.
Die Damentoilette war ein großer Raum und nur so hell beleuchtet, dass es noch schmeichelhaft wirkte. Ein halbes Dutzend Frauen standen vor den Spiegeln und besserten kunstvolles Make-up und unvertraute Frisuren aus.
Eine Kabinentür schlug zu, und eine schlanke Frau mittleren Alters mit ordentlichem grauen Haar trat an das Waschbecken neben Rufa. Ihre Blicke begegneten sich im Spiegel. Rufa erstarrte.
Lady Bute, die Frau des Verabscheuungswürdigen Sir Gerald, sah sie einen Moment sprachlos an. Ihr erstaunter Gesichtsausdruck verhärtete sich zu selbstgerechtem Zorn.
Sie zischte: »Sie!«
»Hallo …« Rufa wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
»Nun. Rufa Hasty. Ich muss sagen, es überrascht mich, Sie hier zu sehen.« Lady Bute schraubte einen Lippenstift in einer scheußlichen, pinkfarbenen Schattierung auf. »Dies ist nicht der Ort, an dem ich die Tochter von jemandem zu sehen erwarte, der anscheinend zu arm war, um seine Schulden zu bezahlen.«
Rufa wurde starr vor Zorn. Wie konnte sie es wagen, dieses Thema anzuschneiden? Der große Mann hatte stets behauptet, die Butes seien im Grunde gewöhnlich. »Wir sind arm, Lady Bute. Danke, dass Sie mich daran erinnert haben.«
»Ihr Vater schuldete uns den Preis für einen teuren Sattel, ganz zu schweigen von einem Paar Reithosen, nach diesem schändlichen Zwischenfall beim Boxing-Day-Treffen. Er weigerte sich zu zahlen – mit erstaunlichem Mangel an Höflichkeit.«
»Mein Vater ist tot«, sagte Rufa.
»Ja, und das ist der einzige Grund, warum mein Mann die Angelegenheit nicht weiter verfolgt hat. Er hörte, dass Sie verkaufen, und beschloss, es hätte keinen Sinn mehr. Aber wenn Sie genug Geld haben, um sich auf einem Ball herumzutreiben, in einem offensichtlich teuren Kleid – nun, das lässt die Sache in einem anderen Licht erscheinen, oder?«
Rufas Stimme war angespannt vor Zorn. Sie brauchte den Zorn, um die drohenden Tränen zu verdrängen. »Ich wusste nicht, dass eine Geldforderung besteht. Sagen Sie Sir Gerald, er soll es schriftlich festhalten. Wir werden ihn der Liste der Gläubiger hinzufügen.«
»Wird denn genug da sein, um die Gläubiger zu befriedigen?«
»Nein.«
»Sie sind ebenso unverschämt, wie er es war«, fauchte Lady Bute. »Er war ein überaus
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