Liebe im Spiel
unverschämter Mann, und ich sehe nicht ein, warum wir alle vorgeben sollten, es zu vergessen, nur weil er tot ist. Er hatte nur Verachtung für seine Nachbarn übrig. Seine Anti-Jagd-Pose …«
»Es war keine Pose.«
»Unsinn. Es ging ihm doch nur darum, Ärger zu bereiten.«
Die Tür einer Kabine hinter ihnen wurde geöffnet. Anita Lupovnik trat hervor und suchte in ihrer Pailletten-Abendtasche nach einem Lippenstift. Rufa und Lady Bute verfielen in zornbebendes, weißglühendes Schweigen.
Anita war mollig, mit lebhaften, humorvollen dunklen Augen. »Ich habe unfreiwillig mitgehört, und jetzt muss ich unbedingt wissen – was war das für ein schändlicher Zwischenfall?«
Lady Bute warf den Kopf zurück und schwieg betont.
Rufa sagte: »Mein Vater hat den Sattel ihres Mannes mit Sekundenkleber präpariert.«
Anita sah sie einen Moment an und stieß dann ein schrilles, entzückendes Kichern aus. Sie lehnte sich ans Waschbecken und lachte, bis ihre Mascara verlief.
Weiß vor Zorn, fegte Lady Bute aus der Damentoilette.
Rufa merkte, dass ihr Rücken und ihre Schultern vor Anspannung zitterten. Als Lady Bute gegangen war, entspannte sie sich, und ein Teil ihres Zorns verpuffte. Wäre Anita nicht gewesen, wäre sie vielleicht in Tränen ausgebrochen – sie hätte die Frau umarmen können. Stattdessen lächelte sie nur. »Ihr Mann ist der örtliche Jagdherr. Mein Vater hielt nichts vom Jagen. Er sagte, Sir Geralds Arsch festzukleben würde ihn vielleicht daran hindern.«
Anita brach in einen erneuten Lachanfall aus. »O Gott, mein Make-up – ich sehe schrecklich aus.« Vor dem Spiegel stand eine Schachtel Papiertücher. Sie zog eines hervor und tupfte vorsichtig ihre Augen ab. »Sie wirken so verdammt vornehm. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Sie Worte wie Arsch kennen. Mein Abend ist gerettet.«
Rufa lachte. »Das freut mich, da Sie unser Dinner bezahlt haben. Ich wollte Ihnen später danken, aber nun kann ich es ebenso gut jetzt tun – es ist unheimlich nett von Ihnen. Wir amüsieren uns sehr.«
»Schon gut. Am Tisch gibt es noch mehr Kaffee und einen Brandy. Ich komme nach, wenn ich den Schaden repariert habe.«
Rufa segelte aus der Damentoilette wie eine Königin, von dem Wissen erfüllt, dass der große Mann stolz auf sie gewesen wäre.
Oben an der großen Treppe traf sie Roshan. Er war atemlos und aufgeregt. »Ich habe sie verloren.«
»Was?«
»Nancy und Tiger – sie sind zusammen weggegangen. Ich habe diese Tanzfläche wie einen verdammten Heuhaufen abgesucht, und ich kann sie nirgends finden.«
»Oh.« Rufa dachte darüber nach. »Nun, das ist gut, oder? Ich meine, sie kommen offenbar gut miteinander aus.«
Roshan sah sich weiterhin besorgt um. »Ich mag es nicht, sie aus den Augen zu verlieren. Um die Wahrheit zu sagen, wirkte Nancy überhaupt nicht glücklich – sie schnitt mir Grimassen …«
»Sie wollte gerettet werden! Oh, Roshan, warum bist du nicht hingegangen und hast sie weggeholt?«
»Ich habe es versucht, aber sie sind einfach verschwunden!«
Rufa raffte entschlossen ihre Röcke. Nancy bat nicht leichtfertig um Hilfe. »Zeig mir, wo du sie zuletzt gesehen hast.«
Er führte sie die Treppe hinab. Rufa betrachtete prüfend die sich windenden Gestalten auf der Tanzfläche.
Sie fragte: »Wo genau?«
»Genau hier. Im nächsten Moment waren sie fort.«
»Was ist hinter der Treppe?«
»Nur einer der Dienstboteneingänge oder so – oh, Rufa, sei nicht albern …« Roshan folgte Rufa rasch in das dunkle Schattenland unter der Treppe. »Er würde sie doch wohl kaum hierher bringen!«
Sie sahen zwei mit rotem Vinyl verkleidete Schwingtüren. Rufa fegte hindurch, ohne auf Roshan zu achten. Sie führten zu einem schlecht beleuchteten Flur, von dem auf einer Seite drei Türen abgingen.
»Nein, zum letzten verdammten Mal, ich werde nicht – ich werde mich nicht von Ihnen ›knutschen‹ lassen, Sie großer, sabbernder – lassen Sie mich los!«
Es war Nancys Stimme, die von Verärgerung zu Zorn anstieg. Rufa stieß die nächstgelegene Tür auf. Nancy, unbequem an einen leeren Schreibtisch gepresst, wich hektisch Tiger Durwards fleischigem Gummistampfer von Mund aus.
»Hören Sie, ich will Ihnen nicht das Knie in die Eier rammen, aber wenn Sie mich nicht loslassen …«
Rufas schwelender Zorn brach sich wie ein weißer Blitz Bahn. Mit dem Schrei »Du Bastard, nimm deine Hände von meiner Schwester!«, stürzte sie sich auf Tigers Rücken und grub ihre Finger fest in
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