Liebe im Spiel
hättest sie nicht tragen sollen. Du bist nicht für Lasten geschaffen.«
Rufas Lippen zuckten. Sie fühlte sich durch den plötzlich gewichenen Schmerz so leicht und schwindelig, dass sie die Einwände der anderen gegen Edward eher komisch fand. Rose, Lydia und Selena hatten kalt und missbilligend reagieren wollen, konnten dem kostenlosen Alkohol aber nicht widerstehen. Die Wilden von Melismate hätten einander für einen Tropfen Feuerwasser des weißen Mannes gegenseitig verkauft.
»Du solltest keinen Champagner trinken«, sagte sie. »Er macht dich schwermütig.«
Rose stieß ein schrilles Lachen aus. Das hatte sie von ihrer ernsten, viktorianischen Tochter nicht erwartet. »O Gott, tatsächlich?«
»Ich liebe Edward sehr, und ich bin strahlend glücklich.« Dies musste absolut die Wahrheit sein, und daher war es auch so. Rufa liebte Edward in dem Sinne, ihn sehr zu mögen, von ihm abhängig zu sein, ängstlich um seine gute Meinung bestrebt zu sein. Auf der Farm, als sie den veränderten Edward in der vertrauten Umgebung sah, hatte sie sich bei dem Gedanken ertappt, wie leicht es wäre, sich in ihn zu verlieben, wenn sie sich gerade erst begegnet wären. Es tat ihr Leid, dass sie nicht darauf vorbereitet gewesen war, als er die Arme um sie legte. Edward hatte sich zu rasch zurückgezogen, dachte sie. Es war schwierig, wenn beide das Gefühl hatten, das Verliebtsein nur zu spielen.
Hätte er ihre Überraschung ignoriert und sie überwältigt – hätte ihr das dann gefallen? Oder hätte sie ihn dafür verachtet, dass er sich verhalten hätte, als hätte er sie gekauft? Jede Bewegung auf Edward zu würde die peinlichen Verwicklungen des Kaufens und Verkaufens in sich bergen. Es waren schwierige Fragen, die sich erst allmählich in Rufas Geist formten. Sie wollte nicht, dass Rose sie in grausame Worte kleidete. Die Rolle ihrer Mutter bei dieser Geschichte bestand schlicht darin, überglücklich zu sein.
Sie fragte: »Warum kannst du es nicht akzeptieren und anfangen, in die Zukunft zu blicken?«
»Diese Kunst habe ich verlernt«, sagte Rose traurig. »Die Zukunft wirkt auf mich immer beschissen.«
»Sie wird herrlich sein. Ich bin so aufgeregt.« Rufa drückte über Tellern mit geräuchertem Lachs Zitronenscheiben aus. »Edward sagt, er bringt einen Freund mit, der Bauingenieur ist und entscheiden soll, was vorrangig getan werden muss – die Grundmauern, das Dach, der Westflügel …«
Rose stöhnte und beugte sich vor, um den letzten Champagner aus der Flasche in ihr Glas tröpfeln zu lassen. »Erspar mir das.«
»Tut mir Leid, wenn es dich langweilt«, sagte Rufa mit einem Anflug von Zitronenschärfe. »Aber es ist nicht so, als würde er dich tatsächlich auffordern, etwas zu tun. Du musst nur mit den Handwerkern leben und versuchen, sie nicht zu stören.«
Roses Lächeln nahm eine mürrische Note an. »Du klingst sogar schon wie er.«
»Vielleicht bin ich wie er.«
»Ich habe nichts gegen die Pläne fürs Haus«, erklärte Rose. »Der große Mann wäre begeistert.«
Rufa mahlte schwarzen Pfeffer über den Lachs. »Ich denke ständig an ihn. Ich wünschte, wir hätten das Haus vorher retten können, als er noch lebte. Es hätte vielleicht alles geändert.« Sie gab sich Mühe, ihre Stimme beiläufig klingen zu lassen, aber sie brach.
Rose sagte: »Es war nicht wirklich wegen des Hauses.«
»Dann wegen allem, wofür es stand.«
»Nein, da war noch mehr.« Rose fiel es leichter, mit Ergebenheit, wenn nicht mit Distanz über den Mann zu sprechen. »Verlorene Chancen, verlorene Jahre. Es war schrecklich für ihn, fünfzig zu werden. Er konnte die Zeit nicht zurückdrehen.«
»Egal, ich wünschte, die Zeit würde zurückgedreht.« Rufas Stimme brach erneut.
Rose unterdrückte jähen Zorn auf den großen Mann. Obwohl sie es kaum sich selbst gegenüber eingestand, verachtete sie ihn für seinen Selbstmord. Hätte er nicht erkennen können, was das mit seinen Mädchen machen würde? Besonders mit Rufa, seiner Lieblingstochter. Er musste gewusst haben, dass höchstwahrscheinlich Rufa ihn finden würde. Sie war seitdem ein totales Wrack. Es war letztendlich sehr schwer zu glauben, dass irgendjemand von ihnen ihn auch nur einen Deut gekümmert hatte.
Sie erhob sich aus ihrem Sessel. »Du hast Recht, Champagner macht mich offensichtlich schwermütig – eine verdammt nette Verlobungsparty ist das. Wenn du wirklich glücklich bist, dann bin ich es vermutlich auch. In Ordnung?« Sie füllte den verbeulten
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