Liebe im Spiel
bestimmt Spaß. Der große Mann war wie eine sehr träge Version von Richard Wagner. Er hätte von absolut jedem Geld genommen, ohne dar-über nachzudenken.«
»Vielleicht tut es Edward Leid, und die Heirat mit Rufa ist eine Möglichkeit, es an euch allen wieder gutzumachen. Ich wette, er hätte jeden Penny gegeben und absolut jede geheiratet, um eure Familie zu retten. So ist er. Das ist wirklich offensichtlich.«
Schweigen entstand. Nancy sagte: »Du denkst, ich beurteile ihn zu hart.«
»Ja. Ich glaube, er liebt deine Schwester sehr.«
Weiteres Schweigen.
Nancy sagte: »O Gott. O Himmel. Du warst so nett, und ich habe mich wie eine totale Kuh benommen. Ich habe Ru heute Morgen angeschrien. Ich drohte ihr, sie vierteilen zu lassen. Und jetzt ist sie nach Hause gefahren und denkt, ich hasse sie.«
»Unsinn. Das denkt sie bestimmt nicht.«
Sie putzte sich erneut und abschließend die Nase, als wollte sie einen Schlussstrich ziehen. »Ich sollte besser damit anfangen, ein paar Brücken zu reparieren.«
Kapitel Fünfzehn
Der Frühling war in die sanfte Landschaft rund um Melismate eingekehrt und hatte Sternhyazinthen und hellgelbe Schlüsselblumen auf Lichtungen sowie Büschel Grün auf die kahlen braunen Felder gestreut. Der Ginster blühte, und gelbe Narzissen waren zu sehen. Die Luft, die durch das geöffnete Fenster von Edwards Landrover wehte, roch nach feuchter Erde und jungem Gras.
Rufa, nun offiziell seine Verlobte, saß auf dem Beifahrersitz neben ihm. Der Wetterwechsel war angemessen, dachte sie, am ersten Tag dieser neuen Ära ihres Lebens. Sie wollte, dass die Welt anders aussah, damit sie das Happy End mit eigenen Augen sähe. Sie war noch immer ausreichend böse auf Nancy, dass sie beständige Beweise dafür brauchte, dass sie im Recht war.
Sie war absolut nicht auf Nancys Zorn vorbereitet gewesen. Nancys empörende Anschuldigungen hatten Rufa erzürnt. Abgesehen von allem anderen, nahm ihr Nancys reine Undankbarkeit den Atem. Erkannte sie nicht, was Edward für sie tat? Was glaubte Nancy, wo sie ohne ihn alle wären? Er hatte sie aus einem Chaos nach dem anderen errettet, nie Dank erwartet – und auch nicht häufig welchen bekommen.
Aber ihre Empörung würde nicht anhalten. Tatsächlich sehnte sie sich nach Nancys Anerkennung. Nancy war ihre Lieblingsschwester und für sie einfach lebenswichtig. Ihre Abwesenheit nahm Rufas triumphierender Heimkehr den Glanz.
Edward warf ihr einen Seitenblick zu und versuchte, ihre Stimmung zu erkennen.
Sie beide sollten, bevor sie Melismate erreichten, irgendwie in ihre neuen Rollen als Liebende schlüpfen. Edward konnte jedoch nicht erkennen, wie das gelingen sollte. Rufa ahnte nicht – er hatte es ihr nicht sagen können –, wie leidenschaftlich sie geliebt wurde. Es war für Edward noch immer erstaunlich. Nach ihrem Streit, als er die ganze Nacht aufgeblieben war, um seiner Verärgerung Herr zu werden, war dies seine große Entdeckung gewesen. Er hatte während der letzten sechs Jahre, seit seiner Rückkehr zur Farm, das private Drama seiner Liebe zu Rufa gelebt. Sie hatte alle seine Beziehungen zur Familie genährt wie ein unterirdischer Strom.
In seinen Gedanken war sie ein Kind gewesen, bis er sie als junge Frau von einundzwanzig Jahren wiedersah – groß, ernst und beunruhigend schön. Und das Herzenskind ihres Vaters. Edward erinnerte sich an Gespräche mit dem großen Mann, wenn er betrunken war, über seine Angst davor, Rufa irgendeinem anderen Mann zu »überlassen«.
Der große Mann hatte sich Edward anvertraut, weil er ihn nicht als Rivalen ansah. Edward hatte sich auch nicht als Rivale empfunden. Jegliches Gefühl, das er für Rufa hegte – jeden Schmerz, den er vielleicht wegen ihrer Schönheit empfand –, hatte er sofort erstickt und begraben. Es hatte außer Frage gestanden, ihr seine Liebe zu erklären. Er hatte angenommen, dass sie niemals auch nur daran denken würde, sich in ihn zu verlieben. Er hatte seine Gefühle noch stärker unterdrückt, als sie sich in den grässlichen Schriftsteller verliebte, der sein Cottage gemietet hatte.
Rufa zu heiraten würde bedeuten, all dieses eingeschlossene Begehren zu befreien. Er hatte jedes Wort der Rede, die er ihr darüber gehalten hatte, dass Sex kein Teil des Handels wäre, ernst gemeint. Aber natürlich wollte Edward Sex mit ihr. Er wollte es verzweifelt, und dass er plötzlich darüber nachdenken durfte, machte ihn verrückt. Ihre Situation war lächerlich, dachte er. Sie waren
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