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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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Küchentür.
    »Ich dachte, ich tische für unseren Freund aus Übersee etwas Traditionelles auf.«
     
    »Bruno?«
    Er war verschwunden. Der Sessel, in dem sie ihn zurückgelassen hatte, war leer. Panisch schaute sich Addie um. Das Zimmer war ungewohnt, nun, da Hughs Bett fehlte. Man verlor die Orientierung. Das Sofa befand sich wieder an seinem Platz, und die Flügeltür zum Esszimmer war offen. Als Addie ins Esszimmer ging, sah sie, dass Bruno am Fenster stand und den Garten betrachtete.
    »Da bist du ja.«
    Der Esszimmertisch war mit einem Tischtuch aus Leinen für drei Personen gedeckt. Die Salz-und-Pfeffer-Streuer aus Silber waren ebenso zutage gefördert worden wie der verbeulte silberne Weinkühler.
    »Wie in Amerika«, verkündete Addie. Bruno drehte sich um.
    »Was?«
    »Ach, das ist nur ein alter Familienscherz. Mein Dad hat das immer gesagt, wenn meine Mum eine Tischdecke auflegte. Er sagte, es sei wie in Amerika. Sie hat ihn deswegen aufgezogen. Es wurde so etwas wie ein geflügeltes Wort.«
    »Warum Amerika?«
    »Ach, du weißt schon, stilvoll eben. Behaupte jetzt nicht, dass ihr in Amerika keine Tischtücher benutzt.«
    »Oh, natürlich tun wir das.«
    »Sehr gut«, erwiderte sie. »Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.«
     
    »Also«, meinte Bruno, »Sie sind also auch ein Junge aus der Kleinstadt, Sir.«
    Addies Kopf fuhr hoch. Sie war gespannt auf Hughs Reaktion.
    Sie hielt den Atem an und rechnete zumindest mit vernichtendem Schweigen. Doch sie irrte sich gewaltig. Hugh lächelte und begann, sich im warmen Licht von Brunos Aufmerksamkeit zu entspannen.
    »Ja«, antwortete er. »Nur, dass das Wort ›Stadt‹ auf eine Art Zivilisation hinweist.«
    Inzwischen saßen sie am Tisch und verspeisten den Räucherlachs. Hugh hatte eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank geholt. Der trockene Sancerre war köstlich.
    »Du verwöhnst uns ja richtig, Dad«, sagte Addie. Doch er würdigte sie kaum eines Blickes. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Bruno. Er verhielt sich wie ein Kind, das einen neuen Freund gefunden hat.
    In Addie regte sich Eifersucht. Die beiden ignorierten sie, als wäre sie nicht vorhanden.
    »Ich war dort«, antwortete Bruno begeistert. »Mit Addie. Wir haben die Verwandtschaft besucht.«
    Hugh wirbelte zu Addie herum. Überraschung malte sich auf seinem Gesicht. Warum hatte sie den Ausflug nie erwähnt?
    Addie konnte es kaum fassen. Diese Unverfrorenheit.
    »Und wie fanden Sie es?«
    Bruno ließ sich mit seiner Antwort Zeit und suchte nach genau den richtigen Worten.
    »Das ist schwer zu sagen«, erwiderte er. »Ich glaube, ich habe alles mit den Augen meines Vaters betrachtet. Ganz gleich, wohin ich auch fuhr, ich habe mir immer vorgestellt, wie es auf ihn gewirkt hätte. Mein Vater hat so von diesem Land geschwärmt. Vielleicht habe ich nach einem Grund gesucht, der mir erklärt hätte, warum er ausgewandert ist.«
    Hugh lauschte aufmerksam, ja, beinahe aggressiv.
    »Vielleicht wissen Sie es ja, Sir. Verstehen Sie, warum er fortgegangen ist?«
    Hughs Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Verachtung und Mitleid.
    »Mein Gott, Junge«, stieß er hervor. »Wenn Sie das Nest vor fünfzig Jahren gesehen hätten, würden Sie mich das nicht fragen. Es ist mir eher ein Rätsel, warum überhaupt jemand geblieben ist.«
    Bruno nickte und sog alles in sich auf. Eigentlich hätte Addie sich freuen sollen, dass sie sich so gut verstanden. Sie hätte erleichtert sein müssen.
    Doch stattdessen fühlte sie sich von allen beiden verraten.
     
    »Glaubst du, es ist gar?«
    Hugh beugte sich über die Arbeitsfläche und betrachtete, die Tranchiergabel in der einen, das Messer in der anderen Hand, die Platte. Das Huhn war bereits tranchiert und angerichtet. Die Flügel lagen zu beiden Seiten. Addie fand, dass es ein wenig rosa aussah, doch es war eindeutig zu spät, um etwas daran zu ändern.
    Also flüchtete sie sich in gekünstelte Fröhlichkeit.
    »Ich denke, es ist wunderbar so.«
    Lasst uns beten und hoffen, dass wir nicht alle eine Lebensmittelvergiftung kriegen, dachte sie. Vorsichtig die Sauciere balancierend, folgte sie ihm die Treppe hinauf. Nach dem Geruch zu urteilen, der ihr in die Nase stieg, handelte es sich um eine Fertigsauce aus dem Päckchen.
    »Bedienen Sie sich, Bruno.«
    Hugh reichte die Platte herum. Inzwischen waren sie beim Rotwein. Hugh hatte vorhin eine Flasche Bordeaux geöffnet und sie zum Atmen aufs Sideboard gestellt. Außerdem gab es nicht nur Erbsen, sondern auch Karotten.

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