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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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Fernseher. Da ihr Haar noch nass war, hatte sie sich ein Handtuch um die Schultern gelegt. Bruno stand in der Küche und kochte das Geburtstagsessen. Es roch nach Knoblauch, Anissamen und zerlassener Butter. Sie hörte, wie heiße Flüssigkeit durch ein Sieb gegossen wurde.
    Addie richtete die Fernbedienung auf den Fernseher und schaltete auf DVD -Funktion.
    Der Bildschirm wurde blau.
    Sie drückte auf PLAY .
    Ein schwarzer Bildschirm, in dessen Mitte in ordentlichen weißen Druckbuchstaben ein Datum geschrieben war.
8. Januar 1974.
Addies vierter Geburtstag.
    Das Datum verblasste. Geräusche erklangen, als der Film begann. Eine bewegliche Kamera glitt über Küchenschränke und senkte sich dann, um auf einer Reihe Kindergesichter zu verharren. Ein halbes Dutzend kleiner Mädchen in Festtagskleidchen standen am Küchentisch wie Kegel. Die Kamera ruckte, die Mädchen drehten sich um und schauten mit großen, leuchtenden Augen zum rechten Bildrand.
    Ein Staunen im Gesicht, saß Addie im Lichtschein des Fernsehers.
    Die Kamera schwenkte nach rechts, und da war sie. Sie stand auf einem Küchenstuhl und beugte sich begeistert über den Tisch. Ihr Haar war zu zwei hoch angesetzten, fedrigen Büscheln zusammengebunden, die ihr zu beiden Seiten aus dem Kopf ragten. Sie hatte die pummeligen Händchen flach auf den Tisch gestützt und hüpfte auf den Beinen auf und nieder wie ein Esel.
    Nicht so wild, Addie, rief jemand. Sonst fällst du noch vom Stuhl.
    Plötzlich gingen die Lichter aus. Die Gesichter wurden zu Schatten. Augen und Zähne blitzten in der Dunkelheit auf. Schemenhafte Gestalten. Eine Männerstimme begann, laut Happy Birthday zu singen. Die kleinen Mädchen stimmten ein. Die Kamera glitt wackelnd die Reihe entlang, um die singenden kleinen Gesichter festzuhalten. Darüber erhob sich eine Frauenstimme in einem gekünstelten Sopran. Maura, dachte Addie. Das konnte nur Maura sein. Sie war zwar nicht zu sehen, aber zu hören.
    Inzwischen hatte die Kamera den leeren Türbogen erreicht. Aus der Dunkelheit erschien ein Kuchen mit vier Kerzen. Zuerst nahm man die Kerzen wahr, im nächsten Moment das körperlose Gesicht, das darüber schwebte. Die flackernden Flammen malten Schatten darauf. Die Augen der Frau funkelten, als sie mitsang.
    Die Kamera blieb auf sie gerichtet, als sie vorsichtig weiterging. Sie trat hinter Addie und streckte die Ellbogen seitlich aus, um einen Ring zu formen. Langsam senkte sie den Ring über Addies wippenden Kopf, bis der Kuchen vor ihr auf dem Tisch stand. Dann beugte sie sich vor, näherte das Gesicht dem von Addie und flüsterte ihr eine Aufforderung zu. Addie pustete die Kerzen aus, Jubel ertönte, und dann wurde wieder Licht gemacht.
    Addie sah zu, wie ihr vierjähriges Ich stolz den Blick über den Tisch schweifen ließ. Ihre Wangen leuchteten im grellen Schein der Deckenlampe hellrosa. Sie beobachtete, wie die Kamera zitternd den Küchentisch umrundete. Ihre Mutter schnitt inzwischen den Kuchen an und verteilte dicke Scheiben auf dünne Pappteller, die sich unter dem Gewicht bogen. Ihr Haar war lang und hellbraun, und sie hatte es oben auf dem Kopf zu einem lockeren Knoten aufgesteckt. Immer wieder schob sie die Unterlippe vor, um eine störrische Locke wegzupusten, die ihr ständig in die Augen fiel. Sie trug eine viktorianische Bluse mit Stehkragen. Ihr Mund war ein breiter, roter Bogen. Eine Zigarette in der Hand, lehnte sie an den Küchenschränken. Hugh stand neben ihr. Addie brauchte einen Moment, um ihn zu erkennen. Eine kühne Haarlocke war ihm in die Stirn gerutscht, und auch er rauchte eine Zigarette. Während Addie die beiden betrachtete, lehnte ihre Mum kurz den Kopf an Hughs Schulter. Im nächsten Moment endete der Film unvermittelt, der Bildschirm wurde schwarz.
     
    Als Bruno aus der Küche kam, stellte er fest, dass Addie weinte. Sie saß noch immer auf dem Boden vor dem Fernseher. Ihr Rücken war gerade, und sie hatte die Beine übereinandergeschlagen wie ein Yogi. Doch ihre Schultern bebten vor Schluchzen.
    Addie hatte noch nie bewegte Bilder von ihrer Mutter gesehen. Nur Fotos, doch eine Filmaufnahme war etwas anderes. Sie ist auf eine Art und Weise real, wie es ein Foto niemals sein kann. Dass ihre Mutter nach all den Jahren wieder zum Leben erweckt worden war, traf Addie wie ein körperlicher Schlag, mit dem sie nicht gerechnet hatte.
    Als Bruno eintrat, wurde sie von Schluchzern geschüttelt, und ihr Atem ging zitternd und stoßweise. Mein Gott, sagte er, was

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