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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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hast du? Er lief auf sie zu und kauerte sich, das Geschirrtuch noch in der Hand, neben sie auf den Boden. Um sie beruhigen, rubbelte er ihr mit der Handfläche über den Rücken.
    Sie hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und schüttelte den Kopf, als versuche sie, durch die Bewegung den Schock zu vertreiben. Dabei weinte sie so heftig, dass man sie kaum verstehen konnte. Bruno beugte sich vor, um herauszufinden, was sie sagte.
    »Ich erinnere mich nicht an sie«, stieß sie hervor, begleitet von bitterlichem Schluchzen. Bruno streichelte ihr den Rücken und begriff immer noch nicht ganz, was geschehen war.
    »Ich dachte, ich wüsste noch einiges, doch nachdem ich sie jetzt gesehen habe, ist mir klar, dass das nicht stimmt. Ich muss es erfunden haben.«
    Mit geröteten Augen blickte sie Bruno verwirrt an.
    »Keine Ahnung, warum ich so durcheinander bin. Wahrscheinlich deshalb, weil sie so anders ist, als ich sie im Gedächtnis habe.«
    Sie lachte über sich selbst und wischte sich die Nase am Pulloverärmel ab.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich weiß wirklich nicht, was in mich gefahren ist. Vermutlich liegt es daran, dass ich nicht damit gerechnet habe. Ich war völlig überrascht, das muss es sein.«
    »Du brauchst mir nichts zu erklären«, erwiderte Bruno. »Dazu besteht überhaupt kein Grund.«
    »Du hast Glück«, meinte sie später zu ihm, nachdem sie den Fisch verspeist und das Geschirr abgeräumt hatten. Inzwischen war Addie über den Schock hinweg, und sie konnten ruhig darüber reden.
    »Du hast Glück«, wiederholte sie, »denn du hast ein ganzes Leben voller Erinnerungen an deine Mum.«
    »Ja«, erwiderte er. Doch seine Miene war todtraurig. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass es sogar zu viele Erinnerungen sind. Insbesondere ihr Ende steht mir noch deutlich vor Augen. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte das Ende vergessen.«

[home]
    Kapitel 34
    H ugh hat so ein typisches Seufzen, wenn er über seine Patienten spricht. Dann holt er tief Luft und atmet mit einem langen, schicksalsergebenen Stöhnen aus, bevor er etwas sagt. Als wisse er, dass es nur ein einziges mögliches Ende gibt, und als könne er kaum die Kraft aufbringen, es seinem Gegenüber zu erklären.
    Genauso hat auch Addies Arzt geseufzt, als er sie bat, Platz zu nehmen, und ihr das Ergebnis der CT -Untersuchung mitteilte. Deshalb wusste sie es sofort. Ihr war klar, was nun kommen würde, bevor er auch nur den Mund aufmachte.
    Dann fragte er, ob sie jemanden anrufen wolle. Er schlug vor, es sei vielleicht besser, wenn sie jetzt nicht allein sei.
    Nein, nein, hörte sie sich selbst sagen. Sie wolle niemanden anrufen.
    Wieder seufzte er und fuhr mit dem Finger die Kante der Akte entlang. Er hatte sie nicht aufgeschlagen, sondern zeichnete nur ihren Umriss nach. Sie stellte fest, dass er sehr gepflegte Nägel hatte. Er hatte wunderschöne manikürte Hände.
    »Es sind keine guten Nachrichten«, fuhr er fort und sah sie endlich an. »Aber ich denke, das wussten Sie bereits.«
    Er sprach in kurzen, sparsamen Sätzen, und sie stellte fest, dass sie jeder seiner Aussagen zustimmte.
    Gerade zeichnete er eine Skizze für sie auf die Innenseite des Aktendeckels, als sein Mobiltelefon läutete. Er brauchte eine Weile, um das Telefon aus der Tasche zu kramen. Als er es endlich in der Hand hatte, betrachtete er den Bildschirm, warf Addie einen Blick zu, reckte den Zeigefinger in die Luft und nahm den Anruf an.
    »Doherty.«
    Er strahlte etwas Gelangweiltes aus, eine lässige Trägheit. Sein sonnengebräuntes Gesicht wies auf Sonntage auf dem Golfplatz hin, auf Urlaube an der Algarve. In der Brusttasche seines Sakkos steckte ein Füllhalter, was Addie etwas nervös machte. Hatte er denn keine Angst, dass er auslaufen könnte?
    »Das heißt, dass wir nächste Woche eine OP weniger haben.«
    Er sah Addie an und verdrehte in einer verschwörerischen Geste die Augen. Sie ertappte sich dabei, dass sie ihn mitfühlend anlächelte.
    »Habe ich am Montag einen vollen Plan?«
    Beim Zuhören betastete er seine Zähne mit der Zunge. Addie beobachtete ihn fasziniert. Er hatte genau die gleichen Marotten wie Hugh. Sie hätten im selben Haushalt aufgewachsen sein können.
    »Herrje«, meinte er nun. »Wir werden Wochen brauchen, um den Rückstand aufzuholen.«
    Er kippelte mit seinem Stuhl wie ein Schuljunge. Im nächsten Moment ließ er die Stuhlbeine wieder zu Boden krachen und beendete das Telefonat.
    »Bitte entschuldigen Sie mich«, sagte er und steckte

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