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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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draußen, Addie und der Hund. Bruno sah den nassen kleinen Kopf neben ihr wippen. Sie sprach mit Lola, doch er konnte nichts verstehen. Zweifellos ermutigte sie sie.
    Er stellte fest, dass er ein wenig eifersüchtig wurde. Ich wünschte, sie würde
mich
ermutigen, dachte er.
    Er konnte selbst kaum fassen, was er da tat. Noch während er sich die eisige Rampe hinuntertastete und verzweifelt das Geländer umklammerte, glaubte er nicht, dass er es wirklich über sich bringen würde. Seine Unterhose flatterte im Wind, sein Brusthaar war erstarrt, und seine Eier zogen sich zusammen. Er machte sich Sorgen um sein Herz.
    Vielleicht ist das ja das Ende, schoss es ihm durch den Kopf. Weil ich mich aufführe wie ein alberner Teenager. Ich werfe meinen fünfzigjährigen Körper in die eisigen Fluten, um ein Mädchen zu beeindrucken.
    »Komm schon!«, rief sie, ein Lachen in der Stimme. Sie ließ sich auf dem Rücken treiben, als sei sie in der Karibik. Offenbar hatte sie Spaß daran, ihn aufzuziehen.
    »Was hält dich denn zurück?«
    »Nur die Todesangst!«, rief er zurück, hob die Arme hoch über den Kopf, holte tief Luft und sprang hinein.
     
    Nun war er seit drei Tagen in diesem Land und schwamm mit seiner verrückten Cousine im eiskalten Meer. Über ihm ragte der Martello Tower auf.
    »Ich fühle mich wie in
Ulysses
«, verkündete er, nachdem er sich von dem Schock erholt hatte.
    Sie tanzte neben ihm auf den Wellen. Das Haar klebte ihr am Kopf, ihre Wimpern waren lang und stachelig, und ihre großen Augen leuchteten. Sie sah aus wie ein Seehund.
    »Ich bin nie über das erste Kapitel hinausgekommen«, erwiderte sie so laut, dass der Klang ihrer Stimme vom Wasser zurückgeworfen wurde. »Eher ein Buch für Jungs, findest du nicht?«
    Bruno lag auf dem Rücken und strampelte heftig mit den Beinen, um sich aufzuwärmen. Das Platschen des Wassers war ausgesprochen angenehm. Er spürte, wie sich Wärme in seinem Körper ausbreitete.
    Allerdings war das nicht von Dauer. Nur wenige Minuten später hatte er kein Gefühl mehr in den Beinen. Außerdem musste er pinkeln, aber er konnte nicht, da seine Blase eingefroren zu sein schien. Hastig kraulte er zum Ufer zurück. Er musste eine Weile Wasser treten, bis er den Anfang der Rampe dadurch entdeckte, dass er sich den Zeh daran stieß. Er zog sich am rostigen Geländer hoch und taumelte in seiner nassen Unterhose die glitschigen Stufen hinauf. Seine Haut brannte, als sie mit der Luft in Berührung kam. Nachdem er sich mit seinem T-Shirt abgetrocknet hatte, zwängte er sich in Jeans und Pullover. Die Jeans blieb beim Anziehen ständig an seiner feuchten Haut kleben.
    Dann setzte er sich auf den Boden und lehnte sich an den Sockel des Turms. Mit geschlossenen Augen genoss er die dunstverschleierte Sonne auf seiner Haut. Hin und wieder öffnete er ein Auge, blickte über das Wasser und hielt Ausschau nach Addie.
    »Ich bin doch nicht wirklich deine Cousine, oder?« Er hätte schwören können, dass sie versucht hatte, mit ihm zu flirten.
    »Zweiten Grades.«
    »Ach, das zählt hier nicht«, hatte sie entgegnet.
    Und er hatte gelächelt.
    Inzwischen sah er ihren Kopf aus dem Wasser aufragen und wieder verschwinden. Lolas kleiner Kopf wippte neben ihr. Hinter ihnen das Meer und noch mehr graues Meer. Über dem Meer: ein schmaler Horizont. Und noch ein Stück darüber: der Himmel.
     
    Sie schwamm mit kurzen, abgehackten Zügen am Ufer entlang. Immer wieder drehte sie sich um und rief nach dem Hund. Der Anblick des treuen kleinen Geschöpfs, das neben ihr herschwamm, rührte sie jedes Mal aufs Neue.
    Wenn sie den Kopf in die andere Richtung wandte, konnte sie Bruno in der Sonne sitzen sehen. Ohne die Jägermütze und die aufgeplusterte Jacke machte er einen beinahe normalen Eindruck.
    Es war der Anfang einer Romanze. Dessen war sie sich völlig bewusst. Sobald sie aus dem Wasser kam, würde sie dort weitermachen müssen, wo sie vor dem Schwimmen aufgehört hatten. Und sie würde ganz sicher mit ihm schlafen, wahrscheinlich heute noch.
    Plötzlich ermüdete sie diese Vorstellung.
    Sie hatte nicht die Kraft für einen neuen Menschen. Sie hatte nicht die Kraft für all die Fragen, die sie würde stellen, und für die Antworten, die sie würde geben müssen. Ihr fehlten die Begeisterung und das Selbstvertrauen, um noch einmal Eigenwerbung zu betreiben und die eigene Person und ihre Vergangenheit zu einem attraktiven, einnehmenden und liebenswerten Paket zu schnüren. Ihr fiel ein, dass sie

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