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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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Geschäftsleute auf der Durchreise und die Collegedozenten und auch noch an das Wo, Was und Wie. Sie kann laut darüber lachen. Es tut ihr gut, sich an ihre verrückten Jahre zu erinnern. Nun, da sie endgültig und unwiederbringlich vorbei sind.
    Bei Addie ist das ganz anders. Sie denkt voller Schrecken an ihre intimen Begegnungen von früher zurück. Sie verfolgen und demütigen sie und fallen blitzartig über sie her. Sie hat Dinge gesagt, die sie nie hätte sagen sollen. Oh, die Dinge, die sie im Taumel der Leidenschaft vorgeschlagen hat. Impulsive Dinge, die man nicht mehr ungeschehen machen kann.
    Zum Beispiel der Tag, als sie ihren Freund vom Flughafen abgeholt hat, nur in einem langen Wintermantel mit nichts darunter. Kein Höschen, kein BH , nur ein Paar hohe Wildlederstiefel und den fest um die Taille gegürteten Mantel. Seit Tagen hatte sie es geplant. Während seiner Abwesenheit hatte sie sich ausgemalt, wie sie es ihm in der Ankunftshalle ins Ohr flüstern würde. Wie er die Hand unter den Mantel schieben würde, um sich zu vergewissern. Wie sie auf der Fahrt den Mantel öffnen würde, so dass es ihn nicht mehr in seinem Sitz hielt. Wie sie ihn wegschieben musste, damit sie keinen Unfall bauten.
    Nur, dass alles ganz anders gekommen war. Sein Gepäck war verschwunden, so dass sie stundenlang auf dem Flughafen warten mussten. Die ganze Zeit war sie in Sorge, der Mantel könne auseinanderklaffen. Und als sie endlich am Auto saßen, stritten sie, und Addie war völlig durchgefroren und hatte eine Gänsehaut. Sie setzte ihn in der Stadt ab. Danach trafen sie sich zwar noch ein paarmal, doch sie wussten beide, dass es aus war. Hin und wieder begegnet sie ihm noch zufällig im Supermarkt. Dann betreiben sie Smalltalk, während seine beiden Kinder im Einkaufswagen sitzen, und Addie würde am liebsten im Erdboden versinken.
    Erinnerungen wie diese steigen immer wieder hoch. Sie brodeln in ihrem Kopf wie ein giftiger Eintopf. Ein zurückgewiesener Annäherungsversuch. Ein Missverständnis wegen einer Valentinskarte. Eine zweideutige SMS , versehentlich an einen Auftraggeber geschickt. Passieren solche Sachen auch anderen Leuten oder nur Addie? Kommen andere Leute darüber hinweg?
    Es ist, als litte sie an der Bluterkrankheit. Die Wunden wollen einfach nicht heilen.
     
    Ständig kreist sie um längst Vergangenes. Eher um die kleinen Dinge als um die großen. Vielleicht deshalb, weil die jüngere Vergangenheit so weh tut, dass sie bis jetzt noch nicht einmal darüber sprechen kann.
    Ihr wird schon flau, wenn man es nur erwähnt, so als stünde sie auf dem schwankenden Deck eines Schiffs. Sie weiß nicht, in welche Worte sie die Geschichte kleiden soll. Keines fühlt sich im Mund richtig an. Alle, die ihr dazu einfallen, scheinen zu hart und zu scharfkantig zu sein, wie Steinchen auf der Zunge.
    In ihrem Kopf läuft es immer noch als Stummfilm ab.
    Sie liegt, starr wie eine Mumie, im Krankenhausbett. Ihr Kopf ruht auf einem Kissenstapel, ihre nackten Arme sind auf der Bettdecke ausgestreckt. Sie ist mit Schläuchen verkabelt. Eine dicke Plastikröhre pumpt Dreck aus der Wunde in ihrem Unterleib. Ein dünner Schlauch, verbunden mit einer Nadel in ihrem Handrücken, versorgt sie mit Antibiotika. Ein hässlicher Bluterguss breitet sich wie ein Fleck in Richtung Handrücken aus. Das Klebeband, das die Nadel am Verrutschen hindert, juckt; außerdem wellt es sich und sitzt schief. Wie gerne würde sie es entfernen, doch sie befürchtet, dabei die Nadel herauszuziehen. Sie will schließlich niemandem zur Last fallen. Also versucht sie, an etwas anderes zu denken, um sich abzulenken.
    Links von ihrem Bett: ein großes, rechteckiges Fenster. Auf dem Fensterbrett: eine Reihe leerer Blumenvasen. Draußen vor dem Fenster: endloser Regen. Wenn sie den Kopf nach rechts dreht, hat sie ihren Nachttisch vor sich. Darauf drängen sich die gelben Rosen, die Della mitgebracht hat, die Lilien von ihrem Dad und die selbstgebastelten Karten von den Mädchen.
    Keine Blumen von David, nur einige atemlose Nachrichten auf ihrer Mailbox, eine Litanei von Ausflüchten und Versprechungen. Ich müsste mich morgen loseisen können, sagte er, als sie ihn zurückrief. Gleich in der Früh geht ein Flieger. Alle waren begeistert von der Ausstellung, fügte er hinzu. Eine New Yorker Galerie hat Interesse gezeigt.
    Toll, hatte sie erwidert. Spitze. Ich freue mich für dich.
    Seine Bilder waren Müll, das hatte sie schon immer gewusst, es sich allerdings

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