Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe in Zartbitter

Liebe in Zartbitter

Titel: Liebe in Zartbitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Dorn
Vom Netzwerk:
mir, sie möge langsam zum Schluss kommen. Doch erst nachdem sie mitgeteilt hat, dass sie fast ein Dutzend gekauft haben, diese kaum schleppen konnten und deshalb mit einem Taxi ins Hotel zurückgefahren sind, beendet sie ihre Erklärungen.
    „Von dort aus habe ich versucht zu telefonieren, aber Sie sind nicht rangegangen“, versichert Herr Answalt ein drittes Mal.
    „Ist doch alles nicht so schlimm“, beruhige ich ihn. „Sie sind wieder da, und das nächste Mal melden Sie sich einfach ab, wenn sie eine Extratour vorhaben. Das lässt sich durchaus einrichten. - Ist es nicht Strafe genug, dass sie den Besuch der Schokoladenfabrik versäumt haben?“
    So wie für mich, denke ich, als die beiden alten Leutchen nicken.
    Ich begleite sie zur Tür. Dort dreht sich die mollige Oma noch einmal um.
    „Das hat Herr Würtz auch gesagt. Wir wären ja sehr gern noch nachgekommen, aber Sie sind ja nicht ans Telefon gegangen. Also haben wir im Hotel auf die Gruppe gewartet. Uns hat das nicht viel ausgemacht. Doch ich glaube, er ist ein bisschen verstimmt deswegen. – Das wollte ich Ihnen nur sagen“, druckst sie verlegen herum.
    „Das kläre ich schon mit ihm. Aber, danke.“, erwidere ich schnell und schließe die Tür.
    Ich lasse mich aufs Bett fallen, lege die Beine hoch und träume vor mich hin. Was für ein seltsamer Tag. Wenn ich ehrlich bin, bedauere ich es nicht, statt der Schokoladenfabrik André de Marville kennengelernt zu haben. Eher, dass es die kürzeste Bekanntschaft meines bisherigen Lebens gewesen ist. Wegen Hendrik Würtz mache ich mir keine Gedanken. Die Answalts sind unversehrt wieder da – alles ist gut abgelaufen.
    Mir fällt ein, dass ich nicht vergessen darf, beim Abendessen unbedingt Fritze anzusprechen. Wegen meiner Handtasche, die hoffentlich noch immer unbemerkt im Bus liegt.

XVIII.
     
    „Du hast nichts erreicht? Verdammter Mist!“
    Fluchend spuckt Christian Tulip eine Zigarettenkippe aus und zermalmt sie mit der Schuhspitze am Boden. Dann hört er sich an, was Jean Paul zu berichten hat.
    Nach dem missglückten Anschlag am Morgen, hat der den Auftrag gehabt, das Büro des Vize-Präsidenten zu beobachten, falls die Referentin aus Deutschland dort auftauchen würde. Doch die ist ins Hotel zurückgekehrt und hat es Tulip damit unmöglich gemacht, ihr Zimmer zu inspizieren.
    Mit gefurchter Stirn vernimmt er, dass die Boyer später doch noch im Parlamentsgebäude erschienen ist, de Marville glücklicherweise nicht angetroffen und deshalb um seinen Besuch im Hotel gebeten hat.
    Nervös nestelt er an seiner Jackett-Tasche, zieht ein Päckchen Gauloises heraus und steckt sich eine an.
    Wenn das geschieht, können sie ihren Auftrag vergessen. Der Mann hätte die Möglichkeit, Einblick in die Papiere mit den geheimen Zahlen zu nehmen, würde vielleicht sogar Kopien erhalten. Das mussten sie unbedingt verhindern.
    Hastig bläst er einen tief inhalierten Zug aus.
    „Hör zu! Bleib du im Parlamentsgebäude und häng dich unauffällig an diesen de Marville. Ich postiere mich in der Nähe des Hotels und behalte Mademoiselle Boyer im Auge. Die beiden dürfen sich auf keinen Fall begegnen! Und noch eines: Wenn wir die Papiere nicht an uns bringen können, muss sie wenigstens daran gehindert werden, morgen das Referat vor der Eurogruppe für Finanzen zu halten. Das ist dir doch klar?“
    „Völlig, klar. Ich habe dich nicht umsonst gewarnt, den Auftrag anzunehmen, aber nun können wir nicht mehr zurück“, lautet Jean-Paul Dumonts gereizte Antwort. „Ich informiere sofort Pascal. Nach der Schlappe heute Morgen, soll er mal zeigen, was er drauf hat“, fügt er sofort einlenkend hinzu.
    „Es wird schon klappen“, äußert Christian zweckoptimistisch, dann legt er auf.

XIX.
     
    Während des Abendessens gibt sich Hendrik Würtz ungewöhnlich schweigsam. Mit unbewegtem Gesicht sitzt er mir gegenüber, doch ab und zu treffen mich Blicke, die mir ganz und gar nicht behagen.
    Seufzend schiebe ich das Dessert beiseite. Ich liebe Mousse au Chocolat, aber Hendrik Würtz‘ Miene verleidet mir heute jeden Genuss daran.
    Die Reisegruppe ist dabei, sich nach und nach aufzulösen. Ich glaube, wir haben es geschafft: Die alten Herrschaften sind pflastermüde und denken nur noch ans Bett, nicht mehr ans Feiern.
    „Morgen, neun Uhr vor dem Hotel“, erinnere ich die Hinausgehenden. „Und ziehen Sie sich etwas Warmes über, wir werden uns vorwiegend im Freien aufhalten.“
    Als die meisten von ihnen den Saal

Weitere Kostenlose Bücher