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Liebe in Zartbitter

Liebe in Zartbitter

Titel: Liebe in Zartbitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa Dorn
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verlassen haben, greife ich nach meiner Jacke.
    „Ich hätte Sie gern noch einen Augenblick gesprochen“, hält mich der Reiseleiter zurück, als ich mich ebenfalls mit einem Nicken verabschieden will.
    Was er nur hat? Es ist doch alles in bester Ordnung, denke ich, setze mich zurück auf meinen Platz und winke dem Kellner.
    „Ein Kirschbier“, bestelle ich. „Für Sie auch? Schließlich ist Feierabend.“
    Er lehnt heftig ab, ordert demonstrativ ein alkoholfreies Pilsner.
    Als der Kellner die Getränke gebracht hat, räuspert sich Würtz, dann setzt er zu einer Strafpredigt an, die sich gewaschen hat.
    „Ihr Verhalten seit heute Mittag ist absolut unprofessionell und nicht zu entschuldigen, Fräulein Bauer...“
    Aha, jetzt statt Lena wieder Fräulein Bauer, denke ich. Na mal sehen, was er vorzubringen hat.
    „...dass sie auf die Answalts warten wollten, kann ich noch nachvollziehen, aber dass sie deren Anrufe nicht entgegengenommen haben und den halben Nachmittag über verschwunden waren, ist unverzeihlich. Wo haben Sie sich rumgetrieben? Waren Sie shoppen, oder was?“
    Ich beiße mir auf die Lippe. Auf diese Fragen erwartete er doch hoffentlich keine Antwort. Sie sind einfach nur unverschämt.
    Vorhin noch habe ich mich dazu durchgerungen, ihm das mit der vergessenen Handtasche im Bus zu beichten. Das kann er nun vergessen. Ich lasse mich nicht herunterputzen. Schließlich mache den Job nicht erst seit gestern.
    „Ich habe auf die Answalts gewartet, sie sind nicht am Treffpunkt erschienen, da bin ich allein zurück ins Hotel“, entgegne ich kühl.
    „Warum haben Sie auf deren Anrufe nicht reagiert? Auch ich habe es mehrmals vergeblich versucht.“
    Verärgert schüttelt er den Kopf und mustert mich mit inquisitorischem Blick.
     „Ich hatte mein Handy auf ‚lautlos‘ gestellt und das Vibrieren bei dem Straßenlärm nicht mitbekommen.“
    Das ist natürlich eine Lüge, aber er hat es nicht anders verdient.
    „Und bis zum Hotel, das keine eineinhalb Kilometer vom Parlament entfernt liegt, haben Sie über zwei Stunden gebraucht?“, bohrt er weiter.
    „Ich habe mich verlaufen. Das ist Ihnen wohl in einer fremden Stadt noch nie passiert?“
    Mit keiner Silbe werde ich ihm verraten, was ich tatsächlich erlebt habe.
    Einen Moment lang stockt das unerfreuliche Gespräch. Er nimmt einen Zug aus seinem Bierglas. Es ist ihm deutlich anzusehen, dass er mir nicht glaubt.
    „Nun, ich kann Ihnen nichts Gegenteiliges beweisen. Aber eines muss ich Ihnen sehr deutlich sagen: Sie haben dem Ruf der ‚Reisen bildet GmbH‘ sehr geschadet, das werde ich nach unserer Rückkehr melden müssen.“
    Ich schnappe nach Luft, will protestieren, aber er spricht schon weiter. „Lassen Sie die Answalts auf die Idee kommen, später zu reklamieren, weil sie das versprochene Programm nicht genießen konnten. Dann muss der Veranstalter den Reisepreis zurückerstatten und mit ein bisschen Pech auch noch eine Art ‚Schmerzensgeld‘ draufzahlen. Das kann teuer werden, besonders, wenn sich das rumspricht und andere Reisende auf die gleiche Masche zu reisen versuchen. – Sie haben mit Ihrem unverantwortlichen Benehmen leichtfertig die Existenz des Unternehmens gefährdet.“
    Jetzt reicht es mir aber. Was bildet sich der Kerl ein?
    Augenblicklich fällt mir das Gespräch mit Sabine ein. Der Waffenstillstand ist beendet. Er hat ihn gebrochen. Wenn er Krieg haben will, kann er Krieg bekommen!
    „Ach, nee!“, fahre ich ihn an. „Ich habe dem Reiseunternehmen also geschadet? Darüber kann ich nur lachen. Was ist denn mit Ihnen, Herr Hendrik Würtz? Was sollen die Damen und Herren denken, wenn sie erfahren, dass sich jemand unter falschem Namen in die Reisegruppe eingeschmuggelt hat und auch noch den Chef hervorkehrt? Wem haben sie sich da anvertraut? Einem Hochstapler, einem Betrüger!? Ein Mitarbeiter dieses Namens existiert im gesamten Unternehmen nicht. Statt Jerome Navarre, der eigentlich die Fahrt begleiten sollte, müsste ich jetzt einen Pieter Schucht vor mir haben. Aber der sind Sie auch nicht. Ich habe mich erkundigt.“
    In meinem Zorn werfe ich ihm alles an den Kopf, was mir gerade einfällt.
    Er unterbricht mich nicht, aber als er mir antwortet, klingt seine Stimme eiskalt.
    „Das ist sehr interessant, Fräulein Bauer. Wer hat denn hier Firmen-Interna ausgeplaudert? Ich werde es in Erfahrung bringen, und dann fliegt die entsprechende Person. Und Ihnen rate ich, Ihre Zunge im Zaum zu halten und sich genau zu überlegen,

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