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Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Titel: Liebe Isländer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huldar Breiðfjörð
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Vorfall gestern Abend und hattest eigentlich geplant, vor dem Dunkelwerden bis Lýsuhóll zu kommen. Aber während du hier festsitzt, senkt sich langsam die Dunkelheit herab. Du startest. Nichts passiert. Und wegen der Batterien hast du Angst, es weiter zu versuchen. Du bist absolut ratlos.
    Als du dich zuvor nach einem sonnigen, aber auch scheißkalten Tag in Borgarnes ins Schwimmbad begeben wolltest, hattest du bemerkt, dass das Auto dampfte und dass der Kühler leckte. Du hattest befürchtet, der Kühler könne gesprungen sein, und bist ausgeflippt. Hattest dann eine alte Frau bemerkt, die hinter einem Wohnzimmerfenster Wäsche zusammenlegte und dich dabei beobachtete, wie du dich unter dem Auto abmühtest. Von der Frau ging etwas Beruhigendes aus. Sie war eine Verbündete in der Einsamkeit. Du hast dich beruhigt, bist im Schwimmbad gewesen, hast im Hotel Kaffee getrunkenund bist dann supergelassen an diese Tankstelle gefahren, um Frostschutzmittel nachzufüllen. Nach einem Schwatz mit dem Tankwart hast du dich ins Auto gesetzt, um dich auf den Weg zu machen, raus aus dem Ort.
    Seitdem ist eine Stunde vergangen, und du sitzt immer noch auf dem Parkplatz fest. Es scheint dir, als ob es ebenso schnell dunkel wird, wie die Zeit langsam vergeht auf dem Lande. Und nun ist auch keine alte Frau mehr da, um sich an ihr festzuhalten. Bloß der schrullige Verkäufer, der hinter dem Ladentisch der Tankstelle sitzt, die Sportseiten im heutigen
Moggi
liest, und dem nichts gleichgültiger sein könnte. Aber war es nicht das, was du wolltest? Die Fernbedienung loslassen und dich selbst durchbeißen müssen? In Schwierigkeiten landen, den Bart wuchern lassen, ein bisschen frieren. War es nicht ganz genau das?
    Aber vielleicht nicht gleich alles am ersten Tag.
    Dir fällt nichts anderes ein, als dass sich Eisnadeln im Benzin gebildet haben könnten. Du hattest ja auch vorgehabt, es mit Frostschutzmittel zu mischen, es dann jedoch wieder vergessen. Du springst raus. Versuchst, das Auto zu schaukeln, damit sich das Benzin im Tank bewegt, die Eisnadeln sich womöglich auflösen. Aber du hörst auf damit, als du bemerkst, dass der Verkäufer dich mit verwunderter Miene beobachtet. Du fühlst dich wie ein Kind, das einen Ball vom Dach holen will und dafür am Haus rüttelt. Du fühlst dich sowieso wie ein Kind.
    Du rufst den Schwager an. »Er muss anspringen. Das ist noch nie vorgekommen. Hast du auch bestimmt den Choke gezogen?« Als du den Choke ziehst und der Wagen sofort anspringt, ärgerst du dich fast noch mehr. Diesmal über dich selbst.
    Du bist nichts anderes als eine jammernde Alte.
    Du bist die alte Frau, die ihre Wäsche zusammenlegt.
    Dann fährst du los.

Der Jeep
     
    Anfangs war es eine Qual, den Jeep zu fahren – der einzige Nachteil an ihm. Er kam nicht über achtzig Stundenkilometer, so dass hinter mir ständig gehupt wurde. Er holperte und ruckelte, und in jeder zweiten Kurve glaubte ich ihn umzukippen. Die Pedale lagen viel höher, als ich es gewohnt war. Ich konnte in dem Sitz schlecht sitzen, fühlte mich einfach so unsicher, dass es lächerlich war. Obwohl der Schwager ihn mir drei Mal geliehen hatte, schien ich mich nicht an den Wagen zu gewöhnen. Ich saß noch immer total gestresst hinterm Steuer. Fand den Jeep völlig unberechenbar und schwerfällig zu manövrieren. Es war wie auf einer Kuh zu sitzen.
    Bald begann ich zu versuchen, mich selbst davon zu überzeugen, dass er nicht das richtige Auto für mich wäre. Er war zu alt. Die Reifen hatten keine Spikes. Er fuhr nicht schnell genug. Es könnte schwierig werden, Ersatzteile zu bekommen. Was, wenn er eine Panne hätte? Ich konnte nicht mal den Keilriemen in einem gewöhnlichen Auto wechseln und wollte mit dem Lappländer hinaus aufs Land, auf Glätte, Bergstrecken und Schnee. Und so weiter. Ich wusste, es waren nichts anderes als Ausreden und Ausflüchte. Das war haargenau der richtige Wagen für die Reise. Doch traute ich mir zu, ihn zu fahren? Die Frage drehte sich um mich. Würde ich wagen, es mit ihm aufzunehmen oder nicht? Im ganzen Land fuhren Leute Lappländer. Es konnte nicht schwieriger sein, diesen Lappländer zu fahren, als jeden anderen. Wenn die Leute ihre fahren konnten, dann sollte mir das auch gelingen.
    Obwohl ich entschlossen zur Bank ging, dreihunderttausend Mäuse abhob und sie auf den Couchtisch des Schwagers knallte, hatte ichAngst, einen schrecklichen Fehler zu machen. Dass ich diesem Wagen nie gewachsen sein, geschweige denn, mich

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