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Liebe ist der größte Schatz

Liebe ist der größte Schatz

Titel: Liebe ist der größte Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SOPHIA JAMES
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blicken würde. Unwillkürlich betrachtete er die Fingerstümpfe an seiner rechten Hand.
    Er legte die Stirn in Falten und erinnerte sich an die Heimkehr nach England nach vierzehnmonatiger Gefangenschaft. Nichts war mehr so gewesen, wie vor diesem unglückseligen Ereignis. Er war distanzierter geworden, härter – das hatte er in den Augen seiner Mutter und seines Bruders lesen und an ihrem Verhalten erkennen können. Selbst seine Schwester, die ihm gegenüber immer unbefangen gewesen war, schien seitdem manchmal Angst vor ihm zu haben.
    Asher fuhr sich durchs Haar. Es war wohl dem Brandy zu verdanken, dass er es wagte, in sich hineinzuhorchen. Emma Seaton berührte sein Herz, das er längst für tot gehalten hatte.
    Es war der Ausdruck in ihren Augen, der ihn nicht losließ, und die seltsam raue Stimme, wenn sie vergaß, wie eine gezierte junge Dame zu sprechen. Sie erweckte den Eindruck, empfindlich und zerbrechlich zu sein, doch als sie an jenem Abend gegen ihn gesunken war, hatte er gespürt, wie muskulös ihre Oberarme waren. Die Kraft, die Emma Seaton zu haben schien, gewann man, wenn man hart arbeitete oder sich sportlich betätigte. Und dies war auffallend ungewöhnlich für eine junge Dame.
    Er zweifelte keine Sekunde daran, dass der Sturz von ihr geplant gewesen war, und er überlegte, wer zu diesem Zeitpunkt neben ihm gestanden hatte. Lance Armitage und Jacks Vater John Derrick, ältere Gentlemen mit Verantwortung und festen Moralvorstellungen. Nein, dachte Asher, sie hatte es auf mich abgesehen – aus welchen Gründen auch immer. Und nun hatte er sie obendrein nach Falder eingeladen.
    War ein Aufenthalt auf seinem Anwesen womöglich genau das, was sie anstrebte?
    Nein, sagte er sich. Das ist unwahrscheinlich. Er witterte Probleme, wo keine existierten. Emma Seaton hatte Angst vor ihrem eigenen Schatten, das sah man ihr an, und sie gebärdete sich ungewöhnlich ungeschickt. Überdies war sie arm wie eine Kirchenmaus.
    Ein abenteuerlicher Gedanke kam ihm in den Sinn. Hatte sie es etwa auf das Carisbrooksche Vermögen abgesehen? War sie eine Glücksritterin mit einer neuartigen Methode, das Gold aufzuspüren? Nicht wenige Frauen hatten nach Melanies Tod versucht, sich bei ihm einzuschmeicheln und ihn zu betören.
    Gütiger Himmel, dachte er seufzend und nahm den Kerzenleuchter vom Kaminsims, bevor er zur Tür schritt, um einen Blick in das gegenüberliegende Musikzimmer zu werfen.
    Melanies Klavier stand unverändert an seinem angestammten Platz, silbern beschienen vom Mondlicht, und auf den schwarz-weißen Tasten tanzten die Schatten, die das flackernde Kerzenlicht erzeugte. Zögernd drückte er eine Taste. Der klare Ton zog in der vollkommenen Stille ein weiches vibrierendes Echo nach sich, um schließlich in der Dunkelheit des geräumigen Zimmers zu verhallen.
    Asher schickte sich an, umzukehren, doch irgendetwas schwer Fassbares, etwas, das mit dem Verstand nicht zu erklären war, hinderte ihn daran, den Raum zu verlassen. Es hatte etwas mit Emma Seaton zu tun. Mit ihren türkisfarbenen Augen. Mit ihrer Narbe. Er hörte ihr Lachen auf den Weiten des Meeres. Des Meeres?, fragte er sich bestürzt. War er im Begriff, den Verstand zu verlieren? Er ging zum Fenster. Kein Laut war zu hören, die Nacht war still. Undurchdringlich schwarz und kalt, nun, da eine Wolke den Mond verdeckte. Bei Wetter wie diesem tat ihm sein Bein weh. Die zersplitterten Knochen waren nicht ordentlich zusammengewachsen und würden ihm zeit seines Lebens Schmerzen bereiten.
    Manchmal kam es ihm vor, als wären Bruchstücke alles, was von ihm übrig geblieben war. Ein durcheinandergewürfeltes Mosaik von düsteren Erinnerungen und Gefühlen, die immer nur um Verlust und Bedauern kreisten.
    „Himmel“, flüsterte er in die Nacht. „Ich werde allmählich so rührselig wie meine Mutter.“ Er wandte sich um und ging zurück in die Bibliothek. Sobald die Dämmerung hereinbrach, würde er wie jeden Morgen versuchen, ein wenig Schlaf zu finden.
    Azziz kehrte kurz vor Mitternacht in das Haus in der Park Street zurück. Emerald hoffte inständig, dass er diesmal die Seitenstraßen genommen hatte, um sicherzugehen, dass niemand ihm zu ihrem Stadthaus gefolgt war.
    „Mir ist am Hafen zu Ohren gekommen, dass McIlverray und seine Männer auf dem Weg nach London sind, Emmie.“
    „Dann weiß er von dem Stock – aus welchem Grund sollte er sich sonst hierher begeben?“, sagte sie und runzelte die Stirn. Diese Neuigkeit warf ein ganz

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