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Liebe ist der größte Schatz

Liebe ist der größte Schatz

Titel: Liebe ist der größte Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SOPHIA JAMES
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übermannen drohte. Ihr altes Herrenhaus existierte nicht mehr, es war in Flammen aufgegangen. McIlverray hatte es zerstört, um sich an ihrem Vater zu rächen, der sein Versprechen, dem Ersten Offizier nach einem Raubzug einen größeren Anteil auszuzahlen, nicht gehalten hatte.
    Dieses leere Versprechen hatte Beau allen gegeben, und sie musste nun zusehen, dass sie die Gläubiger zufriedenstellte.
    Azziz zog sein Messer aus dem Lederfutteral, welches an seinem Schienbein befestigt war, und begann es mit einem ölgetränkten Lappen zu putzen. Die Geste erinnerte Emerald an alte Zeiten, in denen bevorstehende Kämpfe sie angefeuert und ihre Abenteuerlust geweckt hatten. Inzwischen sah sie nur noch die Gefahren, und der Begegnung mit McIlverray blickte sie mit größerer Sorge entgegen, als sie Azziz gegenüber zugab.
    Flüchtig stellte sie sich die Frage, ob ihr ein ebenso früher Tod beschieden sein mochte wie ihrem Vater. Bei der Vorstellung schnürte sich ihr die Kehle zu. In sechs Monaten würde sie zweiundzwanzig, und immer öfter ertappte sie sich dabei, dass sie sich nach anderen Frauen ihres Alters umdrehte, die, von ihren Ehemännern und ihren Kindern begleitet, die Straße entlangflanierten.
    Emerald versuchte sich zu entsinnen, wie ihre Mutter ausgesehen, wie eine zärtliche Geste von ihr sich angefühlt hatte, doch es wollte sich keine Erinnerung einstellen. Sie hätte nicht einmal mehr sagen können, wie ihre Stimme geklungen hatte. Diese Erkenntnis stimmte sie so melancholisch, dass sie beschloss, Azziz von dem bevorstehenden Abend zu berichten, um sich abzulenken.
    „Der Bischof von Kingseat gibt eine Gesellschaft, zu der ich eingeladen bin. Lady Flora, seine Gemahlin, habe ich auf Henshaws Soiree kennengelernt. Aus unerfindlichen Gründen schätzt sie mich und Miriam sehr und hat uns gebeten, ihre Gäste zu sein. Ich darf sie nicht enttäuschen.“
    „Wird Carisbrook dort sein?“
    „Ich denke ja.“
    „Miriam sagt, er zeige ein gewisses Interesse an dir. Wenn er auch nur ahnt, dass wir …“
    „Ich weiß“, unterbrach Emerald den treuen Gefährten und schob ihn aus dem Zimmer. „Sieh zu, dass du etwas zu essen bekommst, Azziz. In der Küche findest du bestimmt noch etwas, da bin ich mir ganz sicher.“

4. KAPITEL

    Am nächsten Abend standen sich der Duke of Carisbrook und Emma Seaton im Haus des Bischofs von Kingseat gegenüber. Dass es sich so verhielt, mochte das Ergebnis einer Anstrengung Lady Flora Learys sein, denn diese hatte den Hang, Ehen zu stiften. Wäre Asher den Learys, seinen Gastgebern, nicht so verbunden gewesen, hätte er sich zeitig empfohlen; der Bischof war jedoch ein guter Freund seiner Familie, und Asher schätzte seine Gemahlin als eine Frau mit seltenem Feingefühl.
    Emma wirkte ausgesprochen unruhig, nachdem Flora sich von ihr abwandte, um die Frage eines anderen Gastes zu beantworten. Asher fiel auf, dass die Spitze an ihren Ärmelsäumen mehr schlecht denn recht angenäht war, und das Kleid, das sie trug, hätte einer viel fülligeren Frau gepasst. Auch die Farbe der Robe mutete befremdlich an – sie war in einem verwaschenen, wenig attraktiven Braun gehalten. Doch genauso wie bei ihrer ersten Begegnung schien Miss Seaton ihre Aufmachung nicht im Geringsten zu kümmern. Das Selbstbewusstsein, das sie trotz ihres unpassenden Erscheinungsbildes inmitten der fein herausgeputzten Gesellschaft an den Tag legte, machte sie umso liebenswerter. Sogar der Bluterguss auf ihrer Wange war verblasst. Wenn sie nur nicht so ruhelos wirken würde, überlegte er und lächelte sie an.
    „Lady Emma, wie es scheint, haben Sie sich wieder erholt. Sie sehen gut aus.“
    „Vielen Dank, Euer Gnaden“, erwiderte sie und nahm einen Schluck von ihrem Likörwein. „Ich war mir so sicher, dass Lady Flora von einer kleinen Gesellschaft gesprochen hat.“
    Asher sah sich um. Ungefähr vierzig, höchstens fünfzig Gäste hielten sich im Salon auf. „In Falder würden zu ei ner kleinen Gesellschaft dreimal so viele Leute geladen“, be merkte er, worauf sie errötete – nicht aus Verlegenheit, wie ihm schien, sondern aus Verwunderung darüber, wie unterschiedlich die Auffassungen sein konnten.
    Meeresblau, dachte er flüchtig. Ihre Augen waren eindeutig türkisfarben. Wie der Ozean in den Tropen.
    „In meinem Elternhaus ging es eher ruhig und bescheiden zu“, fühlte sie sich verpflichtet zu erklären. „Mein Vater war religiös, müssen Sie wissen. Und die Stunden, die er nicht mit

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