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Liebe ist der größte Schatz

Liebe ist der größte Schatz

Titel: Liebe ist der größte Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SOPHIA JAMES
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ihre Mutter fortgegangen war; das Jahr, als ihr Vater die „Mariposa“ gekauft und das Leben eines englischen Aris tokraten aufgegeben hatte.
    Sie faltete das Pergament sorgfältig zusammen, steckte es in ein Buch und vergewisserte sich, dass keine Ecke herausragte. Ein beunruhigender Gedanke kam ihr plötzlich in den Sinn. War dies womöglich Asher Wellinghams endgültiges Abschiedsgeschenk? Hatte er ihr die Karte nicht versprochen und ihr verkündet, er werde eine Überfahrt nach Jamaika für sie besorgen?
    Es klopfte, und Emerald legte das Buch hastig auf den Nachttisch. Eine Dienerin stand vor der Tür und machte einen Knicks. „Seine Gnaden möchte Sie sehen, Mylady. Er sagt, ich soll Sie sofort zu ihm bringen.“
    Emerald widerstand der Versuchung, zum Spiegel zu gehen und ihre Frisur zu richten, und strich sich lediglich den Rock glatt. Die Bewegung verursachte ihr noch immer einen ziehenden Schmerz in der Seite. Zum Glück schien der Arzt, den Asher eigens aus London hatte holen lassen, etwas von seinem Handwerk zu verstehen. Er hatte die Kugel sachkundig entfernt.
    In zweierlei Hinsicht hatte das Schicksal es gut mit ihr gemeint: Die McIlverrays waren alle tot und stellten keine Bedrohung mehr dar. Und die örtlichen Konstabler behandelten die Angelegenheit als einen gewöhnlichen Raubüberfall. Asher hatte dafür Sorge getragen, dass kein skandalträchtiges Detail an die Öffentlichkeit drang, um sie zu schützen und vor unliebsamen Konsequenzen zu verschonen.
    Sie folgte der Bediensteten zur Bibliothek. Als sie eintrat und Asher auf der Terrasse im Sonnenlicht stehen sah, lächelte sie. Sein Haar wirkte dunkler als sonst, und wie so oft trug er kein Krawattentuch, sondern hatte sein Hemd am Kragen leger geöffnet. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und sie musste das vertraute Gefühl der Sehnsucht, in seine Arme zu sinken, unterdrücken.
    Fass ihn nicht an, mahnte sie sich. Lass ihn nicht zu nahe kommen.
    „Guten Morgen, Emerald. Du siehst erholt aus.“ Asher machte keine Anstalten, ihre Hand zu ergreifen, als sie durch die offene Glastür trat. Nichts an ihm ließ erkennen, ob er sich an die Intimität, die sie geteilt hatten, erinnerte. Stattdessen begegnete er ihr mit freundlicher Zurückhaltung.
    Seine Augen wirkten dunkler als jemals zuvor; die goldgelben Flecken waren verschwunden.
    „Vielen Dank für die Karte“, sagte sie hilflos. Etwas anderes fiel ihr nicht ein, nach allem, was in den letzten Tagen geschehen war.
    „Wirst du nach Jamaika aufbrechen, um nach dem Gold zu suchen?“, fragte er zögernd.
    „Ja. Es sollte mir nicht schwerfallen, es zu finden, nun, da ich den Lageplan habe.“
    „Wie willst du vorgehen?“
    „Wie ich vorgehen will?“
    „Ja“, erwiderte er ungeduldig, worauf sie verstummte.
    Sie brauchte ein Schiff, doch niemand in Jamaika würde ihr Geld leihen. Und da sie St. Clair verloren hatte, besaß sie kein Anwesen als Sicherheit für die Bank.
    „Ich weiß es noch nicht“, erklärte sie schließlich gleichmütig, als sei es das geringste ihrer Probleme, ein Schiff aufzutreiben.
    „Wie ich bereits erwähnte, steht dir eines meiner Schiffe für die Überfahrt zur Verfügung. Die ‚Nautilus‘ ist startklar.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Weshalb hilfst du mir?“
    „Weil du unberührt warst“, antwortete er leichthin und ohne eine Gefühlsregung preiszugeben.
    Sie trat vor ihn hin und straffte die Schultern. „Ich bekomme kein Kind“, hörte sie sich sagen und errötete. Aber sie wollte nicht, dass er sich ihr verpflichtet fühlte, erst recht jetzt, da er so distanziert und gleichgültig anmutete.
    „Mein Angebot gilt unabhängig davon, ob ich ein Kind gezeugt habe oder nicht“, erwiderte er. Emerald spürte kurz seinen warmen Atem auf ihrer Wange, bevor er einen Schritt zurücksetzte.
    Die ganze Unterhaltung kam ihr mit einem Mal so absurd vor, dass sie keine Lust mehr verspürte, sie fortzusetzen. Emerald war der Wechselbäder ihrer Gefühle müde. Sie wollte sich die Frage, ob Asher sie liebte oder nicht, nicht mehr stellen müssen. Alles, was sie wollte, war, dass er sie in seine Arme nahm, damit sie seine Stärke spüren konnte. Sie wollte sich geborgen fühlen.
    Das Kreischen einer Möwe riss sie aus ihren Gedanken, und sie blickte zum Himmel. Heute war es frischer als die Tage zuvor, und eine Wolkenfront schob sich allmählich vom Meer her zu ihnen hinüber. Es würde Regen geben. Ohne darüber nachzudenken, legte sie die Hand auf die Wunde an

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