Liebe ist der größte Schatz
seiner offensichtlichen Blessuren hatte man im ton enormen Respekt vor ihm entwickelt und bei gesellschaftlichen Anlässen Abstand von ihm gehalten.
Förderlich war auch die allgemeine Kenntnis über seinen Vergeltungsschlag gegen Beau Sandford gewesen. Es hieß, er habe dem Piraten den Säbel an die hundert Mal in den Bauch gerammt, um sicherzugehen, dass er wirklich tot war. Dann habe er ihm die Ohren abgeschnitten und ihn lachend über Bord geworfen. Sollten die Leute doch denken, was sie wollten.
Obgleich es nicht so blutrünstig zugegangen war, war das Bewusstsein, sterblich zu sein, seit dem erbitterten Gefecht ein Teil seiner selbst geworden. Nachdem er Sandford getötet hatte, musste er mit dem Hass leben, der sich nach dem Racheakt nicht wie erhofft verflüchtigt hatte. Statt Genugtuung zu empfinden, quälte ihn seither die Scham darüber, dass er, der Duke of Carisbrook, nicht in der Lage gewesen war, seine Frau und seinen Bruder zu beschützen.
Falder stand für die altehrwürdige Tradition seiner Familie, die sich die Verteidigung der Ehre und der moralischen Werte auf die Fahnen geschrieben hatte. Falder, eingebettet in eine grüne Hügellandschaft mit Blick auf das weite Meer, bedeutete ihm viel.
Heimat. Rückzug. Neuanfang.
Deutlicher als jemals zuvor sah Asher jetzt, dass dies nicht nur für ihn galt, sondern gleichermaßen für Taris und Emerald. Für alle, die zu ihm gehörten und ihm etwas bedeuteten. Er lächelte, als sein Juwelier Peter Solborne ihm die Tür öffnete.
„Ich war gerade dabei, Ihnen eine Nachricht zu senden, Euer Gnaden. Sie erwähnten, dass Sie anlässlich des bevorstehenden Geburtstages Ihrer Schwester ein besonderes Geschenk suchen. Ich habe ein außergewöhnliches Schmuckstück gefunden, von dem ich denke, es könnte Ihnen gefallen.“ Der Juwelier ging ihm voran und nahm ein längliches Etui aus einer Schublade unter seiner Ladentheke. In dem genarbten bordeauxfarbenen Leder prangte eine silberfarbene Prägung, die aus den Initialen
E.S. und dem Datum 1801 bestand. Als der Juwelier das Kästchen öffnete, verschlug es Asher vor Bewunderung den Atem. Exquisite Perlen kamen zum Vorschein, der Größe nach zu einer wunderschönen Kette aufgereiht, de ren zarter rosafarbener Perlmuttglanz selten und kostbar anmutete.
„Beim Jupiter.“ Asher hob das Kollier aus seinem seidengefütterten Bett und ließ den Finger über den kunstvoll gearbeiteten Verschluss gleiten. „Woher haben Sie dieses Kleinod?“
„Ein mir nicht bekannter Gentleman brachte es vor ungefähr zwei Wochen, ein höchst ungewöhnlicher Zeitgenosse. Ich habe die Kette zertifizieren lassen. Die Perlen stammen aus dem karibischen Raum.“
Ashers Herz begann schneller zu schlagen. „Hat er seinen Namen genannt?“
„Nein, Euer Gnaden. Oh, aber er hinterlegte eine Karte, damit ich ihn kontaktieren kann, wenn ich das Stück verkaufe. Es war die Visitenkarte der Countess of Haversham, was ich damals als recht ungewöhnlich erachtete. Ich musste ihm versprechen, die Dame darüber in Kenntnis zu setzen, wer die Kette erworben hat.“
Zutiefst verblüfft über diesen Zufall, verstummte Asher.
E.S. heißt nichts anderes als Emma Seaton, Emerald Sandford!, ging es ihm durch den Kopf. Sollten diese außergewöhnlichen Perlen wahrhaftig ihr gehören? Er betrachtete sich das Kollier genauer. „Wie viel kostet sie?“
Der Juwelier nannte ihm eine Summe, von der Emerald gewiss nicht einmal ein Zehntel erhalten hatte.
„Ich nehme sie.“
Erstaunt blickte Solborne zu ihm auf. Offensichtlich hatte er damit gerechnet, mit dem Preis heruntergehen zu müssen. Er legte die Kette wieder in die Schachtel und überreichte sie Asher. „Womit kann ich Ihnen sonst noch dienen, Euer Gnaden?“
„Ich würde gern Ihre exquisitesten Ringe sehen. Smaragdringe, um genau zu sein.“
Obgleich dem Juwelier anzusehen war, dass seine Neugierde geweckt war, begab er sich ohne weitere Fragen zu stellen ins Nebenzimmer, um seinem Kunden eine Auswahl kunstvoll gearbeiteter Ringe zu präsentieren. Nach zwanzig Minuten hatte Asher seine Wahl getroffen und sich einen schmalen Goldreif ausgesucht, den ein einzigartiger Smaragd zierte. Um den dunkelgrünen Stein herum waren exzellent geschliffene Diamanten angebracht.
„Eine gute Wahl, Euer Gnaden, wenn ich das sagen darf. Ich bin mir sicher, dass die Dame, für die der Ring bestimmt ist, sehr erfreut sein wird.“
„Es gibt noch etwas, das Sie für mich tun können“, sagte Asher,
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