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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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wollte nicht glauben, was man mir berichtet hat, aber es ist dennoch wahr.« Die Priorin klang eisig. »Dabei dachte ich, ich hätte mich klar genug ausgedrückt.« Sie holte tief Luft. »Auseinander!«
    Wie betäubt gehorchten die beiden.
    »Dass du die Regeln brichst, Eila, wundert mich nicht. Von dir allerdings, Rose, bin ich mehr als enttäuscht.«
    »Wir haben nichts Böses getan«, sagte Eila. »Uns war nur so kalt, und wir hatten Heimweh …«
    »In deine Zelle, und zwar augenblicklich! Du wirst morgen erfahren, was ich dir zur Buße auferlege. Worauf wartest du noch?«
    Steifbeinig verließ Eila das Bett. An der Türe drehte sie sich noch einmal um.
    »Schlaf gut, Rose«, sagte sie leise. »Und vergiss nicht: immer!«

    Der Zorn hielt sie wach für den Rest der Nacht und brannte weiter in ihr, sogar während der frühmorgendlichen Laudes, bei denen sie zu wütend war, um zu singen wie all die anderen vor, hinter und neben ihr. Sie klappte nur den Mund auf und zu, um weiteren Ärger zu vermeiden. Mühelos hielt Eila ihren Zorn weiter aufrecht, während sie im Refektorium gemeinschaftlich das lauwarme Mus löffelten.
    Dann war es so weit: Bihilit erwartete sie im Scriptorium.
    Zufall oder nicht, Eila stand nicht weit von Roses Pult. Sie erkannte es an der Sauberkeit, die es von den übrigen unterschied. Die Freundin arbeitete offensichtlich an einem neuen Pergament, noch jungfräulich bis auf wenige Zeilen, die sie bereits mit ihrer großzügigen, aber ordentlichen Handschrift geschrieben hatte. Eine Welle von Zuneigung erfasste Eila, die allerdings schnell verschwand, als sie Bihilits Blick auf sich spürte.
    »Was soll ich nur mit dir anfangen?«, sagte die Priorin und klang zu Eilas Überraschung eher resigniert als wütend. »Immer wieder neue Scherereien! Du gehörst nicht hierher, das steht fest. Du passt nicht zu uns. Das hab ich auch deinem Vater gesagt. Aber der Graf wollte ja nichts davon hören. Ich denke, ich werde noch einmal mit ihm reden müssen, ernsthaft reden, und das möglichst bald.«
    Eila starrte zu Boden.
    »Es kann nicht angehen, dass du ständig Unfrieden stiftest«, fuhr die Priorin fort, »und andere zu Verbotenem verleitest. Wer hier lebt, hat sich unseren Regeln zu unterwerfen. Du willst erwachsen sein, Eila? Dann hör auch auf, dich wie ein verzogenes Balg aufzuführen!«
    Langsam hob Eila den Kopf. Ihre Augen entsandten Blitze.
    »Das genau ist es, wovon ich rede – nichts als blanke Aufsässigkeit! Ich kann keine Regung von Reue entdecken«, sagte Bihilit. »Nicht einen Funken davon. Aber ich werde dir ausreichend Gelegenheit zur Reue geben. Deine Ausflüge sind bis auf weiteres gestrichen. Stattdessen wirst du beten und dich in Stille versenken …«
    »Damit strafst du die Armen – nicht mich!«, fiel Eila ihr ins Wort. »Ist es das, was du willst?«
    »Jemand anderer kann deinen Dienst übernehmen. Du bist längst nicht so unersetzlich, wie du dir vielleicht einbildest.«
    »Ach, und welche der frommen Schwestern würde statt meiner bei Regen und Schnee durch die Wälder reiten wollen?«
    Bihilit stand so steif da, als hätte sie einen Stecken verschluckt.
    »Du solltest wirklich mit meinem Vater reden«, fuhr Eila fort, die langsam immer sicherer wurde. »Ich wäre sehr dafür. Und zwar, um dich bei ihm zu erkundigen, wie man zwei Felder mit Winter- und Sommerfrucht bebaut, während man das dritte brachliegen lässt, um bessere Ernten zu erzielen. Würde das Stift nämlich endlich so verfahren, wie er es schon seit Jahren tut, gäbe es womöglich gar nicht so viele Arme, die hungern und frieren müssen.«
    Mit Befriedigung sah sie, wie Bihilits Brustkorb sich schnell hob und senkte, wie sie mühsam um Fassung rang.
    »Ginge es nach mir, ich würde euch so bald wie möglich von meiner Gegenwart befreien«, sagte Eila. »Doch mein Vater hat offenbar andere Pläne. Solange ich mich fügen und hier leben muss, werde ich weiterhin für die sorgen, die sich mir anvertraut haben. Es gibt da ein kleines Mädchen mit kranken Augen, das schon sehnsüchtig auf mich wartet. Ich gehe jetzt. Und du wirst mich nicht aufhalten.«
    Sie hatte das letzte Wort behalten, aber ein Sieg war es trotzdem nicht. Wie lange würde sie das noch ertragen? Der Gedanke an Flucht erschien ihr von neuem verlockend, auch wenn sie Rose damit sehr traurig machen würde.
    Draußen war es nicht so kalt, wie sie befürchtet hatte, aber sehr windig. Eila stemmte sich gegen die Böen und musste mit der einen Hand

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