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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Hunger?« Sigmar war blitzschnell an ihrer Seite, und Eila hätte lügen müssen, wenn sie behauptet hätte, dass sie seine Wärme nicht tröstend und angenehm empfand. »Ich könnte einen ganzen Ochsen vertilgen – allein und auf der Stelle!« Er hatte ihre Hand gepackt und gedrückt, sie aber sofort wieder losgelassen, als Eila hörbar nach Luft schnappte, weil Landos Eisenring dabei tief in ihr Fleisch schnitt.
    »Es wird aber wohl eher Suppe geben und Fisch«, sagte Rose spöttisch, »wie gewöhnlich an Weihnachten. Wenn du Glück hast, vielleicht noch Rosinenkuchen. Für den Ochsen wirst du dich schon gedulden müssen, bis die Osterfeuer wieder brennen.«
    »Ein Ritter muss immer ordentlich essen. Wie sollen die Feinde sonst vor ihm zittern? Das Blut der Böhmen, die wir im Sommer geschlagen haben, ist kaum an unseren Schwertern getrocknet. Und es sieht ganz so aus, als könnte es schon bald wieder aufs Neue losgehen.«
    »Ihr zieht wieder in den Krieg?« Eila fuhr zu ihm herum. »Vater auch? Aber wohin …«
    »Pst!« Sigmar legte ihr seinen Finger auf die Lippen. »Ihr beide habt nichts gehört, gar nichts, verstanden? Es kann mich sonst den Kopf kosten, und das wollt ihr doch sicherlich nicht.«
    »Ach, ich denke mal, dein Kopf sitzt ziemlich fest«, sagte Rose. »Damit kannst du uns nicht schrecken!«
    »Wir sprechen uns später, wir beide«, raunte Sigmar Eila zu und bedachte Rose, die keinerlei Anstalten machte zu weichen, mit einem unfreundlichen Blick. »Sobald wir ungestört sind.«
    »Du magst ihn nicht«, sagte Eila, als er davongestürmt war. »Weshalb, Rose? Was hat er dir getan?«
    »Er wird dich unglücklich machen. Vielleicht bereust du eines Tages, dass du ihm jemals begegnet bist. Aber du wirst Sigmar trotzdem erhören, das weiß ich, und das ist es, was mich traurig stimmt. Unsere Wege trennen sich. Ich werde dich verlieren.« Ihre Unterlippe begann zu zittern.
    Im Licht der Fackel sah sie plötzlich so klein und verloren aus wie einst.
    »Was redest du da? Gar nichts werde ich …«
    »Lass gut sein, Eila!«, sagte Rose mühsam beherrscht. »Ich denke, du hast deine Gründe.«

    Später, als all die Hechte und Forellen verspeist waren, und auf den großen Silberplatten, auf denen sich gerade noch gebackene Karpfen übereinander getürmt hatten, nur noch Köpfe, Schwanzflossen und Gräten übrig geblieben waren, senkte sich satter weihnachtlicher Friede über die Hofgesellschaft. Jetzt wurden die Nachspeisen aufgetragen, fettglänzende Kuchen, in Wein gedünstete Bratäpfel mit Mandeln, geflochtenes Rosinenbrot, und wieder griffen die meisten herzhaft zu. Rotwein wurde dazu gereicht, schwerer, stark gewürzter Rebensaft, der die Wangen rosig und die Augen vieler schnell glasig machte.
    Pater Johannes hatte sich gleich nach der Mette wortkarg zurückgezogen, weil er die Nacht im Gebet verbringen wollte, und niemand schien ihn besonders zu vermissen. Während Liudolf trotz des opulenten Mahls sonderbar verstimmt wirkte und sich abseits hielt, als lauere er auf irgendetwas, schien der König glänzender Laune zu sein. Otto lachte und scherzte, hatte für jeden ein freundliches Wort, eine launige Bemerkung. Er war es auch, der die Spielleute aufforderte, in die Saiten zu greifen, und bald schon erfüllten die hellen Töne ihrer Harfen den Saal. Eila fiel auf, dass seine Blicke immer wieder zu ihrer Mutter wanderten, aber es war nicht allein Otto, dessen Aufmerksamkeit Oda erregte.
    Raymonds Frau war der strahlende Mittelpunkt der nächtlichen Tafel. Sie stach sogar die junge Herzogin Ida aus, zu deren Linken man Eila platziert hatte. Gegen Odas silbernes Haar wirkte das der Herzogin wie plumper Flachs, gegen das leuchtende Blau ihres Kleides verblasste das feine Grün, das die andere trug. Nicht einmal der kostbare Hermelinbesatz an Kragen und Ärmeln vermochte mit dem blendenden Weiß von Odas Schneefuchs zu konkurrieren. Diese schien sich ihrer Wirkung bewusst, stellte nach außen jedoch Zurückhaltung und Bescheidenheit zur Schau. Ihren Teller hatte sie kaum berührt, und auch an dem silbernen Becher nippte sie nur. Ab und an schaute sie zu Eila; dann versprühte ihr heller Blick eisige Schärfe.
    Irgendwann trat Otto zu ihr. Oda erhob sich, verneigte sich anmutig und tiefer, als unbedingt nötig, der König aber zog sie schnell wieder nach oben.
    »Eigentlich sollten wir dir ja grollen«, wandte er sich an Raymond, der so steif und grau an seinem Platz saß, als sei er auf der Bank

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