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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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alle sind dann in der engsten Nähe des zukünftigen Königs, und nur darauf kommt es an in diesen schwierigen Zeiten.«
    Langsam war Eila wach genug, um ihre Gedanken zu sortieren.
    »Du wolltest doch niemals an den Hof zurück«, sagte sie. »Unter keinen Umständen. Stets hast du dich dagegen gesträubt. Weshalb dann ausgerechnet jetzt?«
    Odas Miene wurde frostig.
    »Das sind Dinge, die dich nichts angehen.« Sie zupfte an ihrem Hemd. »Sag mir lieber, wie die Sache mit Sigmar steht. Alles im Lot?«
    »Du weißt auch davon Bescheid?«
    »Wann soll Hochzeit sein? Ostern? Pfingsten? Warte bloß nicht zu lange! Die Frau eines Billungers zu werden – ich bin nicht einmal sicher, ob du dein unfassbares Glück überhaupt begreifen kannst.«
    Eila wich zurück.
    »Und ich bin nicht einmal sicher, ob ich Sigmar überhaupt heiraten …«
    Bevor sie sich versah, war Oda wie ein zorniger Schatten halb über ihr.
    »Die Hofdame für Ida kann nur eine verheiratete Frau sein«, sagte sie. »Ich dachte, wenigstens das wäre dir klar. Was in aller Welt soll sie als künftige Königin mit einer ledigen Schnepfe, die von nichts eine Ahnung hat. Also?«
    »Lass mich endlich in Ruhe!«, sagte Eila. »Ich muss nachdenken.«

    Schnee stob unter den Hufen ihrer Pferde, als sie am frühen Weihnachtsmorgen am Waldrand entlangritten, und das Licht war blau und kalt. Ein paar Krähen flogen auf; irgendwo war entferntes Jaulen zu hören. Die Bäume standen so dicht und hell wie ein Heer mit schweren Schneehelmen, das sich zur Schlacht formiert hatte. Unvermittelt brachte der König seinen Rappen zum Halten.
    »Deine Felder, Raimund?«, fragte er.
    Raymond nickte. Seitdem sie von Pöhlde aufgebrochen waren, befand er sich innerlich auf der Hut, sortierte alle Argumente, fest entschlossen, sich zu keiner unüberlegten Antwort hinreißen zu lassen.
    »Bihilit hat mir erzählt, dass du schon seit einiger Zeit konsequent nach der neuen Methode anbauen lässt«, fuhr Otto fort. »Und die Erträge? Sind sie gut?«
    »Ich bin zufrieden, Monseigneur.« Er ließ sich nicht anmerken, dass die Erwähnung der Priorin ihn irritierte. Otto überließ nichts dem Zufall. Niemals. Wenn er sie hier und heute erwähnte, musste es einen Grund geben. »Wollen wir weiterreiten?«
    »Von mir aus.«
    Raymond gab Belle die Sporen, und sie schnaubte leise, als spüre sie genau, dass es nach Hause ging.
    »Deine Kleine scheint sich nicht allzu wohl zu fühlen unter all den frommen Schwestern«, sagte Otto schließlich, als ihre Pferde nebeneinander im Schnee trabten. »Sie kämpft und rebelliert. So jedenfalls hat man mir berichtet. Wirst du etwas unternehmen?«
    »Kinder machen nicht immer, was ihre Väter wollen. Eila ist da keine Ausnahme.«
    »Wem sagst du das! Mein eigener Sohn scharrt im Staub wie ein junger Hengst. Nach Macht dürstet er und nach Ruhm. Alle Feinde möchte er schlagen. Dabei ahnt er noch nicht einmal, wie schwer Blut ein Schwert machen kann.«
    »Liudolf hat eine schöne Frau. Und ein reiches Herzogtum dazu«, sagte Raymond. »Er kann zufrieden sein.«
    »Aber das ist er nicht. Er will die Krone. Meine Krone – am liebsten auf der Stelle.«
    »Liudolf wird einmal ein guter König sein. Ebenso wie sein Vater. Und sein Großvater. Im letzten Sommer gegen die Böhmen hat er bewiesen, dass er kämpfen kann.«
    Mit einer raschen Bewegung brachte Otto sein Ross zum Wenden und hinderte Raymond damit am Weiterreiten.
    »Spar dir die Floskeln!«, sagte er. »Zwei Brüder, die mir die Krone und das Leben nehmen wollten, sind mehr als genug für ein Königsleben. Es gibt Gerüchte, dass Liudolf sich anschickt, ihnen auf diesem unheiligen Weg nachzufolgen – und ich habe durchaus Anlass, diese Gerüchte ernst zu nehmen.«
    »Wieso stellst du deinen Sohn dann nicht zur Rede?«
    »Weich mir nicht schon wieder aus – nicht bei dem, was uns beide verbindet! Hast du mir etwas zu sagen, Raimund?«
    »Mach ihn nicht klein!«, sagte Raymond. »Ich denke, das wäre womöglich der größte Fehler. Du bist so groß. Lass Liudolf auch etwas davon!« Seine Hand beruhigte die aufgeregte Stute. »Wir sollten weiter, Sire. Diese Wintertage sind kurz.«
    Es herrschte helle Aufregung, als sie unangemeldet auf Burg Scharzfels erschienen. Bodo verrenkte sich fast den Hals, als ihm mitgeteilt wurde, dass der Gast der König war; Gissel, der sich um die Pferde kümmern sollte, ließ das Halfter fallen und begann hastig herumzufuchteln. Malin fiel von einer Verbeugung in die

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