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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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ständig in seinen Knochen saß wie ein lästiger, ungebetener Gast. Dann aber erteilte der Bergmeister den Befehl zum Feuerschlagen.
    Vor dem Einfahren war die Unruhe spürbar, die unter den Montani ausbrach. Einige steckten die Köpfe zusammen und redeten leise, während andere zu Boden starrten, als könnten sie damit das Unheil abwenden.
    »Wir machen es«, hörte Lando Baltus sagen. »Ich hab es oft genug getan, und der Neue muss es ohnehin einmal lernen. Also, was solls?«
    Er begriff noch immer nicht ganz, was ihnen bevorstand, aber als bündelweise trockenes Holz nach unten geschafft wurde, dämmerte ihm langsam, worauf es hinauslief.
    »Du willst Feuer legen, während wir dort unten sind? Müssen wir dann nicht ersticken?«
    Baltus’ Grinsen legte seine schadhaften Zähne frei.
    »Du stirbst schon nicht daran«, sagte er. »Sieh mich an! Ich habs schließlich auch bis heute überlebt. Im ärgsten Fall fallen dir ein paar Brocken auf den Schädel. Alles halb so schlimm.«
    Doch als dann das Feuer die Scheite verzehrte, begann sich beißender Rauch auszubreiten. Baltus und Lando, scheinbar in sicherer Entfernung, konnten nicht mehr aufhören zu husten, und ihre Augen tränten.
    »Ich muss hier raus!«, stöhnte Lando, der spürte, wie etwas Kaltes, Dunkles unaufhaltsam nach ihm griff, das ihn trotz aller äußerlichen Hitze innerlich ganz klamm werden ließ. »Ich krieg keine Luft mehr!«
    »Du kannst jetzt nicht raus.« Baltus röchelte. »Nicht bevor das Feuer den Gang …«
    Ein ohrenbetäubender Knall.
    Lando drückte sich auf den Boden, hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen. Felsbrocken polterten auf ihn herunter, auf seinen Nacken, seinen Rücken, sein Gesäß, ein Hagel aus Steinen, der nicht mehr aufhören wollte. Lando schmeckte Blut im Mund. Spürte ein Dröhnen, das ihm das Trommelfell zu zerreißen drohte.
    Eila, dachte er, Eila!, während ein Felsstück seinen Kopf traf, und er war für einen Seufzer glücklich, dass dieser Namen das Letzte war, was er mit in den Tod nehmen würde.

MÄRZ 951
KLOSTER CORVEY
    »Deine Besucher sind da, ehrwürdiger Vater.« Der kleine Mönch zog die spitzen Schultern hoch. Jetzt sah es fast so aus, als wolle er vor lauter Verlegenheit in seiner rauen Kutte verschwinden. »Ich hab sie in die Scheune geführt. Genauso, wie du es angeordnet hast.«
    »Bring sie herauf!«, sagte Pater Johannes. »Ich hab es mir anders überlegt. Hier lässt es sich besser reden.«
    Er stand auf, als der junge Bruder eilfertig losschoss, dehnte den Rücken, ging ein paarmal nacheinander in die Knie. Das lange, eintönige Sitzen bekam ihm nicht mehr, war kaum besser als tagelanges Reiten, das ebenso wenig sein Fall war. Doch wo, wenn nicht hier, sollte er finden, wonach er so dringend suchte? Kaum eine Klosterbibliothek im gesamten Reich, die es mit der von Corvey aufnehmen konnte. Sie barg nicht nur die wertvollsten Schriften aus der Antike, sondern auch Werke der Kirchenväter sowie Abschriften bedeutender Heiligenviten.
    Natürlich hatte er gehofft, bei seinem Studium konkretere Hinweise über den Täufer zu entdecken. Über die Umstände seines Todes waren sich alle infrage kommenden Autoren einig. Doch was danach mit seinem Leichnam geschehen war, schien niemand genau zu wissen. Einige behaupteten, Johannes sei noch im Heiligen Land begraben worden, andere dagegen, man habe den Kopf sowie den restlichen Leichnam fortgeschleppt, zerstückelt und die Teile schließlich an verschiedene Orte gebracht.
    Theoretisch war also durchaus möglich, was jener Galgenstrick behauptete: dass er auf verschlungenen Wegen, über die man besser nicht sprach, tatsächlich an die Zunge des Täufers gekommen sei. Ob er sie bereits besaß und ihn nur mit dreisten Behauptungen hinhielt, um noch mehr für sich herauszuschlagen? Oder waren tatsächlich unvorhersehbare Schwierigkeiten aufgetreten, die eine neuerliche Verzögerung zur Folge hatten?
    Pater Johannes spürte einen schalen Geschmack im Mund. Bis die Gebeine des heiligen Vitus ihren Weg von Amiens hierher ins Kloster Corvey gefunden hatten, waren Jahrzehnte vergangen; darüber hatte er sich gerade in den vorliegenden Urkunden vergewissert. Es würde ihm folglich nichts anders übrig bleiben, als weiterhin zu hoffen und zu beten, dass er keinem Betrüger aufsaß.
    »Deine Besucher, ehrwürdiger Vater.«
    Der kleine Mönch ließ den Strick herein und einen weiteren Bruder, der Johannes zunächst unbekannt erschien. Erst als der Mann den Kopf

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