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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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hinunter in die Küche«, befahl er ihm. »Der Cellerar soll ihn mit allem ausstatten, was er für seine Reise benötigt. Sag ihm auch, er soll sich damit beeilen. Die beiden müssen noch heute weiter.«
    »Der fremde Bruder wird also nicht bei uns im Dormitorium schlafen?«
    Jetzt schüttelten Johannes und der Strick nahezu gleichzeitig den Kopf.
    »Von welchem Kloster kommst du eigentlich?«, fragte der kleine Mönch neugierig weiter und wandte sich direkt an Rochus. »Brunshausen oder …«
    »Der heilige Benedikt zählt Neugierde zu den schlimmsten Lastern«, sagte Pater Johannes streng. »Kennst du die Regeln deines Ordensgründers so schlecht?«
    Der kleine Mönch wurde blass und still. Ohne ein weiteres Wort ging er mit gebeugtem Rücken zur Tür; Rochus folgte ihm, ebenfalls schweigend. Der Pater hielt den Strick zurück, als der sich den beiden anschließen wollte.
    »Ist noch etwas?«, fragte der Strick.
    »Allerdings«, sagte der rote Mönch. »Und das weißt du ganz genau.«
    »Ich kann nur raten, ehrwürdiger Vater.«
    »Spiel nicht mit mir, das rate ich dir!« Die Stimme des Paters war rau. »Die Zunge – wo ist sie?«

MÄRZ 951
BURG SCHARZFELS
    Beide weinten. Als Eilas Abschied vom Stift gekommen war, umarmten sie sich lange, waren kaum zu trennen. Bihilit, die Eila und Rose bis an die Pforte begleitet hatte, trat ein paar Schritte zur Seite und überließ die Freundinnen ihren Tränen und Schwüren.
    »Ich wette, du wirst mich ganz schnell vergessen haben, da draußen in der Welt.« Rose war vor lauter Schluchzen kaum zu verstehen. »Am Königshof kennst du bald nicht einmal mehr meinen Namen!«
    »Niemals!«, rief Eila. »Bis zum letzten Atemzug werde ich in Gedanken immer bei dir sein, egal, wo ich gerade bin. Außerdem sehen wir uns wieder, bald schon, und dann erzählen wir uns alles, was inzwischen geschehen ist. Darauf freu ich mich schon jetzt.«
    »Pass auf dich auf!«, stieß Rose hervor. »Versprich mir das! Mach keine Dummheiten und lass vor allem nicht zu, dass er dich …« Sie drehte sich um und rannte zurück.
    Eila wollte ihr nach, doch die Priorin hielt sie sanft, aber nachdrücklich fest.
    »Lass Roswitha ihr Leben!«, sagte Bihilit, »jetzt, wo du in dein neues Leben gehst. Das bist du ihr schuldig, meinst du nicht?«
    Eila nickte verblüfft.
    »Ich hab immer wieder mit dir gezankt und gehadert, doch jetzt, wo du uns verlässt, weiß ich plötzlich, dass du mir fehlen wirst«, fuhr die Priorin fort, und ihr sonst so gleichmäßiges Gesicht wirkte ungewöhnlich bewegt. »Vergib mir, Eila, wenn ich manchmal ungeduldig war. Vielleicht gab es sogar so etwas wie Eifersucht auf eure Freundschaft, und dafür möchte ich dich um Nachsicht bitten.«
    Bihilits feine Hand zeichnete das Kreuz auf Eilas Stirn.
    »ER wird immer bei dir sein«, sagte sie. »Was immer du tust. Wo immer du bist. Auch außerhalb der schützenden Mauern von Gandersheim. Das solltest du niemals vergessen.«
    Tränenblind sah Eila ihr hinterher.
    Alles hätte sie von der Priorin erwartet, nur kein Verständnis für das, was sie mit Rose verband. Dann fiel ihr plötzlich wieder ein, was sie in der Aufregung vergessen hatte. Das Amulett! Sie konnte doch das Stift nicht verlassen, ohne es Rose zurückzugeben.
    »Wir sollten aufbrechen«, hörte sie Gissel sagen. »Die Herrin wird schnell ungeduldig.«
    »Dann muss sie eben lernen zu warten.«
    Aufgewühlt von all den widerstrebenden Empfindungen, die in ihr stritten, war Eila ungehalten zu ihm herumgefahren, nahm sich aber rasch wieder zusammen. Er konnte ja nichts dafür, dass Raymond ihn geschickt hatte, um sie abzuholen, anstatt selber zu kommen. Noch immer hatte der Vater ihr also nicht verziehen. Auch die Verlobung mit Sigmar hatte nichts an ihrem Zerwürfnis geändert.
    »Einen Augenblick noch.« Sie bemühte sich, freundlicher zu klingen. »Ich bin gleich wieder zurück.«
    Eila lief den Gang entlang, an dem die Zellen der Kanonissinnen lagen, und stieß die Türe zu Roses Refugium auf. Sie atmete erleichtert auf. Der kleine Raum war leer, die Decken und Tücher sauber gefaltet, alles klar und ordentlich, wie die Freundin es liebte.
    Sie hob das dünne Kissen hoch, wollte schon die Lunula darunter legen, überlegte es sich dann aber anders. Rose hatte schon einmal versucht, das Amulett loszuwerden. Vielleicht war es nicht gut, wenn sie es zu schnell entdeckte.
    Eila wühlte tiefer, bis sie die raue Unterlage ertastete.
    Der Mond in einem Bett aus Stroh, dachte

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