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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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hob und seine Augenbinde sichtbar wurde, erkannte der Pater, dass es sich um Rochus handelte. Allerdings hatte sich mit dem Bruder eine erhebliche Verwandlung vollzogen: Seine Tonsur war frisch geschoren, die Kutte, die er trug, sichtlich sauber und neu. Er wirkte nicht länger wie ein Landstreicher, der sich von Abfällen ernähren musste, sondern wieder wie ein rechtschaffener Klosterinsasse.
    Dennoch furchte der Pater bei seinem Anblick die Stirn.
    »Einen besseren Boten hast du nicht gefunden?«, herrschte er den Strick an. »Jedes Kind wird sich an den Mönch mit der Augenklappe erinnern.«
    »Wir brauchen jemanden, dem wir uneingeschränktes Vertrauen schenken können, ehrwürdiger Vater«, erwiderte der Strick glatt. »Jemanden, der den Mund hält, der aber im richtigen Augenblick die passende Antwort parat hat – was die Auswahl deutlich einengt, wie du zugestehen musst. Außerdem bleibt ein Mönch ein Mönch, ob mit oder ohne Augenbinde. Er ist somit etwas, das man schnell wieder vergisst. Wovor fürchtest du dich eigentlich? Rochus soll die Beute ja nur aufspüren, nicht erlegen!«
    »Mir behagt die Vorstellung trotzdem nicht, dass ausgerechnet er nach Westen reiten soll«, beharrte der Pater. »Wieso machst du das nicht selber?«
    »Das fragst du mich nicht ernsthaft, oder?« Der Strick berührte den hässlichen Wulst an seinem Hals. » Das hier hat dort garantiert niemand vergessen. Oder erinnerst du dich nicht mehr an das, was ich dir in Gandersheim erzählt habe?«
    Ein knappes Nicken. Der rote Mönch schien sich langsam mit der Situation abzufinden.
    »Wann kannst du aufbrechen?«, fragte er Rochus.
    »Im Morgengrauen. Falls die Brüder mich ausreichend mit Proviant für die erste Etappe ausstatten. Und du mich mit dem entsprechenden Silber.«
    Pater Johannes öffnete eine Truhe, nahm einen Beutel heraus und warf ihn Rochus zu. Der fing ihn auf, wog ihn in der Hand.
    »Ziemlich leicht«, sagte er mit abfälliger Miene. »Für eine so lange Reise nach Westen.«
    »Die Hälfte, wie vereinbart«, sagte Johannes. »Und die andere, wenn du erfolgreich warst und sie gefunden hast.« Unwillen sprach aus jedem seiner Worte. »Ein Pferd hast du aber bereits? Oder soll ich jetzt bei Einbruch der Nacht dafür noch das halbe Kloster zusammentrommeln?«
    »Du bist aufgeregt.« Ungeniert ließ der Strick sich auf dem einzigen bequemen Stuhl nieder, der in der Bibliothek vorhanden war. »Verständlich, wenn man bedenkt, wie viel du dir von dieser Mission versprichst. Aber du solltest dennoch versuchen, dich zu beruhigen. Denn leider wirst du dich in Geduld fassen müssen – wieder einmal. Bedenk doch, für sie alle ist er vermutlich seit vielen Jahren tot. Wir wissen nicht, wie sie reagieren werden, wenn sie die Botschaft erhalten, dass Raymond noch …«
    »Am besten wäre es, Rochus würde sie gleich mitbringen«, fiel Pater Johannes ihm ins Wort. »Wozu all diese Umstände, wozu die übertriebene Vorsicht? Wenn stimmt, was du behauptest, dann liegt ein Verbrechen vor. Man könnte sie ohne langes Federlesen vor den König führen und ein für alle Mal reinen Tisch mit Raymond machen.«
    »Das – mit Verlaub – halte ich für keine besonders gute Idee.« Der Strick zog geräuschvoll die Nase nach oben. »Wenn sie erst einmal hier sind, müssen wir handeln, ob wir nun wollen oder nicht.« Er schien zu genießen, was er sagte, der rote Mönch jedoch zuckte bei jedem »wir«, das aus des Stricks Mund kam, sichtlich zusammen. »Wir sollten erst sondieren – und dann entscheiden, was geschehen soll, meinst du nicht?«
    »Der Strick hat Recht«, sagte Rochus. »Dieser Raymond wird zum Ungeheuer, wenn etwas nicht nach seinem Willen geht. Mich hat er halb totgeprügelt. Noch heute spüre ich …«
    »Ich weiß«, sagte der rote Mönch in scharfem Ton, der seine Ungeduld verriet. »Du hast uns bereits ausführlich davon erzählt. Allerdings hattest du ihm reichlich Anlass zur Wut gegeben, vergiss das nicht! Aber meinst du, er erschlägt sie gleich alle zusammen? Die alte Frau? Seinen Sohn? Und die neue dazu, die jetzt auf einmal als seine Metze dasteht, auch wenn sie es noch nicht weiß?« Ein grausames Lächeln erschien um seinen Mund.
    »Es wird etwas passieren«, sagte der Strick. »Das ist so gewiss wie das Jüngste Gericht. Aber wir sollten immerhin versuchen, den Ausgang in unserem Sinn zu beeinflussen.«
    Pater Johannes zog an einer Glocke. Der kleine Mönch erschien verblüffend schnell.
    »Bring Bruder Rochus

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