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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sie, das passt! Er wird sie beschützen, wenn ich nicht mehr da bin.
    Draußen sah sie sich nicht mehr um, als ihre wenigen Sachen auf einem Packpferd verstaut wurden. Sie konnte es kaum erwarten, ihrer Stute die Sporen zu geben. Es gefiel ihr, dass sie scharf ritten und nur Pausen einlegten, wenn die Pferde sie brauchten. Der Pfad war zerfurcht und voller Schlaglöcher, aber es lag kaum noch Schnee. Am Himmel sah man, dass der Frühling nicht mehr weit sein konnte, obwohl es noch immer kalt war; fedrige kleine Wolken trieben hoch über ihnen. Den letzten Teil der Strecke legten sie im Dunkeln zurück. Über ihnen schwamm träge der Vollmond und verströmte sein kaltes Licht.
    Sie wurden bereits erwartet; das Tor stand offen, als sie die Anhöhe hinaufritten. Vor Müdigkeit fiel es Eila schwer, die Augen offen zu halten. Sie war froh, als sie absteigen, ins Warme kommen und einen Napf Suppe in sich hineinschlingen konnte.
    Danach fiel sie wie ein Stein ins Bett.
    Die nächsten Tage verbrachte Eila wie zwischen Traum und Wachen. Alles auf der Burg erschien ihr anders als in ihrer Erinnerung, enger, kleiner, fremder, ärmlicher. Es war, als sei sie nicht nur ein paar Jahre weg gewesen, sondern ein halbes Leben, als habe alles, was ihr einst so wichtig war, mit einem Mal seine Bedeutung verloren.
    Raymonds Burgfried war nichts anderes als ein lächerlicher Turm mit einer Holztür, deren Angeln quietschten, weil niemand sie mehr benutzte. Es gab keine Falken mehr, und als sie schließlich Bodo danach fragte, schien er sich überwinden zu müssen, ihr zu antworten.
    »Kaja hat sich einen Flügel gebrochen«, sagte er. »Da war nichts mehr zu schienen. Speer ist irgendwann nicht mehr aus dem Wald zurückgekommen, da konnte der Knappe rufen, so lange er wollte.«
    »Und Siv? Was ist mit meiner Siv?«
    »Sie wollte nicht mehr kröpfen, nachdem du weg warst. Nicht einmal der Herr konnte sie dazu bringen. Irgendwann hab ich sie tot neben der Hohen Reck gefunden.«
    Eila wandte sich ab; er sollte ihre Tränen nicht sehen. Sie floh ins Taubenhaus, ihren alten Zufluchtsort, aber obwohl Tarza sie erkannte und auf ihre Schulter geflogen kam, wollte sich auch hier die einstige Vertrautheit nicht mehr einstellen.
    »Ich hab dich niemals vergessen«, sagte Eila leise und kraulte sie zärtlich. »Obwohl ich Siv so geliebt habe. Wieso muss man sich eigentlich zwischen Falken und Tauben entscheiden, auch wenn man das gar nicht kann?«
    Am liebsten hätte sie sich unsichtbar gemacht, so überflüssig kam sie sich vor. Doch Odas hektischer Betriebsamkeit, die die ganze Burg erfasst hatte, konnte sie schlecht entfliehen. Überall saßen Frauen, die nähten, stickten und stichelten.
    »Du wirst uns bei Hof keine Schande machen«, sagte die Eiskönigin. »Darum kümmere ich mich seit Weihnachten. Aber die Zeit läuft uns davon. Es ist noch so viel zu erledigen bis Ostern!«
    »Ist das hier alles für mich?« Eila starrte auf ein blaues Kleid, an dem gleich drei Frauen arbeiteten.
    »Nicht nur«, räumte Oda ein. »Deine Mutter kann schließlich auch nicht nackt gehen.«
    »Du wirst mich nach Magdeburg begleiten?«
    »Was hast du denn gedacht! Der König hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert. Wer könnte sich dem schon entziehen?«
    »Und Vater?«, fragte Eila. »Wo ist er eigentlich?«
    »Woher soll ich das wissen?« Oda verdrehte die Augen, als sei allein schon die Frage eine Zumutung. »Es hieß, die Ritter hätten sich mit ihren Männern früher als sonst zu versammeln. Man spricht von Übungen, die sie abhalten sollen. Vielleicht gibt es ja bald wieder Krieg. Spätestens an Ostern werden wir mehr erfahren.«
    »Aber er hat ja Gissel gar nicht mitgenommen«, sagte Eila.
    »Dafür dessen Sohn Bent, der ist jünger und schneller. Und seinen alten Schmied. Ohne den macht er ja keinen Schritt mehr. Bin allerdings froh, dass ich dessen muffiges Gesicht hier nicht mehr ertragen muss.«
    Dass Algin nicht auf der Burg war, bedeutete für Eila eine Erleichterung. Es war schon schwierig genug, Tag für Tag Gunna zu begegnen, die sich überall mit größter Selbstverständlichkeit bewegte. Sie wich Eila nicht aus, schlug weder die Augen nieder, wenn ihre Wege sich kreuzten, noch verrieten ihre Züge Ärger oder gar Hass.
    Trotzdem stand Lando zwischen ihnen, wie ein Berg aus Ungesagtem, Unvergessenem, Unverziehenem, der immer steiler und höher wurde. Ein paarmal war Eila schon drauf und dran, hinüber in die Schmiede zu gehen und sich einfach

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