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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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es zurückzuhaben.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so verzückt dagesessen hatte, aber jetzt fühlte sie sich deutlich besser. Das flaue Gefühl von vorhin war verschwunden, der gefährliche Duft, Bote einer nahenden Ohnmacht, verflogen.
    Mit einer feierlichen Geste legte Rose sich das Lederband um den Hals und schob die Lunula unter ihr Gewand. Als sie das lang vermisste Gewicht zwischen ihren Brüsten spürte und über dem Kleid das Kreuz zurechtrückte, wusste sie, dass es gut war. Zwei Mütter! Roses Lippen bewegten sich stumm. Sie musste sich nicht entscheiden. Die eine, die ihr das irdische Leben geschenkt hatte. Die andere im Himmel, zu der sie ihre Gebete schicken konnte, solange sie lebte.
    Eine Welle von Kraft durchströmte sie; sie fühlte sich stark und mutig wie schon lange nicht mehr. Niemandem war geholfen, wenn sie sich weiterhin in Sorgen verzehrte. Mit dem Segen Gottes und dem der himmlischen Jungfrau würde Eila das italische Abenteuer unbeschadet überstehen. Lando dagegen stand unter der Obhut der Brüder in Kloster Corvey und konnte dort langsam genesen.
    Höchste Zeit, dass sie sich endlich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerte! Wie sollte die Mutter Gottes ihr inbrünstiges Flehen denn erhören, wenn sie nicht selber zur Tat schnitt? Gleich morgen würde sie damit beginnen, neue Vorräte an Dornentinte anzulegen. Sie brauchte Pergament, frisch angeschnittene Federn, Sand.
    Denn ordentliches Schreibgerät, so hatte Bruder Rochus ihnen auf Burg Scharzfels stets eingeschärft, war nun einmal die Voraussetzung für einen halbwegs brauchbaren Text.

AUGUST 951
KÖNIGSPFALZ ULM
    Hell gleißender Funkenregen ließ den König zurückweichen, als er die Schmiede betrat. Doch Otto war nicht schnell genug gewesen; ein glühendes Tröpfchen Quarzsand hatte sein Gewand bereits versengt. Er nahm es mit einem Lächeln und räusperte sich vernehmlich.
    Algin sah nicht einmal auf, so vertieft beendete er den Schweißvorgang. Danach legte er die mit Draht umwickelte Klinge zurück ins Feuer und wendete sie dabei behutsam, damit die Schneidleisten nicht verrutschten. Mit dem Aufsohlen der Schneide aus feinstem Streifendamast hatte er bereits in den frühen Morgenstunden begonnen, und obwohl die Sonne inzwischen hoch stand, war noch immer kein Ende abzusehen. Dem rußgeschwärzten Gesicht des Schmieds konnte man die Anspannung der vielen Stunden an Esse und Amboss deutlich ansehen. Und auch der Knappe, verantwortlich für die Bedienung des Blasebalgs und viele andere Zureichungen, wirkte erschöpft.
    »Du schmiedest gerade meine Klinge?«, sagte Otto. »Ich weiß, wie sehr dir Störungen zuwider sind, doch meine Neugierde war einfach zu groß.«
    Ein Brummen war Algins Antwort. Weiterhin starrte er konzentriert ins Feuer. Nur so konnte er die Farbe der Flammen genau beobachten, um den exakten Zeitpunkt für die nächste Schweißung zu bestimmen.
    »Mein neues Schwert – aus deiner Hand …«
    »Ich muss in der Hitze bleiben, sonst ist alles vergebens!« Algin eilte zum Amboss, um ein weiteres Stück Schneide mit der Klinge zu verbinden. Abermals blitzender Funkenschauer, doch dieses Mal hatte Otto den Abstand richtig eingeschätzt. Lange hielt es ihn aber nicht an seinem sicheren Platz, zu sehr faszinierte ihn die stumme Zwiesprache zwischen dem Schmied und dem Metall, das sich unter seinen Schlägen formte. Algins Bewegungen waren fließend; niemals verlor er den Kontakt zu der Klinge. Es kam Otto vor, als flüstere sie Algin zu, was als Nächstes zu geschehen habe.
    Einige Zeit stand der König reglos da, dann begann sich nach und nach etwas zu ändern. Er blieb nicht länger nur ein Zuschauer, der von außen beobachtete, sondern wurde allmählich selber Teil dieser lebendigen Energie. Es war mehr ein Begreifen als ein Verstehen, ein ebenso tiefer seelischer wie körperlicher Akt. Jetzt erlebte Otto, wie aus mehreren Teilen Stahl eins wurde. Wie die einzelnen Bereiche der Klinge ihre Aufgabe übernehmen würden: die harte, aber sehnige Schneide; die tordierten Stäbe in der Mitte, bereit, die Schwingungen beim Parieren aufzunehmen. Schon meinte der König, das lang ersehnte Gewicht in seiner Hand zu spüren, die Stärke und die Sicherheit zu fühlen, die mit jedem Hieb verbunden waren.
    Davon hatte er lange geträumt. Dass es nun tatsächlich wahr wurde, erschien ihm wie ein Wunder. Dieses Schwert würde ihn zum Sieg führen. Mit diesem Schwert war eine neue Krone zu gewinnen, falls sich die Nachrichten,

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