Liebe ist ein Kleid aus Feuer
solle, um endlich wieder auf die Beine zu kommen. »Wind und Weiber sind nichts als notwendige Übel. Heiliges sollte man nicht an sie verschwenden.«
Ein seltsamer Kauz, fand Bruder Lukas, aber einer, der vieles wusste und offenbar erstaunlich weit herumgekommen war. In die Werkstatt ließ er ihn allerdings nicht mehr, weil Lando bei seinem Anblick panisch reagiert hatte und nach draußen gerannt war, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Aber er besuchte den Strick manchmal in dem kleinen dämmrigen Raum, in dem sonst die Kranken lagen. Dort hatte der Gast sich eingerichtet, als wolle er das Kloster gar nicht mehr verlassen. War Bruder Lukas allerdings eine Weile mit ihm zusammen, kam es ihm vor, als greife etwas Kaltes an sein Herz, und er war heilfroh, wieder zu dem schweigsamen Lando zurückkehren zu können.
Mit gesammelter Aufmerksamkeit sah der junge Mann ihm dabei zu, wie er aus einem Holzstock verschieden große Kuhlen aushob, in die das Silberblech – nach zahlreichen Zwischenglühungen – der Reihe nach geschlagen wurde. War es schließlich beinahe zur Halbkugel ausgetieft, wurde diese über einem gewölbten Eisen mit einem flachen Hammer in eine gleichmäßige Kelchform geschlagen. Das Ergebnis war eine glatte, nahezu glänzende Oberfläche.
»Lass mich endlich mitmachen!«, bat Lando. »Beim Zuschauen fühle ich mich so überflüssig.«
Bruder Lukas musste lächeln. Jetzt hatte Mitbruder Aedgit endgültig seinen scheinbar tapsigen Gehilfen verloren! Sollte er nur weiterjammern, weil er nun allein die Bierfallen für die Schnecken aufstellen musste, damit sie nicht die jungen Pflanzen auffraßen, allein die Wasserschosse an den Obstbäumen auszureißen und allein das Unkrautjäten zu bewerkstelligen hatte! Was hier unter seinen und Landos Händen entstand, war wichtiger als Blumen und Gemüse!
Als Strahlenkranz der Sonne hatte er sich für Gold entschieden, und wieder zögerte Lando keinen Augenblick, als er ihn mit diesem kostbarsten aller Metalle vertraut machte. Bruder Lukas zeigte ihm, wie man die Goldstifte mit dem Hammer ausschmiedete und gleichzeitig darauf achtete, dass verschiedene Breiten und Längen erreicht wurden, um das Strahlen noch echter wirken zu lassen. In die endgültige Form brachten sie sie in gemeinsamer Arbeit durch Feilen und Schleifen. Schließlich war der Moment gekommen, die einzelnen Strahlen zum runden Kranz anzuordnen und einen nach dem anderen mit Goldlot zu verbinden.
Sie traten beide einen Schritt zurück, als das Werk bis dahin gediehen war. Bruder Lukas war der Erste, der das Schweigen brach.
»Nie zuvor hab ich einen begabteren Gehilfen gehabt«, sagte er bewegt. »Und inzwischen bist du sehr viel mehr als das geworden, Lando. Bist du dir wirklich sicher, dass du nicht schon immer Silberschmied warst? Mit dir zusammen wird die Arbeit an Amboss und Esse zur reinsten Freude!«
»Nein, ich hab dir zu danken«, sagte Lando. »Das Feuer macht meinen Kopf wieder klar, brennt alles raus, was wuchert und quält. Noch nicht ganz, aber doch nach und nach.« Er begann zu grinsen, sah endlich wieder jung und fröhlich aus. »Und ich mag dein Taubenhaus, Lukas. Das ganz besonders!«
»Wir sind noch lange nicht am Ende«, sagte Bruder Lukas. »Denn Kelch und Fuß sind nach wie vor unverbunden. Aber ich werde dir gleich zeigen, wie man …«
Beide fuhren zusammen, als plötzlich Bruder Aedgit hereinplatzte.
»Da ist ein Weib an der Pforte«, stieß er hervor. Die Nachricht schien ihn aufzuregen. Rote Flecken brannten auf seinen Wangen. »Eine der frommen Schwestern aus Gandersheim. Sie sagt, sie müsse Lando dringend sprechen.«
Als er im Klostergarten auf sie zukam, wich alles Blut aus ihrem Kopf und strömte in einem einzigen Schwall zu den Füßen. Eila musste blinzeln, konnte kaum noch still stehen, verspürte ganz plötzlich einen unerträglichen Juckreiz auf der Haut.
Tausendmal geträumt, wollte sie sagen, so lange ersehnt, bis ich innerlich ganz wund geworden bin. Aber sie brachte kein einziges Wort hervor.
Jetzt stand Lando vor ihr, größer, als sie ihn in Erinnerung hatte, kräftiger und doch zarter. Seine Gesichtszüge waren schutzlos, die Augen so blank wie die eines Kindes.
»Eila!« Es war kaum mehr als ein Hauch, und dennoch trieb der Klang seiner Stimme ihr die Tränen in die Augen.
»Lando!«, erwiderte sie. »Lando. Lando!«
»Bist du noch immer eine von ihnen?« Das galt ihrem Gewand und der Kopfbedeckung, die sie trug.
Hätte sie den
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