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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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weiter sie nach Süden gelangten, desto heißer wurde es. Die letzten Regenfälle lagen mehr als einen Monat zurück; mancherorts begann das Wasser bereits knapp zu werden. Viele Wiesen zeigten bräunlich verbrannte Stellen, und an den Laubbäumen hingen matte, vor der Zeit welk gewordene Blätter. Die gleißende Hitze erinnerte Eila an den Sommer in Italien – und doch war es anders. Dort hatten Land und Sonne sich in einer innigen Umarmung gefunden, hier jedoch erschien es ihr, als hielte der Sommer Land und Leute unerbittlich in einer glühenden Klammer gefangen.
    Es blieb keine Zeit, um unterwegs auszuruhen. Ungeduldig trieb der Herzog die »Falken« und den großen Tross, der sie begleitete, auf den staubigen Wegen voran. Nicht einmal auf die adeligen Frauen wurde Rücksicht genommen. Die Herzogin verschanzte sich die meiste Zeit hinter trotzigem Schweigen, während sie mit zusammengebissenen Lippen ihren Schimmel ritt. Nur bisweilen, wenn das Wasser ihr zu brackig erschien oder das Fleisch zu verbrannt, begehrte Ida auf. Oda schien kaum mitzubekommen, was vor sich ging. Scheinbar teilnahmslos ließ sie die Strapazen der Reise über sich ergehen, und wäre nicht Raymond gewesen, der ständig nach ihr sah und nicht müde wurde, sich um ihr Wohl zu kümmern, so gut es eben ging, sie wäre womöglich irgendwo vor Schwäche vom Wagen gefallen.
    Eilas innere Unruhe wuchs, je näher sie Augsburg kamen. Sie konnte Roses Augen nicht vergessen, deren Farbe sie von Anfang an die geheimnisvollen Wasser der Rhumequelle erinnert hatten. Wie dunkel sie beim Abschied gewesen waren, sorgenvoll, wie voll heimlicher Trauer! Ungewöhnlich schweigsam hatte die Freundin sie umarmt, ihre kurzen Locken gestreichelt und sie dabei so fest an sich gedrückt, als sei es zum allerletzten Mal. Und hatte sie ihr nicht auch noch unbedingt etwas ins Ohr flüstern wollen? Nur weil Raymond unvermittelt dazwischengegangen war, war es nicht mehr dazu gekommen.
    Er war es, der ihr die allergrößten Sorgen bereitete, so wortkarg und finster saß er auf Belle. Jede Fröhlichkeit war aus seiner Miene gewichen; bisweilen hörte sie ihn verstohlen ächzen und stöhnen, doch vor anderen drang kein Laut der Klage über seine Lippen. Eila kam es vor, als sei er zu Stein erstarrt, ein Fels, der alle Gefühle tief in sich begraben hatte.
    Wie sollte sie da auf Lando und ihre Liebe zu sprechen kommen?
    Jeden Morgen nahm sie sich aufs Neue vor, endlich darüber zu reden. Sie suchte Raymonds Nähe, ritt stundenlang neben ihm und sorgte dafür, dass sie auch abends neben ihm einen Platz bekam, wenn in den Feldküchen die einfachen Mahlzeiten bereitet wurden. Die Gastfreundschaft einer Pfalz nahmen sie nur gelegentlich in Anspruch. Liudolf schien eine vorzeitige Begegnung mit seinem Vater um jeden Preis vermeiden zu wollen, der seinerseits die Via Regia benutzte, bevor er sich ebenfalls nach Süden wandte. Erst auf dem Reichstag zu Augsburg würden die beiden einander treffen.
    Noch immer brachte Eila ihr Herzensanliegen nicht über die Lippen, und sie begann sich dafür zu hassen. War sie plötzlich mutlos und feige geworden? Lando hatte für sie so viel auf sich genommen – und sie versagte angesichts der ersten Hindernisse.
    Aber irgendetwas verschloss ihr den Mund, und als sie die Donau überschritten hatten, beschloss sie, mit ihrem Vorhaben zu warten, bis sie Augsburg erreicht hatten. Im Lager vor der Stadt würde es einfacher für sie sein, in Ruhe mit dem grauen Wolf zu reden; dort musste er sich nicht mehr ständig um Oda kümmern, konnte er sicher sein, dass sie alles erhalten würde, was sie brauchte.
    Als es Abend wurde, erreichten sie eine kleine Siedlung namens Tussa. Die Nähe eines Flusses ermutigte sie, dort die Zelte aufzuschlagen. Alle waren müde, von der Hitze erschöpft und gereizt, aber immerhin versprach das leuchtende Abendrot eine sternenklare Nacht und die Aussicht auf ein wenig Abkühlung.
    Dieses Mal setzte sich Oda, die sonst kaum an einem Abend das Zelt verließ, zu ihr, und Eila ließ es überrascht geschehen. Ein ungesunder, säuerlicher Geruch ging von ihrer Mutter aus, obwohl sie das helle Leinenkleid, das sie trug, offenbar erst vor kurzem gewechselt hatte. Malin, die ihr wie ein ergebener dunkler Schatten gefolgt war, wurde so ungnädig angezischt, dass sie sich eilig wieder verzog. Nicht einmal ihr gelang es mehr, die Laune ihres Täubchens zu bessern.
    »Wie geht es dir, Mutter?«, fragte Eila etwas steif. »Fühlst du

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