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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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gegen ihn rebelliert, wäre das womöglich bereits geschehen.
    »Sire?«
    Unwillig fuhr er herum. Der rote Mönch beherrschte die Kunst, lautlos wie ein Schatten einzutreten – und das oftmals gerade im verkehrten Moment.
    »Was willst du?«, fragte Otto.
    »Die Mönche aus Corvey sind eingetroffen. Sollen sie das Reliquiar gleich zu dir bringen?«
    »Hast du es schon gesehen?«
    »Bedaure, nein. Ich bin sofort hierher geeilt.«
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »In der Johanniskirche, Sire. Ich dachte, es wäre das Beste, sie dorthin zu schicken.«
    »Gut. Dann geh zu ihnen und prüfe das Reliquiar an Ort und Stelle! Aufs Sorgfältigste!« Er warf einen Blick zu Adelheid, die mit ausgestreckten Armen und Beinen mehr auf ihrem Stuhl hing als saß, und dämpfte seine Stimme, obwohl sie zu dösen schien. »Ich muss sicher sein können, dass es in tadellosem Zustand ist, bevor ich es meiner Königin überreiche.«
    »Wie du befiehlst.« Jetzt schaute auch Pater Johannes zu der Ruhenden. »Die Königin ist doch wohlauf, Sire?«
    »Wie schwangere Weiber nun mal so sind.« Otto stieß ein knurrendes Lachen aus. »Leider gibt es keinen besseren Weg, um an Kinder zu kommen. Und wie wir beide lernen mussten, Pater, bedeuten nicht einmal eigene Kinder einen gesicherten Anspruch auf die Zukunft.«
    Der rote Mönch erstarrte. Hatte er sich mit einem unbedachten Wort, einer Geste verraten? Konnte der König etwas von seinen geheimen Machenschaften erfahren haben? Raymonds frühere Familie konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und wenn alles nach Plan verlief, würde er binnen kurzem auch Oda wieder zu Gesicht bekommen. Er konnte es kaum erwarten, sie endlich mit dem hässlichen Gesicht der Wahrheit zu konfrontieren. Erst ihr tödliches Entsetzen würde seinen Triumph krönen.
    »Ein Gedanke, der dich erschreckt?« Otto lächelte. »Dann bedank dich beim Allmächtigen, dass du ein Mönch bist und er dich mit Kindern verschont hat!«
    Jetzt konnte es dem Pater nicht schnell genug gehen, die königliche Familie zu verlassen. Er war froh, als er endlich sein kleines Gemach erreicht hatte, das gegen Norden lag und daher um einiges kühler war. Er setzte sich auf das harte Lager, stand wieder auf, ging unruhig hin und her, obwohl er schon nach wenigen Schritten umkehren musste. Die innere Unruhe, die ihn seit Tagen quälte, wurde immer stärker.
    Dann hörte er ein Klopfen an der Tür.
    »Ehrwürdiger Vater? Ich bin es, Rochus.«
    Johannes riss die Tür auf, zog ihn herein.
    »Wo sind sie?«, stieß er hervor. »Hast du sie nicht mitgebracht?«
    »In einer Herberge, nicht weit von hier«, sagte Rochus. »Todmüde von der langen Reise.«
    »Du hast ihnen aber doch nicht gesagt …«
    »Ich habe gesagt, dass sie dort warten sollen.« Rochus, sonnenverbrannt und mit wildem schwarzem Bart, winkte erschöpft ab. Seine Augenbinde starrte vor Schmutz, die Kutte war staubig und zerrissen. In dieser Aufmachung glich er weitaus eher einem Wegelagerer als einem Klosterbruder. »Und dass der König sie sehen will. Irgendetwas musste ich ihnen ja schließlich sagen.«
    »Haben sie Verdacht geschöpft?«
    »Woher soll ich das wissen? Lange werden sie sich ohnehin nicht mehr hinhalten lassen. Die Frau ist alles andere als eine Idiotin. Und der Sohn hat bereits begonnen, unbequeme Fragen zu stellen.«
    »Sie werden bald von mir hören, sehr bald. Richte ihnen das aus!« Der rote Mönch schien auf einmal wie befreit. »Zuvor aber muss ich noch einen Auftrag des Königs erledigen.« Er zögerte plötzlich. »Und der Strick?«, sagte er. »Weiß der bereits Bescheid?«
    Rochus nickte.
    Diese Galgenvögel – natürlich hatte er als Erstes seinen Spießgesellen aufgesucht und garantiert schon wieder neue Hinterlisten mit ihm ausgeheckt!
    » Zum rostigen Falken «, fuhr Rochus mit einem schiefen Grinsen fort. »Irgendwie passend, findest du nicht?«
    »Was willst du damit sagen?« Pater Johannes musterte ihn argwöhnisch.
    »Nichts. So heißt die Herberge, in der sie untergebracht sind.«

    Er hatte die Ankömmlinge aus Corvey erkannt und war ihnen bis zur Johanniskirche gefolgt. Hier hielt der Strick es für besser, zunächst in der Sakristei zu verschwinden, doch er sorgte dafür, dass die Türe zum Kirchenschiff angelehnt blieb. Leider konnte er auf diese Weise nur hören, was dort geschah, nicht aber sehen, weil Lando nicht an einem Platz blieb, sondern unruhig kreuz und quer durch die Kirche streifte.
    Der Strick lehnte sich an die Wand, genoss

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