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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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die Kühle der dicken Steinmauer und hoffte auf sein Glück. Eine innere Stimme sagte ihm, dass es ihn dieses Mal nicht verlassen würde.
    »Hast du noch immer nicht genug?« Bruder Lukas klang erschöpft.
    »Und hast du schon all die schönen bunten Bilder an den Wänden gesehen?«
    »Sie erzählen die Erschaffung der Welt. Und den Tag des Jüngsten Gerichts«, kam als matte Antwort. »Ich hab im Moment ganz andere Sorgen. Mein Hintern brennt von der langen Reiterei wie Feuer. Das Sitzen ist eine einzige Qual.«
    »Wieso stehst du dann nicht auf und kommst zu mir?«
    »Viel zu müde! Hoffentlich haben sie wenigstens ein ordentliches Bett für uns und quartieren uns nicht in irgendeinem Schweinestall ein!«
    »Wieso sollten sie?«, sagte Lando. »Wo wir doch das Reliquiar für die Königin bringen!«
    »Und genau das möchte ich jetzt sehen!« Wie ein Schatten hatte sich Pater Johannes durch das Portal geschoben. »Zeig es mir!«
    Lando hatte die äußeren Hüllen bereits entfernt, aber noch immer verbargen einige Schichten das wertvolle Stück. Lage um Lage landete auf der Kirchenbank. Als er schließlich die letzte entfernte, fiel ein Sonnenstrahl durch das Fenster und ließ das Reliquiar aufleuchten.
    »Wie flüssiges Gold!« Der Pater klang ehrfürchtig, während er das Kunstwerk behutsam in seinen Händen drehte, um es von allen Seiten zu betrachten. »Verbunden mit dem reinen Glanz des Bergkristalls. Welch ausnehmend schöne Arbeit! Und ein wunderbares Symbol dazu: die Sonne, Quelle allen irdischen Lebens. Zum Ruhm des Mannes, der den Quell alles geistigen Lebens, Jesus Christus taufen durfte.«
    Er nickte den beiden anerkennend zu.
    »Der König wird angetan sein«, sagte er. »So viel kann ich euch jetzt schon sagen. Ihr habt seine Vorgaben zur vollsten Zufriedenheit erfüllt.«
    »Das Gefäß, das wir gemeinsam geschmiedet haben, mag ja kostbar und edel sein«, sagte Pater Lukas mit einem verlegenen Lächeln, »aber es ist und bleibt doch nur ein Gefäß. Ungleich wichtiger ist der heilige Inhalt. Ihm allein zu Ehren haben wir gearbeitet und gebetet, ihm haben wir aus frohem Herzen unseren Schweiß und unseren Schlaf geopfert.«
    »Wann und wo soll die Zunge des Täufers eigentlich in das neue Reliquiar gelangen?«, sagte Lando.
    Es wurde auf einmal sehr still im Kirchenschiff. Bruder Lukas starrte seinen Gefährten an, als habe er einen Geist gesehen, während der rote Mönch plötzlich blutleere Lippen hatte.
    »Was willst du damit sagen?« Seine Worte klangen mühsam beherrscht.
    »Nun, bislang ist das Reliquiar ja noch leer. Es enthält zwar ein Holzkästchen, doch in dem befindet sich nichts.« »Hast du die heilige Reliquie etwa berührt?« Der Tonfall des roten Mönchs wurde drohend. »Du hast sie doch nicht etwa selbstherrlich aus dem Reliquiar entfernt?«
    »Wie denn? Wo sie doch gar nicht drinnen war!« Lando wurde langsam unsicher, vor allem, weil Lukas ihm nicht zu Hilfe kam.
    »Aber nachgesehen hast du?«
    Lando nickte. »Sonst wüsste ich ja kaum Bescheid«, sagte er.
    Mit bebenden Händen öffnete Pater Johannes die Haken, zog das Kästchen heraus und machte den Deckel auf. Das Innere war leer, genau so, wie Lando gesagt hatte. Als der Pater wieder zu ihnen aufschaute, blitzten seine hellen Augen.
    »Dann habt ihr sie folglich unterwegs entfernt?« Diese Frage schloss auch Bruder Lukas ein.
    »Natürlich nicht, ehrwürdiger Vater.« Lukas’ plötzliche Blässe bekam mittlerweile einen Stich ins Grünliche. »Noch in Corvey hat Lando alles nach meinen Vorgaben gründlich und fest für die lange Reise verschnürt. Unterwegs haben wir diese Verschnürungen kein einziges Mal gelöst, das schwöre ich bei unserem Herren Jesus Christus.«
    »Kann sonst noch jemand an die Zunge gekommen sein?« Die Stimme des roten Mönchs überschlug sich beinahe. »Einer der anderen Mönche vielleicht? Oder jemand, der sich unbefugt Eintritt ins Kloster verschafft haben könnte?«
    »Außer unserem Abt hat niemand davon gewusst«, sagte Bruder Lukas. »Und Fremde dürfen erst gar nicht zu uns ins Kloster hinein. Es schien Abt Wulfilus sicherer …«
    »Sicher, sicherer, komm mir jetzt bloß nicht damit!« Der Pater funkelte ihn zornig an. »In was für eine Lage habt ihr Tröpfe mich gebracht? Mit eigenen Händen hab ich euch diese Kostbarkeit übergeben – und ihr besitzt die Stirn, mir ein leeres Reliquiar zurückzubringen!«
    »Lukas hat Recht«, sagte Lando, dem inzwischen halbwegs klar geworden zu sein

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