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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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ordnen. Kurz darauf drehte er sich mit steinernem Gesicht wieder zu Lando und Bruder Lukas um.
    »Ich werde euch vor den König bringen«, sagte er. »Alle beide. Dann wird der Herrscher der Sachsen und der Langobarden entscheiden, was mit euch zu geschehen hat.«

    »Dein Messer, Sire.« Algin verneigte sich. »Ich hoffe, meine Arbeit findet dein Gefallen. Wären wir länger an einem Ort geblieben, ich hätte die Klinge noch feiner ausschmieden können. Aber jede Pfalz hat nun mal ihre eigene Esse. Und jede Esse ihre eigenen Geheimnisse, die auch ein erfahrener Schmied erst nach und nach lüften kann.«
    »Es lacht mich auch so schon strahlend an in seiner ganzen wurmbunten Schönheit!«, rief Otto, nachdem er das Messer aus der Scheide gezogen und eingehend betrachtet hatte. »Wie erlesen die Klinge ist! Und all diese feinen, exakt gestochenen Verzierungen! Du hast ein Muster verwendet, das ich noch nie auf einem Knauf gesehen habe.« Sein Blick war warm. »Du bist ein wahrer Meister deines Handwerks, Algin!«
    »Es ist ein ganz besonderes Stück, Sire«, mischte sich nun Sigmar ein, der sich bislang im Hintergrund gehalten hatte. Endlich war es ihm gelungen, den König davon zu überzeugen, dass er sich stets in seiner Nähe befinden musste, um für die Dauer des Reichstages jede Gefährdung auszuschließen. Ein Wort von ihm – und die Wachen würden jeden festnehmen, der sich verdächtig machte. »Einem großen Herrscher angemessen. All deine Ritter werden dich darum beneiden.«
    »Ja, die königliche Klinge schneidet noch immer scharf – und wird es auch künftig tun. Das sollte sich jeder von ihnen hinter die Ohren schreiben!«
    »Sie soll dich schützen, Sire, und dir gleichzeitig großes Glück bescheren!« Algin wirkte zufrieden. »Und die Lederscheide, die hat meine Frau für dich genäht. Mit diesen Schlaufen kannst du sie ganz einfach am Gürtel befestigen – und bist damit für alle Gelegenheiten gerüstet.«
    »Ach, deshalb hast du dein Weib also mitgebracht? Und eure Kleine gleich mit dazu. Kommt näher, alle beide!«
    Gunna gehorchte, zog das Kind mit sich und verneigte sich mit bangen Gefühlen. Seit jener schroffen Abfuhr, die Otto ihr vor dem Italienzug erteilt hatte, hatte sie die königliche Nähe wohlweislich gemieden. Und hätte es auch weiterhin getan, wenn Algin sie nicht förmlich gezwungen hätte, mitzukommen.
    »Die kluge Frau, die ihre Töpferscheibe tanzen lässt, und die hübsche kleine Tochter, ich erinnere mich sehr gut.«
    Otto packte Lenya, wirbelte sie herum, sodass sie vor Vergnügen quietschte, und warf sie in die Luft. Die Kleine lachte, bis sie sich fast verschluckte. Da ließ er sie wieder herunter.
    »Sire?« Der rote Mönch stand plötzlich im Raum. »Ich muss dich sprechen, unverzüglich.« Er schob Bruder Lukas herein, danach Lando. Als Letzter folgte der Strick, der ein großes, verschnürtes Lederbündel trug, offenbar etwas sehr Kostbares, weil er es gespreizt und mit angespannter Miene vor sich hielt.
    Gunna wurde blass, dann rot, griff sich an den Hals und wäre wie ein Stück Holz umgefallen, hätte Algin sie nicht im letzten Augenblick gestützt.
    »Lando«, flüsterte sie. »Er lebt, Algin, er lebt!«
    »Was ist mit ihr?«, fragte der König. »Und wer sind diese beiden Männer?«
    »Ich bin Bruder Lukas, der Silberschmied von Kloster Corvey …«
    »… und der Dunkelhaarige ist unser Sohn Lando.« Algins Stimme klang belegt. »Du musst wissen, wir hielten ihn bereits für tot. Er war zur Arbeit im Bergwerk verdammt, jahrelang. Es muss die Hölle für ihn gewesen sein.«
    »Dann kann er ja jetzt vom tiefsten Höllenschlund direkt an den luftigen Galgen fahren«, rief der Strick. »Die Zunge des Täufers ist nämlich verschwunden. Aus dem neuen Reliquiar der Silberschmiede von Corvey. Und alles deutet darauf hin, dass dieser Lando dabei seine Finger im Spiel hatte.«
    »Er lügt«, sagte Lando. »Ich weiß nichts davon – gar nichts!«
    »Lando!« Lenya war zu ihrem Bruder gelaufen und drückte sich fest an ihn. Er erwiderte ihre Umarmung, dann gab er ihr einen kleinen Schubs und schickte sie wieder zu Gunna zurück.
    »Pater Johannes«, sagte der König, »nimm dem Strick das Reliquiar sofort ab!«
    Der rote Mönch riss es buchstäblich an sich und wollte es Otto geben. Der König aber rührte keine Hand.
    »Pack es aus!«, sagte er.
    Pater Johannes gehorchte, und wie schon zuvor in der Johanniskirche ließ das goldene Strahlen des Kunstwerks alle im Raum

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