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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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trinken, steckte sie sich lieber die Faust in den Mund, strampelte mit ihren Beinchen und ließ die Augen, ebenso groß und braun wie die ihrer Mutter, neugierig umherschweifen.
    Sie war so groß geworden in den vergangenen Monaten – und so kräftig und lebendig dazu! In einer jähen Liebesaufwallung zog Gunna sie enger an sich und versuchte dabei gleichzeitig, vor ihrem inneren Auge das quälende Bild der vier Holzkreuze vor der Kapelle zu verscheuchen. Sie spürte, wie die kindlichen Lippen sich nun um ihre Brustspitze schlossen, wie Lenya zu saugen begann, fest und konzentriert, als begreife das kleine Wesen genau, dass Leben und Nahrung aus dieser lebendigen Quelle stammten. Plötzlich drehte die Kleine den Kopf zur Seite und spuckte die Milch aus. Einen Moment lang sah sie fast ängstlich drein, dann verzog sich ihr Mund zu einem breiten Grinsen, das ihr rosiges Zahnfleisch bis zum Gaumenzäpfchen entblößte.
    Gunna musste ebenfalls lachen.
    »Du weißt wirklich, was du willst!« Sie steckte ihr den Zeigefinger in den Mund und begann vorsichtig zu tasten. Sie hatte sich nicht getäuscht. Daher also rührten das Quengeln in der Nacht, das Weinen und der vermehrte Speichelfluss der letzten Zeit! In der Mitte des Unterkiefers war unverkennbar eine kleine harte Spitze zu spüren, die sich durch das Fleisch geschoben hatte. »Und deinen ersten Zahn bekommst du auch schon, meine große Kleine.«
    Ein Geräusch an der Tür ließ sie aufsehen. Eila stand da, die Schultern hochgezogen, die Wangen gerötet.
    »Siehst du uns schon lange zu?«, fragte Gunna.
    »Nein.« Das Rot auf Eilas Wangen wurde tiefer. »Es sah nur so friedlich aus, wie ihr beieinander wart. Und eigentlich wollte ich …«
    »Lando ist drüben, in der Schmiede«, beantwortete Gunna die Frage, noch bevor Eila sie gestellt hatte. Nichts war ihr entgangen, weder der suchende Blick des Mädchens noch dessen unsichere Stimme. »Schon seit Sonnenaufgang werkelt er dort. Er will alles fertig haben, wenn sein Vater zurückkommt.«
    »Aber es kann Herbst werden oder vielleicht sogar Winter, bis der König seine Ritter wieder entlässt.«
    »Das hab ich ihm auch gesagt. Mehr als einmal, aber es scheint ihn wenig zu kümmern.« Gunna hatte inzwischen ihr Unterkleid wieder zurechtgezupft. Das gebleichte Leinen ließ die Male in ihrem Gesicht dunkler wirken als sonst. »Vielleicht ist es auch nur eine Ausrede. Mit mir nach brauchbarem Ton suchen gehen, wollte er jedenfalls nicht.« Sie lächelte. »Und mit dir kann ich wohl auch nicht rechnen, wie es aussieht?«
    »Ich denke, nein. Ich meine, ja.« Eila biss sich auf die Lippen und wusste spätestens jetzt nicht mehr, wohin mit den feuchten Händen.
    Mach ihn mir nicht verrückt!, hätte Gunna am liebsten gesagt. Und setz ihm bloß keine Flausen in den Kopf, die meinem Großen letztlich doch nur Kummer und Schmerz bringen! Noch seid ihr halbe Kinder, du und er, aber es kann auch später niemals etwas daraus werden. Wenn ihr beide nicht genügend Verstand habt, das einzusehen, dann werd ich es euch beibringen.
    Doch Eila schien ihr so durcheinander, dass sie unwillkürlich Mitleid bekam. »Deine ernste kleine Freundin brauch ich wohl erst gar nicht zu fragen«, sagte sie.
    »Rose?« Jetzt hatte sie Eila zum Lachen gebracht. Sie wurde richtig hübsch, wenn sie ihre weißen Zähne zeigte. »Die hockt tagein, tagaus nur noch über ihren Pergamenten oder kocht stundenlang Schlehenzweige aus, um neue Tinte zu machen. Malin hat sie neulich regelrecht aus der Küche geworfen, weil ihr Gebräu stinke, als hätten sich die Pforten der tiefsten Hölle aufgetan. So aufgebracht hab ich Malin noch selten gesehen.«
    Gunna legte Lenya zurück in die Wiege und begann ihre Gerätschaften zusammenzusuchen: den Ledereimer für die Tonproben, einen Krug mit Wasser, dazu Feuerstein und Zunder sowie ein paar Kienspäne. Sie bewegte sich langsam, um nicht gleich ins Schwitzen zu kommen; kein Handgriff schien überflüssig. Eila verfolgte aufmerksam, was Gunna tat, machte keinerlei Anstalten zu gehen.
    »Wozu ist das alles?«, fragte sie. »Was hast du damit vor?«
    »Begleitest du mich nun doch?« Die Frau des Schmieds schlüpfte in ihr bräunliches Kleid und band sich geschickt die weiten Ärmel nach oben. »Für lange Erklärungen ist es mir zu heiß. Aber ich will zur großen Höhle, und dort im Kühlen kannst du mich fragen, so lange du lustig bist.«
    »Zum Zwergenloch?« Das Mädchen versteifte sich. »Hast du denn keine

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