Liebe ist ein Kleid aus Feuer
statt einer Begrüßung. »Nur mit dem richtigen Lehm wird die Verbindung klappen.«
»Und wozu braucht man die?«
»So eine Frage kann nur jemand stellen, der nichts vom Feuer versteht.«
»Könnte einem Meister wie dir gewiss niemals passieren.« Eila hörte selber, wie schnippisch ihre Bemerkung klang. Eine heiße Welle durchschoss sie. Erst träumte sie sich tagelang eine Begegnung mit Lando herbei, und wenn es dann endlich so weit war, fiel ihr außer ein paar dummen Sprüchen nichts ein.
Lando musterte sie mit seinen grauen Augen. Wo blieb sein Lächeln, das ihm die Lippen übermütig kräuselte und sie jedes Mal ganz schwindelig machte? Die halbe Nacht hatte sie davon geträumt und war glücklich und erhitzt erwacht.
»Ich bin kein Meister, sondern noch am Lernen. Mein Vater sagt allerdings, wenn man erst einmal damit begonnen hat, dann hört man ein ganzes Leben nicht mehr damit auf.«
»›Mein Vater‹, ›mein Vater‹ … In jedem zweiten Satz fängst du von ihm an! Hast du denn nichts anderes zu erzählen?«
»Er ist nun mal der beste Schmied, den ich je gesehen habe«, sagte Lando. »Könnte ich seine Meisterschaft eines Tages auch nur annähernd erreichen, wäre ich schon zufrieden.«
»Hast du denn noch gar nichts selber geschmiedet?«
»Den Nagelstock hab ich schon reichlich zum Glühen gebracht, und ein paar brauchbare Zangen sind wohl auch herausgekommen. Doch das ist erst der Anfang. Wenn mein Vater zurückkommt, dann ist bestimmt irgendwann mein erstes Messer an der Reihe. Er sagt …«
»Und ein Ring?«, unterbrach ihn Eila. »Wie sieht es mit einem Ring aus?« Sie hielt ihre linke Hand hoch und wedelte mit gespreizten Fingern vor seinem Gesicht. »Würdest du vielleicht auch so etwas zustande bringen?«
»Wozu?«, fragte er steif.
»Wozu? Wozu?«, äffte sie ihn nach. »Wozu wohl braucht man einen Ring? Denk einmal scharf nach, Lando!«
Sie lachte, denn es gefiel ihr, dass es jetzt endlich seine Wangen waren, die sich röteten. Sollte sie vielleicht zusätzlich ein paar der neuen lateinischen Vokabeln einfließen lassen, um ihn noch mehr zu verwirren?
»Das Wichtigste ist auf jeden Fall die Holzkohle«, nahm Lando den Faden wieder auf. Er schien plötzlich so verlegen, dass er gar nicht mehr aufblicken konnte. »Die entscheidet nämlich, wie gut der Schmied überhaupt arbeiten kann. Zu Hause in Tilleda, da hatten wir einen Köhler, der uns immer …«
»Aber jetzt seid ihr doch hier zu Hause, hier bei uns auf der Burg«, sagte Eila, der dieses prickelnde Spiel immer größeres Vergnügen bereitete. »Die Burg, die meinem Vater gehört – Ritter Raymond von Scharzfels.«
»Meinst du, das könnten wir auch nur einen Atemzug vergessen?«
Die plötzliche Härte in seiner Stimme machte Eila beklommen.
»Ich dachte immer, ihr seid gerne zu uns gekommen«, sagte sie, um einiges kleinlauter. »Und es gefällt euch hier.«
»Niemand hat uns gefragt. Dein Vater zu allerletzt.« Landos Hände fuhren über den Blasebalg, als könne allein seine Berührung die fehlende Luftzufuhr ersetzen. »Sie wird uns eine neue Verbindung machen«, sagte er schließlich, und Eila merkte, dass er sich um Freundlichkeit bemühte. »Eine aus dem richtigen Lehm. Sie hat es mir versprochen. Denn erst wenn der Blasebalg arbeitet, kann auch die Esse wieder glühen. Dann ist die Schmiede bereit.«
»Gunna?«, sagte Eila, erleichtert über den Themenwechsel. »Ich hab sie vorhin mit der Kleinen fortgehen sehen. Sie wollte zum Zwergenloch und hat mich aufgefordert mitzukommen. Aber ich bin lieber hier geblieben.«
Die Augen noch immer gesenkt, nickte er, als sei er damit einverstanden.
»Hier. Bei dir«, sagte sie leise.
Vorsichtig kam ihre Hand näher, zögerte kurz, ließ sich aber nicht davon abbringen, bis sie schließlich auf seiner lag, die plötzlich nicht mehr fahrig war, sondern ruhig wurde, ganz ruhig. Mädchenhand auf Jungenhand, erstaunlich ähnlich, beide verschrammt, mit kurzen, eingerissenen Nägeln, beide nicht ganz sauber. Eila und Lando atmeten ein und aus, zur gleichen Zeit, im gleichen Rhythmus, als hätten sie es schon unzählige Male zuvor getan, und plötzlich trafen sich ihre Blicke.
Die warme Luft zitterte in ihrem Nacken.
Die lederne Hand verschloss grob Malins Mund, und während sie noch gurgelte und ächzte, aus Angst, auf der Stelle zu ersticken, galoppierten weitere Steppenreiter in den Burghof.
Sie bekam ein paar grobe Tritte, dann war ihr Mund ein paar Augenblicke frei,
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