Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
Vom Netzwerk:
sein Flammenschwert. Aber wie sollte sie Malin das jetzt in aller Kürze erklären?
    »Ich werde kämpfen lernen, sobald mein Vater zurückkommt«, flüsterte sie ihr stattdessen ins Ohr. »Wenn ich erst einmal das Schwert schwingen kann, dann müssen wir künftig vor nichts und niemandem mehr Angst haben!«
    »Wen Gott liebt, der braucht keine Waffen«, zischte Malin zurück. »Außerdem bist du ein Mädchen. Und Mädchen kämpfen nicht.«
    »… habet Acht, dass ihr keines von diesen Kleinen gering schätzet; denn ich sage euch, ihre Engel im Himmel schauen immerfort das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist .«
    Inzwischen schaute der Priester, der das Evangelium zügig beendet hatte, schon unruhig zu ihnen herüber.
    Eila seufzte, senkte den Kopf und wünschte sich von ganzem Herzen, endlich wieder draußen in der warmen Herbstsonne zu sein.
    Schließlich betete der Priester: » Dominus vobiscum!«
    » Et cum spirito tuo .«
    » Ite missa est .«
    » Deo gratias .«
    Obwohl sie endlich halbwegs verstand, was sie bisher einfach nachgeplappert hatte, war Eila auch diesmal erleichtert, als die Messe vorüber war. Nach dem Segen rannte sie so schnell hinaus, dass sie eine junge Schwangere vor dem Ausgang beinahe umgerannt hätte. Eila entschuldigte sich freundlich, doch die Bäuerin zog das Tuch tiefer in die Stirn, machte ein seltsames Zeichen und ging schnell weg.
    »Sie hat mich angeschaut, als wäre ich verwünscht«, sagte Eila, als endlich Rose gemessenen Schritts aus der Kirche trat. Plötzlich wünschte sie sich, ihr Haar sei weniger rot, ihr Kleid weniger auffällig. »Und hat mich gebannt, dabei kennt sie mich nicht einmal.«
    »Kümmere dich einfach nicht darum!«, sagte Malin. »Ihre Hütten sind eng und stickig. Wenn man abends nur dünnen Haferbrei im Magen hat, bleibt man eben lange wach. Da gibt es immer was zu reden.«
    »Es ist wegen Mutter.« Eila ließ sich nicht beschwichtigen. »Sie hassen sie. Alle hassen sie. Das hab ich den Meier auch schon sagen hören. Weshalb?«
    »Deine Mutter hat nichts Böses getan«, sagte Rose schnell. »Ihr sind nur sehr schlimme Dinge zugestoßen. Dinge, die die Menschen nicht verstehen. Das ist alles.«
    »Natürlich hat sie nichts Böses getan …« Eila sah Rose nachdenklich an. »Aber wieso betonst du das so?«
    »Hab ich doch gar nicht.«
    »Hast du wohl!« Inzwischen war Eila jede Lust vergangen, der Freundin von Michaels schützenden Flügeln und dem Licht in ihrem Herzen zu erzählen. »Weißt du vielleicht etwas, das ich nicht weiß?«
    Roses bräunliche Wangen begannen sich rot zu färben. »Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst.«
    »Ich glaube, das verstehst du ganz gut«, sagte Eila, die gar nicht begreifen konnte, weshalb Malin sich nicht längst eingemischt hatte, wie sie es sonst immer und überall tat.
    Schweigend schüttelte Rose den Kopf.
    »Lass uns nach Hause reiten!«, schlug Eila vor, da sie spürte, dass sie jetzt nicht mehr erfahren würde. »Willst du zu mir, Rose, nach vorn auf mein Pferd? Ich könnte die alte Paula ein Stück galoppieren lassen. Das ist beinahe, als würde man direkt in den Himmel fliegen!«
    »Ich reite lieber mit Bodo.« Die Antwort klang steif.
    »Kneifst du jetzt, weil du Angst hast, dass ich sonst doch noch die Wahrheit herausfinde?«, sagte Eila leise, nur für Roses Ohren bestimmt.
    Und nun konnte es Rose auf einmal nicht schnell genug gehen, hinüber zum Kämmerer zu laufen.

    Die Liste auf dem sorgfältig abgeschabten Pergament wurde länger und länger, und nicht nur Bodo und Karl, der Meier, sondern auch Bruder Rochus wirkten allmählich erschöpft. Sie saßen auf einer Holzbank vor dem alten Tisch, auf dem sie neben der Waage all ihre Gerätschaften aufgebaut hatten.
    »Die Tinte wird gleich aus sein«, sagte der Mönch. »Wir sollten Rose fragen. Das Mädchen hat immer einen ordentlichen Vorrat.«
    Der Meier starrte mit unbehaglichem Gesicht auf die nicht enden wollenden lateinischen Buchstaben, aus denen die Zahlenreihen bestanden.
    »Bisher haben wir stets einfach Striche gemacht«, sagte er, »und sind bestens damit ausgekommen. Der Herr jedenfalls hat sich nie darüber beschwert.«
    »Aber die Ernte war auch noch nie so üppig wie in diesem Jahr«, sagte Bodo. »Und hätten diese teuflischen Steppenreiter uns nicht einen guten Teil davon geraubt, unsere Scheunen würden geradezu überquellen. Ich bin froh, dass wir jetzt alles genau aufführen können. Ritter von Scharzfels wird zufrieden mit

Weitere Kostenlose Bücher