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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sie ihn. »Weshalb?«
    »Ich wollte dich retten«, stieß er hervor. »Sie töten und dich in Sicherheit bringen. Doch leider ist es mir nicht gelungen. Ich war nur einer, sie aber waren viele.«
    Oda begann zu lächeln.
    »Es hat dich erregt, mich so zu sehen, nicht wahr?«, sagte sie. »So nackt und hilflos, so leicht zu haben. Es hat dich geil gemacht, geradezu brünstig. Du hast ihnen zugesehen und dir vorgestellt, an ihrer Stelle zu sein. Und wage ja nicht zu lügen, sonst werf ich dich sofort hinaus!«
    Erst schüttelte er den Kopf, doch als er aufschaute, las sie die Qual in seinen Augen.
    »Ja, du hast Recht, ich kann an nichts anderes mehr denken«, sagte Rochus stockend. »Mit dem Gedanken an dich schlafe ich ein, und mit ihm wache ich wieder auf.«
    »Gut!« Odas Lächeln vertiefte sich. »Sehr gut. Aber du bist nun mal ein Mönch. Und ich bin die Frau eines Ritters.«
    »Ich habe im Kloster gelebt, viele Jahre, aber ich bin nur …«
    »Hör auf! Das alles will ich gar nicht wissen.«
    Sie stand auf, ging durch das Zimmer, kam zu ihm, bis sie ihm plötzlich so nah war wie vorhin der Alten. Ihr warmer weiblicher Geruch stieg ihm in die Nase, und er sah den hellen Flaum, der ihre Wangen bedeckte.
    »Du wirst mich nie bekommen«, sagte sie. »Niemals! Schlag dir das aus dem Kopf! Denn hier, wo einmal mein Herz saß«, sie nahm seine Hand und legte sie unter ihre sanft gerundete Brust, »ist nur noch schwarze Leere.«
    Rochus nickte verzückt, benebelt von der unverhofften Nähe.
    »Dein Sohn«, sagte er. »Natürlich. Erst dein Kind und dann auch noch diese Teufel. Es wird viel Zeit vergehen müssen, bis du …«
    Ihr harter Stoß ließ ihn nach hinten fliegen.
    »Nichts verstehst du!«, rief sie. »Gar nichts! Die Kinder mussten sterben, eben weil mein Herz verloren ist. Ein Fuchs hat mich gebissen, und das Schwarze dann die Kinder aufgefressen. Diese Teufel haben mich nicht einmal erreicht, nicht einer von ihnen. Denn ich bin innerlich leer, ganz leer.« Sie sank in sich zusammen. »Nur eine Hülle, nichts weiter. Eine helle Hülle über all der abgrundtiefen, großen Schwärze.«
    Er kniete neben ihr nieder. »Das darfst du nicht sagen!« Er wagte nicht, sie zu berühren, obwohl sich alles in ihm danach sehnte.
    »Und wenn es die Wahrheit ist?«
    »Du bist müde und traurig, aber du wirst wieder geheilt werden. Ich weiß es. Ich werde für dich beten. Jeden Tag. Jede Nacht. Immer!«
    »Und weiter?« Odas Augen waren fast durchsichtig. »Was wirst du noch für mich tun?«
    »Alles, schöne Herrin! Alles, was du willst. Und wenn ich mein Leben dafür hingeben müsste.«

    Als Eila am nächsten Morgen ins Freie trat, lag dichter Nebel über dem Tal, als hätte eine einzige Nacht genügt, um den Sommer endgültig zu vertreiben und den Beginn des Herbstes einzuläuten. Rose brütete wie üblich bereits wieder über den Schriften, Eila aber wollte unbedingt zuvor noch in den Stall, um Paula mit einem stibitzten Apfel guten Morgen zu sagen.
    Zu ihrer Überraschung stieß sie beinahe mit dem Strick zusammen, der eben den Stall verlassen wollte.
    »Hoppla, junges Fräulein!« Er verzog den Mund zu seinem unangenehmen Grinsen.
    »Was willst du? Und wer hat dich überhaupt hereingelassen? Weißt du nicht, dass mein Vater nicht da ist? Und meine Mutter will dich gewiss nicht sehen.«
    Er war noch dürrer als beim letzten Mal, aber besser gekleidet. Wäre da nicht der widerliche Wulst an seinem Hals gewesen, man hätte ihn beinahe für einen wohlhabenden Kaufmann halten können.
    »So viele Fragen auf einmal! Und so wenige Antworten, wie ärgerlich!« Er berührte ihren Arm, und Eila wich sofort zurück. Sein Grinsen erlosch. »Möchtest du das die schöne Oda nicht lieber selber entscheiden lassen? Ich muss sie ohnehin nur kurz sprechen, dann bin ich schon wieder weg.«
    Eila sah ihm nach, wie er steifbeinig über den Hof ging, auf dem Rücken ein Bündel, als sei er für eine längere Reise gerüstet. Einen Augenblick wollte sie losrennen, um die Mutter zu warnen, dann aber ließ sie es lieber bleiben.
    Die Eiskönigin war zurück, das bekamen alle auf der Burg jeden Tag aufs Neue zu spüren. Oda würde sie nur wieder ankeifen. Mit einem wie dem Strick konnte sie gewiss auf ihre Weise fertig werden.
    Der Strick hielt sich nicht mit Umwegen auf, sondern steuerte geradewegs Odas Kemenate an. Malin, die ihr beim Ankleiden behilflich war, stockte fast der Atem, als er plötzlich im Zimmer stand.
    »Die alte Vettel soll

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