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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Der König lächelte. »Und weißt, wie ich meine Morgen- und Abendstunden fülle.«
    »Du erhältst regelrecht Unterricht?«
    »Pater Johannes kümmert sich freundlicherweise darum. Und er hätte wahrlich einen begabteren Schüler verdient.« Otto entging nicht, dass Raymonds Gesicht sich verdüsterte. »Beneide ihn nicht, denn er muss ernorme Geduld aufbringen! Meine Rechte, die das Schwert so sicher zu führen weiß, stellt sich ungeschickter an als die eines Kindes, wenn es um Buchstaben geht. Siehst du, wie plump mein P geraten ist? Und wie zittrig das O? Manchmal fürchte ich, ich werd es niemals mehr richtig lernen.«
    »Doch, das wirst du, Monseigneur«, sagte Raymond, dem plötzlich die Augen feucht wurden. »Eines Tages wirst du sie alle auch darin schlagen. Dann brauchst du keinen Pater Johannes mehr – niemanden brauchst du dann.«
    Otto stand auf, raffte den Umhang enger und begann unruhig auf und ab zu gehen. »Im Augenblick wäre mir schon damit geholfen, diesen Feldzug siegreich abzuschließen.«
    »Aber wir haben doch gesiegt! Reims hat sich schließlich ergeben müssen, und der Erzbischof …«
    »Mir musst du nicht nach dem Munde reden, Raimund! Es gibt genügend andere, die sich in dieser Disziplin Tag für Tag hervortun. Dich hab ich herbestellt, weil ich die Wahrheit erfahren möchte.«
    »Welche Wahrheit?«
    »Meinst du, ich weiß nicht, wie die Dinge wirklich stehen? Paris können wir nicht nehmen, und wenn wir bis zum Jahresende und darüber hinaus hier unsere Zelte aufschlagen. Dieser Brocken ist zu groß für uns. Zudem ist die halbe Truppe krank, die andere Hälfte mutlos und verdrossen. Mir ist zu Ohren gekommen, es habe üble Raufereien gegeben. Und eine junge Hübschlerin sei zu Tode gekommen.«
    Raymond neigte schweigend den Kopf.
    »Ich kann dir den Grund nennen, weshalb wir nicht endgültig siegen können«, fuhr der König fort. »Es liegt an der Heiligen Lanze. Ich hätte sie auf diesen Feldzug mitnehmen sollen. Sie hätte uns beflügelt und beschützt.« Otto berührte das goldene Amulett mit dem heiligen Knöchelchen auf seiner Brust, als suche er Unterstützung. »Meinem Vater hat sie seinen überragenden Sieg gegen die Ungarn beschert. Er hat sie mir zu treuen Händen übergeben.«
    »Weshalb hast du sie dann nicht mitgenommen?«
    »Weil ich in ständiger Angst lebe, sie zu verlieren. Sie kann so leicht geraubt oder während eines Kampfes beschädigt oder erobert werden – und wie stünden wir dann da? Das Königsheil vergeudet, den Schutz des heiligen Mauritius mutwillig aufs Spiel gesetzt.« Er schlug die Arme über der Brust zusammen, als friere er.
    Jetzt wäre der Augenblick gewesen, den Strick und sein dreistes Begehren ins Spiel zu bringen. Es quälte Raymond, dass er dessen Forderung wie einen schweren Sack mit sich herumtrug und seit Monaten auf eine passende Gelegenheit lauerte, um diesen endlich loszuwerden. Sollte er jetzt damit anfangen? Wenn er so feige blieb wie bisher, dann rückte die Erfüllung seines eigenen Wunsches in immer unerreichbarere Ferne.
    Einen Augenblick war er fast so weit, doch dann zögerte Raymond erneut. Der König schien so mit sich beschäftigt, dass er jetzt wohl kaum ein guter Zuhörer gewesen wäre.
    »Sollen wir nun zügig heimmarschieren, selbst wenn wir damit riskieren, dass Hugo von Franzien womöglich schon im nächsten Sommer aufsässig wird und erneut gegen uns und unsere Verbündeten rebelliert?«, fragte Otto.
    »Und die andere Möglichkeit, Monseigneur?«
    »Was wohl!« Der König lachte auf. »Erobern, Beute machen und plündern, jetzt, wo wir schon einmal hier sind. Den Feind nachhaltig schwächen und ihm zeigen, wer im west- wie ostfränkischen Reich das Sagen hat. Die Normandie wartet, die reiche Picardie dazu …« Er hielt inne. »Du hast doch längst verstanden, was ich wissen möchte.«
    »Wieso befragst du nicht lieber deinen Bruder Brun? Weswegen nicht Markgraf Gero oder den mächtigen Hermann Billung? Weshalb ausgerechnet mich, einen einfachen Ritter?«
    »Du kennst den Grund, Raimund. Wir beide kennen ihn.«
    »Und dein Sohn? Liudolf wird einmal unser König sein. Er sollte lernen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.«
    »Sein Tag wird kommen. Heute frage ich dich. Also?«
    »Deine ›Falken‹ würdest du mit dieser Entscheidung gewiss sehr glücklich machen«, sagte Raymond. »Ich denke, sie können es kaum erwarten und würden dir einen überstürzten Rückzug sicherlich verübeln.«
    » Deine

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