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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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verschreckte. Nicht so fest, lag ihr schon auf der Zunge, streichle ihm doch lieber die Brust und mach es vor allem gleichmäßiger, sonst wird er nur noch aufgeregter. Aber sie schluckte die Worte hinunter, weil sie wusste, dass Sigmar schnell wütend werden konnte, wenn sie sich einmischte.
    Und wirklich wuchs die Unruhe Speers sichtlich, wohl auch, weil der Dachshund jaulend in die Dickung fuhr, um Kaninchen aufzustöbern. Es blieb Sigmar kaum noch Zeit, das Geschüh zu lösen und die Haube abzunehmen, so blitzschnell schoss der Terzel los. Als ein Kaninchen heraussprang, stieß er nach vorn. Das Kaninchen schlug ein paar Haken und verschwand in einem der Laubhaufen, die noch vom letzten Herbst übrig geblieben waren.
    Sigmar war die Enttäuschung anzusehen, als Speer beutelos auf seine Faust zurückkehrte.
    »Er schafft es nicht«, sagte er mit schmalen Lippen. »Er macht es einfach nicht richtig.«
    »Ein Falke kann richtig nicht von falsch unterscheiden«, sagte Raymond. »Hab ich euch das nicht beigebracht?«
    »Schon – aber ich hab doch so viel mit ihm geübt! Mehr als Eila.« Sigmars Gesicht war bleich, und das Kinn, das er beim Reden gern nach vorne schob, um seinen Worten größeres Gewicht zu verleihen, wirkte noch kantiger als sonst.
    »Ein Terzel lässt sich eben nicht abrichten wie ein Hund oder ein Pferd. Er ist einzig und allein für sich da.«
    »Er liebt mich nicht. Er respektiert mich nicht einmal«, brach es aus Sigmar hervor. »Wieso verhält er sich nicht so, wie Eilas Weibchen es tut?«
    »Weil er Speer ist. Und weil du Sigmar bist.« Raymond klang sehr ernst. »Vergleichen hilft dir da nicht weiter, Junge! Außerdem kann er dich nicht lieben, weil das nicht in seiner Natur liegt. Die Beziehung zwischen Falke und Mensch ist eine Beziehung des Futters – nicht mehr und nicht weniger.«
    »Er soll aber mein Freund sein. Oder wenigstens mein Jagdgefährte!«
    »Du kannst dir seinen Instinkt zunutze machen und verstehen lernen, was diesen weckt«, sagte Raymond, der sich schon lange nicht mehr so ausführlich geäußert hatte. »Wenn dir das gelingt, hast du schon sehr viel geschafft. Dann wird er eines Tages auch deinem Willen folgen – vorausgesetzt, seine Natur zwingt ihn nicht gerade zu anderem.«
    Sigmar starrte finster vor sich hin. Spannung lag in der Luft. Sogar die Pferde schienen es zu spüren und begannen, unruhig zu tänzeln.
    »Sollen wir nicht weiterjagen?« Eilas gut gemeinter Vorschlag brachte ihr nur einen weiteren Zornesblick des Knappen ein. »Der Hund ist schon ganz aufregt. Ich wette, die Beute wartet nur auf uns!«
    »Und wenn er niemals ein guter Jäger wird?« sagte Sigmar trotzig.
    »Dann liegt es an dir«, erwiderte Raymond. »An deiner Entschlossenheit, deiner Geduld. Vor allem an deiner Beständigkeit. Wie soll Speer auch lernen, erfolgreich Kaninchen zu jagen, wenn du ihn die meiste Zeit auf das Federspiel trainierst anstatt auf die Hasenschleppe?« Noch im Reden entkappte er Kaja. »Sie wird uns allen zeigen, wie das Spiel läuft.«
    Sie flog in Richtung zweier Kaninchen los, die sich unter einem Brombeerstrauch duckten, und stieg höher. Kaum stand sie oben, verließ eines der beiden die Deckung, kam aber nicht weit, denn Kaja fiel wie ein Stein vom Himmel und band es auf der Stelle.
    »Kaja ist und bleibt die Königin der Jagd«, sagte Eila, als der Falke zum Kröpfen auf Raymonds Hand zurückgekehrt war. Das Kaninchen, das sie erlegt hatte, war ein stattlicher Rammler, der schon bald im Ofen schmoren würde. »Was für eine Freude, ihr dabei zuzusehen!«
    »Und deine Siv kann ihre Nachfolgerin werden, kleiner Habicht«, erwiderte Raymond lächelnd. »Nicht mehr lange, und sie wird so weit sein. Lasst uns noch ein Stück am Waldrand entlangreiten! Ich hab schon lange Appetit auf Fasanenfleisch.«
    Als sie zur Burg zurückkehrten, war die Jagdausbeute beachtlich. Siv hatte drei weitere Rebhühner geschlagen und Kaja neben dem Kaninchen zwei stattliche Fasane erlegt, deren lange Schwanzfedern wie bunte Trophäen über Raymonds Sattel baumelten. Nur Speer hatte trotz mehrerer Versuche keinen Fang zustande gebracht, weshalb Sigmars Laune entsprechend düster war.
    Beim Absteigen verhielt er sich so rüde, dass seine Stute scheute. Wutentbrannt wollte er nach ihr treten, doch Raymond riss ihn zurück und hielt ihn am Arm fest.
    »Tiere sind unsere Gefährten und verdienen entsprechende Behandlung«, sagte er. »Das weiß jeder Ritter. Um einer zu werden, muss man

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