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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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bei uns, Vater?«, stieß Eila hervor. »Lange?«
    Wenn er nur nicht gleich nach dem Kind fragte oder nach der Eiskönigin, nicht in diesem ersten köstlichen Moment, der nur ihnen gehörte!
    »Zumindest ganz in der Nähe. Meine Männer kommen nach, denn der König hat mich als Vorhut nach Pöhlde geschickt, wo ich alles für das Eintreffen der Hofgesellschaft zu Weihnachten veranlassen soll.«
    Pöhlde – die Pfalz lag so nah, dass Eilas Augen vor Erleichterung feucht wurden.
    »Du weinst ja, kleiner Habicht«, hörte sie ihn sagen.
    »Ich weine doch nicht!«, rief sie, gab Paula die Sporen und galoppierte allen voraus.

Dier

APRIL 947
BURG SCHARZFELS
    S iv strich von Eilas Faust ab und begann, sich in weiten Kreisen nach oben zu schrauben. Höher und immer höher stieg das junge Falkenweibchen, mit schnellen Schwingenschlägen, bis es nur noch ein dunkler Punkt war, der im Blau des Himmels zu verschwinden drohte. Unter dem schweren Lederhandschuh bekam Eila feuchte Hände, als sie besorgt nach oben schaute, so unendlich schien Siv entfernt, aber sie ritt dennoch dem braunen Dachshund nach, der mit vorgestrecktem Hals nahezu auf der Erde kroch, denn die Fährte schien heiß.
    Der Rebhuhnschwarm verließ die Deckung, flatterte direkt vor ihnen hoch. Im gleichen Augenblick kippte Siv ab, beschleunigte in der Senkrechten ihren Stoß, kam tiefer. Die Bell an ihren Füßen klingelten. Mit zusammengeklappten Schwingen stieß sie mitten in die Vogelkette.
    Federwolken, Kreischen, Flügelgewitter.
    Dann stürzte eines der Rebhühner sich mehrfach überschlagend zu Boden und regte sich nicht mehr.
    Siv hatte mit dem Rupfen bereits begonnen, als Eila neben ihr vom Pferd glitt. Mit der Ledertasche deckte sie als Erstes die Beute ab und hielt dem Falken fast gleichzeitig ein Stück rohes Herz als Leckerbissen vor den Schnabel. Siv hüpfte auf den Falknerhandschuh und fing an zu kröpfen, wie sie es in den langen Wochen des Abtragens gelernt hatte, während Eila sich bemühte, das Rebhuhn mit nur einer Hand in der Jagdtasche zu verstauen.
    »Präzise Arbeit«, sagte Raymond lobend, der sie bei allem genau beobachtet hatte, während Sigmar natürlich wieder einmal stumm blieb. »Gut gemacht! Warte nur nicht zu lange damit, sie zu verkappen, sonst wird sie zu stark abgelenkt.«
    Soll mein kleiner Habicht nicht in Ruhe fressen dürfen, hätte Eila ihm am liebsten entgegnet, nachdem sie so gut gejagt hat? Doch stattdessen folgte sie ohne Widerworte dem Ratschlag des Vaters. Hauptsache, er redete wieder. Hauptsache, sein Gesicht war nicht mehr grau und erloschen wie den ganzen Winter über. Erst seit sie regelmäßig mit den Jungtieren übten, löste sich seine Starre nach und nach.
    Alles, was sie über Falken wusste, hatte sie von ihm gelernt, auch dass es Männersache war, die Beizjagd zu betreiben. Ein Knappe musste sie beherrschen, wollte er eines Tages die Schwertleite erhalten. Weil sie Raymond keine Ruhe gelassen, weil sie unermüdlich gefragt und so lange gebettelt hatte, bis er schließlich nachgab, durfte sie zu ihrer eigenen Überraschung an diesem Part von Sigmars Ausbildung teilhaben, ein Entgegenkommen, das andere Ritter ihren Töchtern gewöhnlich verwehrten. Eila hatte sich vorgenommen, Tag für Tag aufs Neue unter Beweis zu stellen, dass sie es wert war. Sie nahm begierig auf, was er ihnen zu sagen und zu zeigen hatte, und wurde nicht müde, stets neue Fragen zu stellen. Diese Art von Lernen lag ihr mehr als die öden Stunden oben in der Schulstube, wo es nur um Verben, Deklination und endlose Zahlenreihen ging, und das neue Wissen, das von Woche zu Woche in ihr wuchs, verlieh Eila eine nie zuvor gekannte Sicherheit.
    Doch unabhängig davon gab es noch etwas anderes in ihr, etwas Altes, Ursprüngliches, das ihr half, diese wilden Greifvögel zu verstehen, als seien sie seit jeher miteinander verbunden. Manchmal hatte Eila das Gefühl, dass der Vater das ebenfalls spürte, wenngleich weder er noch sie versuchten, es in Worte zu fassen. Aber eines war klar: Sigmar hasste sie deshalb, das zeigten ihr die scheelen Blicke, die er ihr zuwarf, wenn Siv wieder einmal besonders erfolgreich gewesen war.
    Speer, Sigmars Falke, begann zu lahnen, ein schrilles, hohes Keckern, das ihm der Knappe trotz aller Bemühungen nicht hatte abgewöhnen können, wohl weil der Terzel zu früh ausgehorstet worden war. Eila sah, wie Sigmar den Rücken des Vogels klopfte, um ihn zu beruhigen, damit er die Beute nicht vor der Zeit

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