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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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steckt voller Geheimnisse – und das hier ist eines von ihnen.« Er langte nach oben, riss einen kleinen Zweig ab. »Frische Buchentriebe, merk dir das gut, Lando! Kein anderes Holz verkohlt so ertragreich wie die Buche. Ich glaube, hier sind wir endlich richtig.«
    Schon vor mehr als einem Monat waren sie im späten Schnee gemeinsam zum Lauterberg aufgebrochen, von dort jedoch nur mit geringer Ausbeute zurückgekehrt. Algins erster Eindruck hatte ihn nicht getrogen: Die Holzkohle von dort ließ beim Erproben in der Esse die Hitze viel zu schnell zusammenfallen. So konnte man kein ordentliches Messer schmieden, erst recht keine wurmbunte Schwertklinge.
    Die beiden kehrten zu den Meilern zurück, und Algin war es recht, dass Lando sich schon bald auf der Lagerstatt zusammenrollte und zu schnarchen begann. Er selber legte sich auf die Pritsche gegenüber und schloss die Augen, aber der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Als er Geräusche von draußen hörte, wickelte er sich in seine Decke und verließ die Hütte.
    »Du kannst nicht schlafen?«, sagte der Köhler.
    »Du schläfst ja auch nicht.«
    »Solange der Meiler brennt, bleibt man besser wach. Siehst du, wie er immer mehr in sich zusammensinkt?«
    Algin nickte.
    »Morgen früh können wir die Kohlen ausziehen und löschen«, sagte der Köhler. »Wäre nicht übel, wenn du und dein Junge dabei mit Hand anlegen würdet. Wir können jeden Mann gebrauchen. Wie viel möchtest du eigentlich haben?«
    »So viel ich bekommen kann«, sagte Algin. »Sei nicht geizig, denn ich hab nicht vor, künftig wegen jedem einzelnen Sack zu euch heraufzukeuchen.«
    Eine Weile blieb es still; der Köhler reichte ihm eine Tonflasche, in der ein Rest Bier schwappte. Algin nahm einen Schluck, verzog aber das Gesicht.
    »Mein Weib braut besser«, sagte er. »Das schmeckt ja bitter wie die Sünde!«
    »Da sind ein paar Kräuter drin, die einen wach halten«, sagte der Köhler. »Ich hab das Rezept von den Montani , die tief im Rammelsberg nach Erz schürfen. Das sind vielleicht Kerle, sag ich dir! Sonst hielten sie es sicherlich auch nicht aus, Tag für Tag in Feuchte und tiefer Dunkelheit.«
    »Du warst selber dort?«, fragte Algin.
    »Vor ein paar Jahren«, sagte der Köhler. »Mit einer riesigen Ladung Kohle, wenn du es ganz genau wissen willst, aber die war im Nu verbraucht. Die Öfen vor den Gruben verschlingen so viel davon, dass ganze Waldstücke abgeholzt werden müssen, und ein Ende scheint noch lange nicht in Sicht. Denn immer tiefere Stollen treiben sie in den Bauch der Erde. Sie werfen das Erz, das sie herausholen, gleich in den Rennofen und schmelzen es aus. Und davon verstehen sie etwas, das kann ich dir sagen! Im ganzen Land wirst du kein besseres, reineres Eisen finden.«
    »Ich dachte immer, dort graben sie nach Silber.«
    »Das tun sie auch, doch das glänzende Metall ist rar und liegt tief verborgen. Das meiste, was sie finden und schmelzen, ist nun mal Eisen.« Er stand auf, packte den Kohlrechen und stach in den Mantel.
    Algin folgte ihm nachdenklich. »Man kann also dort Eisen kaufen?«, sagte er. In seinem Kopf begann ein Plan zu reifen, und er war überzeugt, Raymond nur allzu leicht auf seine Seite zu bekommen. »Gutes Eisen, sagst du?«
    »Das beste! Aber die Minen gehören dem König«, sagte der Köhler. Er senkte seine Stimme. »Und der schickt nicht nur seine alteingesessenen Montani auf Silbersuche hinunter in die Stollen, sondern auch finstere Burschen, die einiges auf dem Kerbholz haben. Denen möchte ich nur ungern in einem engen Schacht begegnen.«
    »Du meinst – Verbrecher?«
    »Lass uns wenigstens noch eine Mütze Schlaf nehmen«, sagte der Köhler. »Der morgige Tag bringt Schinderei genug.«

MAI 947
BURG SCHARZFELS
    Es war drückend in der Schulstube, was aber nur teilweise daran lag, dass die Fenster offen standen und die blendende Frühlingssonne ungehindert hereinscheinen konnte, die jedes Staubkörnchen unbarmherzig beleuchtete. Seit nämlich Raymond auf der hinteren Bank saß und zuhörte, schienen alle im Raum noch mehr zu schwitzen.
    »Komparativ und Superlativ, Eila!« Der dünne geschälte Ast, der Bruder Rochus als Zeigestock diente, wippte ungeduldig in seiner Hand. »Beginnen wir mit ›groß‹!«
    » Magnus «, sagte diese langsam, bemüht, bloß jetzt keinen Fehler zu machen, »major, maximus .«
    »Das war einfach. Wie sieht es mit ›viele‹ aus – Rose?«
    » Multi, plures, plurimi «, kam die prompte Antwort.
    »Und nun die

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