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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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ihr gehen«, sagte sie. »Auf der Stelle! Dann müsste ich auch nicht meinem Vater begegnen.«
    »Aber daraus wird jetzt nichts!« Eila lief zu ihr, packte ihre Hände und zog sie zur Türe. »Hörst du nicht die Sackpipen und die Radleiern? Sie haben schon angefangen – ohne uns! Sollen wir das Beste verpassen? Und was redest du überhaupt für einen Unsinn! Dein Vater wird glücklich sein, dich endlich wieder zu sehen.«
    Bevor Rose sich wehren konnte, waren die beiden draußen.
    Gunna begann für Ordnung zu sorgen, faltete die Kleider, legte die Bänder zusammen und schichtete alles übereinander, damit es in der großen Truhe Platz hatte. Der Raum, den man ihnen in den Frauengemächern der Pfalz zugeteilt hatte, war für drei Personen recht klein und nicht gerade hoch. Jetzt, wo es langsam Abend wurde, hatte die Wärme des Tages ihn stickig gemacht. Zwei Betten bildeten das Mittelstück, breit und mit kunstvoll geschnitzten Holzfüßen, während die restliche Einrichtung eher spärlich ausgefallen war.
    Erleichtert, endlich allein mit der Kleinen zu sein, schlüpfte Gunna aus dem ungewohnt engen Kleid und kühlte, nur noch mit dem Unterkleid bedeckt, Gesicht und Nacken in der Waschschüssel. Am liebsten wäre sie bis zum Hals in den kleinen Fluss gestiegen, den sie beim Herkommen ganz in der Nähe entdeckt hatte, aber natürlich kam es nicht infrage, Lenya allein zu lassen.
    Die Kleine schlief auf dem Rücken, die Ärmchen nach oben, den Mund geöffnet. Sie würde einmal Algins Kinn bekommen und seine kräftige, gerade Nase, das deutete sich jetzt schon an.
    »Eines Tages wirst du auch so ein schönes, großes Mädchen sein, wie diese beiden es sind«, flüsterte sie und beugte sich zu ihr hinunter. »Aber ich danke dem gütigen Gott, dass bis dahin noch eine ganze Weile vergehen wird.«
    Plötzliche Zugluft ließ sie aufsehen. In der Türe stand Raymond und starrte sie an.
    »Was willst du?«, sagte sie unfreundlicher, als es eigentlich gemeint war, weil die unverhüllte Sehnsucht in seinem Blick sie befangen machte.
    »Eila und Rose, sie sind …«
    »Schon längst beim Feiern. Und dort solltest du auch sein, anstatt heimlich in den Frauengemächern umherzuschleichen!«
    »Ich wollte dich nicht stören, verzeih. Ich wollte nur …« Er verstummte, entsetzt über das Begehren, das ihr unerwarteter Anblick in ihm geweckt hatte.
    »Es ist besser, wenn du jetzt gehst.« Gunna versuchte, nicht daran zu denken, dass sie nur im Hemd war. »Oder gibt es noch etwas zu besprechen?«
    »Nein.« Er hatte schon den Türknauf in der Hand, als sich plötzlich von hinten eine schwere Hand auf seine Schulter legte.
    »Sieh an, der Herr von Scharzfels«, sagte der Strick. »Welch eine Freude!«
    Raymond zog die Türe zu und fuhr zu ihm herum.
    »Dass du dich überhaupt noch einmal blicken lässt«, sagte er, »nachdem du so schändlich dein Wort gebrochen hast!«
    »Du meinst den Zahn des heiligen Petrus?« Der Strick grinste. »Ist dir auch schon aufgefallen, mit welchem Stolz der König ihn um den Hals trägt?« Seine plumpen Hände fuhren nach oben, und er brachte es fertig, fast schuldbewusst dreinzuschauen. »Wer könnte seinem Herrscher schon etwas abschlagen, Raymond?«
    »Diese Reliquie war mir fest für meinen Schwertknauf versprochen! Aus diesem Grund hab ich extra einen neuen Schmied verpflichtet. Du wusstest genau, wie viel mir daran gelegen war.«
    »Nicht ganz«, sagte der Strick. »Obwohl mir imponiert, wie kunstvoll du die Wahrheit zu deinen Gunsten verdrehen kannst. Ich hatte dich gebeten, etwas für mich zu tun – und hab ich nicht wahrlich fuderweise Geduld aufgebracht? Aber von dir kam nichts. Rein gar nichts. Da musste ich das Glück eben in die eigenen Hände nehmen.« Sein Grinsen wurde breiter. »Hat sich für mich gelohnt, alter Freund. Der König und ich sind jetzt im Geschäft. Sein Hunger nach Reliquien scheint unersättlich, und es sieht ganz so aus, als könnte ich ihn demnächst mit einem besonders ausgefallenen Kleinod stillen. Was schließlich zählt, ist immer nur das Ende, und das ist noch lange nicht abzusehen.«
    Er klang so selbstgefällig, dass Raymond wider Willen aus der Deckung kam.
    »Ich könnte dem König einiges über dich erzählen, das ihm die Lust daran verderben würde.«
    »Dafür bist du zu klug.« Der Strick war näher gekommen, und wieder einmal ekelte es Raymond vor seiner fauligen Ausdünstung. »Denn auch in deinem Leben gibt es Dinge, über die man, wie wir beide

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