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Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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wissen, besser den Schleier des Vergessens gebreitet lässt.« Mit der Hand fuhr er sich aufreizend langsam über die hässliche Narbe am Hals.
    Raymond verstand sofort, was er meinte, und musste sich abwenden.
    »Hast du die liebreizende Oda auch mitgebracht?«, fuhr der Strick fort. »Dann würde ich sie natürlich ebenfalls gern begrüßen.«
    Wieso brachte er ausgerechnet jetzt Oda ins Spiel? Raymond starrte ihn wortlos an, was den Strick nur noch mehr zu belustigen schien.
    »Du hast sie zu Hause gelassen?«, sagte er. »Wie schade! Hat sie sich noch immer nicht von all den bedauerlichen Vorkommnissen erholt? Oder sind es nur weibliche Launen?«
    »Das geht dich gar nichts an!«
    Der Strick grinste. »Noch immer an Reliquien interessiert, Raymond?«
    »Wie sollte ich dir jemals wieder trauen können?«
    »Das wirst du schon, sei ganz gewiss! Denn ich bin deine beste und einzige Quelle.«
    Der Strick wandte sich um und stapfte davon.
    Raymond blieb zurück wie betäubt. Seine Feststimmung war verflogen; am liebsten hätte er sich jetzt in das Zelt zurückgezogen, das er aus Platzgründen mit zwei anderen Rittern teilen musste, aber natürlich gab es keinen plausiblen Grund, den Feierlichkeiten fernzubleiben.
    »Ein widerlicher Kerl«, hörte er plötzlich Gunna sagen. Erschrocken fuhr er herum. Sie hatte ihr Kleid übergezogen, was es leichter für sie beide machte, und betrachtete ihn voller Mitgefühl. »Jedes Mal, wenn ich ihn zu Gesicht bekomme, wird mir eiskalt.«
    »Du hast unser Gespräch mitgehört?«
    »Unfreiwillig«, sagte sie. »Du hattest die Türe nicht richtig geschlossen. Zuerst wollte ich dich darauf aufmerksam machen, dann jedoch hielt ich es für besser, mich ruhig zu verhalten.« Sie schien nach Worten zu ringen. »Stimmt es, was du über Algin gesagt hast? Dass du ihn nur haben wolltest, damit er dir ein Schwert mit Reliquien im Knauf schmiedet?«
    »Eines, das besser trifft als die Waffen meiner Feinde, denn meine Kraft lässt nach und meine Schnelligkeit nicht minder. Nichts könnte es so stark machen wie der Schutz eines Heiligen. Doch das ist jetzt in weite Ferne gerückt«, sagte Raymond in bitterem Ton. »Du hast ihn ja gehört.«
    »Und wenn dieser Unhold am Ende doch nicht Recht behalten würde?«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Raymond.
    »Nun, wenn er nicht der Einzige wäre, der Zugang zu gewissen … heiligen Dingen besäße, was dann?«
    »Ich verstehe noch immer nicht.«
    »Lass uns darüber reden, sobald wir zurück auf der Burg sind!«, sagte Gunna mit einem Lächeln. »Und verlier nicht den Mut! Vielleicht findet sich ja eine andere Lösung.«

    Es war ein Rausch, der Eila erfasst hatte, ein Fieber, das in ihr brannte. Die Musik hatte sich in ihren Körper gestohlen und breitete sich dort aus, bis sie das Gefühl hatte, ganz und gar aus Tönen gemacht zu sein, und je schneller die Musik wurde, desto mehr begann Eila zu glühen. Die Kreistänze, bei denen Frauen und Männer jeweils abwechselnd einander gegenübergestanden und nur ihre kleinen Finger ineinander gehakt hatten, waren beendet. Jetzt ging es wilder zu, lauter. Es galt nicht nur, die Schritte zu beherrschen, sondern auch noch zu galoppieren, ohne dabei zu sehr außer Atem zu geraten.
    Dann kam das Schönste und Aufregendste: das Bescharren, das die Männer dem Werben der Hengste abgeschaut hatten, während die Frauen sich kokett um die eigene Achse drehten. Während Eilas Begeisterung wuchs, schien Rose kaum Vergnügen am Tanzen zu finden. Eila erkannte es an dem starren, höflichen Lächeln, das die Freundin aufgesetzt hatte, und schon nach kurzer Zeit war sie nicht mehr unter den Tanzenden zu sehen. Einmal sah Eila sie kurz bei einem blonden Mann stehen, der wohl ihr Vater Bernhard war, doch nach der nächsten Tanzfigur waren die beiden aus ihrem Blickfeld verschwunden.
    Die Älteren hatten längst den Tanzboden den Jungen überlassen und begnügten sich damit zuzusehen. Gefeiert wurde teils im Freien unter einem milchigen Vollmond, dem zahlreiche Fackeln Konkurrenz machten, teils in eilig aufgestellten Zelten, in denen Tische und Bänke für die Festgesellschaft standen.
    Und wie sich die Tafeln unter den aufgetischten Speisen bogen!
    Da gab es gebratene Tauben, Drosseln und Rebhühner mit gefüllten Eiern; Haxen nach der Art der Burgunder, eine Burg aus Brotteig, die mit würzigem Rehfleisch gefüllt war, gesottene Kapaune, Kalbsbrüstchen, Zicklein und Wildgänse. Dazu Kraut mit gebratenen Forellen

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