Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
leer gesaugt, so als hätte jemand den Stecker seiner inneren Batterie gezogen.
Er hörte, wie Connor leise mit Zeke sprach und war dankbar, dass der ihm ein wenig Raum für sich gab. Erst als etwas Schweres und Weiches in seinen Schoß krabbelte, öffnete er die Augen wieder. Zeke schaute ihn an und leckte ihm vorsichtig übers Gesicht als Daniel ihn streichelte. Der Labrador schien instinktiv zu wissen, dass er jetzt Ruhe brauchte und allein Zekes Blick half ihm, nicht völlig den Boden unter den Füßen zu verlieren. Da war jemand, der ihn brauchte, das durfte er nicht vergessen.
„Dan? Was hältst du von einer Tasse Tee?“
„Eine Menge“, flüsterte Daniel erstickt und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen.
„Gut. Ich setze Wasser auf. Komm, Zeke. Lassen wir dein Herrchen ein paar Minuten in Ruhe.“
Connor hielt Wort. Daniel bekam sogar mehr als ein paar Minuten, um sich auf den Fliesen im Badezimmer wie ein Baby zusammen zu rollen und zu weinen. Tränen halfen ihm, obwohl er sehr lange Zeit gebraucht hatte, um sich nicht wie ein Idiot zu fühlen, wann immer er dem Drang nachgab.
Und auch wenn er nicht sicher war, ob er die leisen Schritte im Flur zuvor wirklich gehört hatte, als er eine halbe Stunde später die Küche betrat und sich schweigend auf einen Stuhl sinken ließ, fühlte Daniel sich ein wenig besser. Nur die Müdigkeit lag weiter wie ein bleiernes Gewicht auf seinen Schultern.
„Ich bin froh, dass die Ärzte nicht auf dich gehört haben.“
Es dauerte eine Weile, bis er den Sinn hinter Connors Worten verstand. „Warum?“, fragte er dann müde.
Connor lächelte und erhob sich. „Weil wir uns sonst nicht kennen gelernt hätten. Und das lass jetzt bitte einfach so stehen, Dan. Ich mache noch schnell sauber und nehme Zeke danach mit zu meinen Eltern, dann hast du für eine Weile deine Ruhe. Wir grillen heute Abend. Deswegen bin ich nämlich auch gekommen, meine Eltern haben dich eingeladen. Ich hol dich gegen Sechs ab.“
Daniel schluckte. „Connor...“
„Nein“, wehrte der kopfschüttelnd ab. „Sag nicht gleich ab. Wir sind nur zu viert und mich und Grandma kennst du schon. Versuch es einfach. Gehen kannst du immer noch.“
- 4. Kapitel -
Ein Grillabend, auch Barbecue genannt, obwohl die Bezeichnung nicht korrekt war, wenn man es ganz genau nahm.
Daniel konnte sich dunkel daran erinnern, dass ein Barbecue viel mehr Zeit für die Vorbereitung des Essens in Anspruch nahm als ein normaler Grillabend, aber im Moment kümmerte ihn die Definition zwischen Beidem bedeutend weniger als die Tatsache, dass er mit zitternden Händen und kaltem Schweiß auf dem Körper an seinen Kleiderschrank gelehnt im Schlafzimmer stand und mit aller Macht gegen einen heftigen Schwindelanfall ankämpfte.
Er hatte den Tee getrunken, den Connor ihm gemacht hatte, danach ein paar Stunden geschlafen und war eben aus der Dusche gekommen, in dem festen Vorsatz diese Einladung anzunehmen. Selbst wenn es nur für ein Stunde oder weniger war.
Und jetzt, keine fünf Minuten später, war ihm so schwummrig im Kopf, dass er es nicht einmal mehr fertig brachte das Handtuch um seine Hüfte zu lösen und sich frische Sachen aus dem Schrank zu nehmen, geschweige denn sich anzuziehen.
Daniel verstand die Welt nicht mehr und je mehr er sich darüber ärgerte, umso schlechter fühlte er sich. Es war doch nur ein Grillabend, verdammt noch mal, was war denn plötzlich los? Ob es an den Tabletten lag? Vor dem Duschen hatte er sicherheitshalber zwei genommen, um für eventuelle Berührungen und damit verbundene Schmerzen gewappnet zu sein. Aber die lösten normalerweise keinen Schwindelanfall aus.
Übelkeit oder Erbrechen kannte er, genauso wie er Blackouts und manchmal auch längere Erinnerungslücken hatte. Aber das hier war neu. Daniel hielt sich mit beiden Händen am Schrank fest und ließ sich ganz langsam zu Boden gleiten. Wenn er nur zum Bett hinüber kam, alles andere würde sich schon irgendwie ergeben.
Alles schien in Zeitlupe vor seinen Augen abzulaufen und je näher er seinem Bett kam, umso weiter schien es entfernt zu sein. Daniel kniff angestrengt die Augen zusammen, um besser sehen zu können und zischte schmerzhaft auf, als er kurz darauf trotzdem mit der Stirn gegen die Bettumrandung stieß. Gott, ihm war so übel und alles drehte sich immer schneller. Er wollte nur noch in sein Bett, die Augen zumachen und warten, bis es wieder aufhörte.
Beim ersten Versuch rutschte er ab und knallte mit dem
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