Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
ist hundertfach stärker in seiner Wirkung als Morphin. Es gab schon viele Todesfälle, weil sie falsch eingesetzt wurden. Wenn Daniel Fentanyl ohne Aufsicht nimmt, dann... Connor, diese Pflaster gibt es in der Form hier gar nicht. Woher hat er sie?“
„Ich bezweifle, dass er uns das sagen wird“, murmelte Connor und klang nicht sonderlich glücklich.
Sein Vater seufzte leise. „Nun, die Narben wären ein guter Grund für Schmerzmittel und würden das Morphin und Fentanyl erklären, aber darüber rede ich noch mit ihm. Der Junge hat keine Ahnung, in welche Gefahr er sich damit bringt.“
„Dad?“
„Connor, ich kann dir nicht...“
„Komm mir jetzt nicht mit Ausreden, Dad. Sieh ihn dir an und dann sag mir noch mal, dass du nicht darüber reden kannst. Scheiß auf deine Absolution als Arzt.“
„Connor!“
Daniel zuckte bei dem Tonfall zusammen und für einige Momente wurde es ruhig in seinem Schlafzimmer. Dann seufzte Connor.
„Es tut mir leid, Dad... ich bin nur... er ist... Ach Scheiße.“
„Ich weiß. Ist schon gut, mein Junge“, murmelte Connors Vater und Daniel wäre in dem Moment zu gern wach gewesen, um die Zwei beobachten zu können. „Bei der Schwere seiner Verletzungen, wird er ohne Medikamente gar nicht mehr über den Tag kommen“, erklärte der Arzt weiter und traf genau ins Schwarze. „Schlafen, Duschen, Anziehen, einfach jede Bewegung... er wird immer Schmerzen haben, sogar beim gehen, wenn der Stoff seiner Kleidung an seinen Narben reibt. Ich glaube, Daniel ist schon seit Monaten süchtig, ohne das wirklich begriffen zu haben. Für ihn ist es vermutlich wie ein Fluch; eine Strafe, ohne die er nicht mehr leben kann und die er gleichzeitig hasst. Ich kenne solche Fälle, genauso wie du.“
Was wollte Connors Vater damit sagen? Gab es in dieser Stadt etwa noch andere Menschen, die etwas Ähnliches erlebt hatten, wie er selbst? War Connor deshalb immer so verständnisvoll mit ihm? Kannte er vielleicht einen von ihnen oder gar mehrere? Daniel war neugierig. Und schwer enttäuscht, als Connors Vater das Thema wechselte.
„Ich fahre jetzt. Pass gut auf ihn auf, Connor.“
Wieder klappte eine Tür und dann wurde es still um ihn herum. So still, dass Daniel den Kampf gegen sich selbst sehr schnell verlor und schließlich doch einschlief.
Pfefferminze.
Er mochte Pfefferminze. Der Geruch war so frisch und irgendwie würzig. Daniel konnte ewig an Pfefferminzblättern schnuppern oder sie im Tee genießen. Genießerisch seufzend drehte er sich auf die Seite und der Geruch wurde stärker. Als hätte jemand eine Tasse Tee auf seinen Nachttisch gestellt.
„Hey, da bist du ja wieder.“
Wer war wieder da? Ach so, er selbst. Daniel blinzelte gegen das Licht der Nachttischlampe an, bis er Connor erkennen konnte, der neben ihm auf der Bettkante saß.
„Hi.“
„Wie geht’s dir?“, wollte Connor wissen und legte den Kopf etwas schräg. „Ist dir übel oder schwindlig?“
Daniel horchte in sich hinein. Nein, gar nichts. Er fühlte sich etwas steif, aber sonst ging es ihm gut. Ziemlich gut sogar. Er hatte nicht einmal Schmerzen, was ihn stutzen ließ, aber Connor kam seiner Frage zuvor.
„Vorsicht mit deinem Arm. Dad hat dir eine Infusion gelegt.“
Connors Blick folgend entdeckte er den Zugang in seinem Arm und dann auch den dazugehörigen Ständer neben seinem Bett, an dem ein Beutel hing, der bereits zu zwei Dritteln leer war. Er kannte diese Dinger aus dem Krankenhaus.
„Was ist da drin?“
Connor zuckte die Schultern und grinste entschuldigend. „Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Dad sagte, dass dein Flüssigkeitshaushalt genauso im Arsch wäre, wie dein Immunsystem und du isst zu wenig. Das da“, er deutete auf die Flasche, „ist irgendeine Nährlösung. Aber frag ihn einfach selbst, er kann dir das besser erklären.“
Daniel nickte schweigend und sah von Connor zum Nachttisch, wo tatsächlich eine Tasse Tee stand, direkt neben der Packung mit den Morphintabletten, was ihn ertappt zusammenfahren ließ.
„Dan, alles okay?“
„Ja, ich...“ Er sah zu Connor. „Bist du jetzt sauer auf mich?“
Der sah ihn ratlos an. „Sauer?“
„Weil ihr die Tabletten gefunden habt.“
Daraufhin seufzte Connor. „Dad hatte also Recht. Du hast uns vorhin wirklich gehört.“ Daniel nickte bestätigend. „Nein, ich bin nicht sauer, Dan, nur besorgt. Die Dinger sind gefährlich.“
„Ja, ich weiß. Außerdem hat dein Vater vorhin kein Blatt vor den Mund genommen“, murmelte er
Weitere Kostenlose Bücher