Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
Daniel nahm die Kompresse. „Und, nein, ihr habt mich nicht geweckt.“
Das gekühlte Gel fühlte sich eisig auf seiner heißen Haut an, aber die Kompresse half, denn bereits nach wenigen Augenblicken ließen das dauerhafte Puckern und der ständige Schmerz in seinem Gesicht fühlbar nach.
„Dafür hat Zeke uns geweckt“, murmelte auf einmal Tristan, bevor er laut gähnte und sich danach den Rücken hielt, als sein Körper aufgrund der unnatürlichen Haltung heftig protestierte. „Scheiße, wir werden alt, Nick.“
„Sprich nur von dir“, murmelte der und verzog gleichzeitig das Gesicht. „Autsch.“
„Ihr hättet ja ins Bett gehen können“, meinte Connor amüsiert und machte es sich im zweiten Sessel gemütlich.
„Wäre für meinen Rücken besser gewesen“, murmelte Nick und stand auf, um sich dann erstmal zu strecken, bevor er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. „Hast du neben deinen tausend Teesorten auch was zu essen da?“
„Du weißt doch, wo der Kühlschrank steht“, wunderte sich Connor und Daniel grinste, als Nick daraufhin die Augen verdrehte.
„Können wir nicht was bestellen?“
Connor schüttelte den Kopf. „Sieh mal auf die Uhr, Nick. Es ist nach Mitternacht. Unser Stammchinese an der Ecke ist lange dicht und beim Diner wird um diese Zeit auch nur noch geputzt. Mach dir selbst was, Anwalt, oder hungere.“
Tristan begann zu lachen, weil Nick daraufhin seufzend Richtung Küche verschwand und stand auf, um ihm zu folgen. „Wie wär's mit 'nem Sandwich, Dan? Du könntest was vertragen.“
Jetzt war es an Daniel zu seufzen, doch als sogar Connor ihn mit deutlicher Aufforderung im Blick ansah, gab er nach. „Schinken und Käse?“, fragte er hoffnungsvoll in Richtung Tristan, der nickend kehrtmachte.
„Ich schau mal, was da ist. Con?“
„Das Gleiche, bitte.“
„Okay.“
Kurz darauf setzte erneutes Geklapper, Türöffnen und -schließen, und Stimmenwirrwarr ein. Das machte wiederum Zeke neugierig und als der freche Labrador die Ohren spitzte und ihn beinahe bettelnd ansah, deutete Daniel nur in Richtung Küche und schon war Zeke von ihm herunter gesprungen und auf dem Weg zu Tristan und Nick, die die unerwartete Störung mit lautem Gelächter kommentierten. Daniel war beruhigt und warf die Kühlkompresse auf den Couchtisch, bevor er begann sich aus der Decke zu wickeln, was ihm einen fragenden Blick von Connor einbrachte.
„Ich muss ins Bad“, kam er jeder Frage zuvor und setzte sich langsam auf. Kein Schwindelgefühl, dafür meldete sich seine Nase, aber es war erträglich.
„Brauchst du Hilfe?“
Das fehlte ihm gerade noch. Daniel schüttelte den Kopf. „Nur mehr Zeit als üblich, würde ich sagen.“
„Zehn Minuten, dann komme ich nachsehen“, stellte Connor in den Raum und Daniel blinzelte verblüfft. Er kam nicht dazu, seinen Unmut über diese in seinen Augen Bevormundung kundzutun. „Sei mir nicht böse, aber du siehst übel aus. Ich will einfach nicht, dass du zu lange auf den Beinen bist und dann umkippst.“
Was sollte er dagegen sagen? Connor war zwar manchmal wie eine Glucke, aber seine Besorgnis war echt und Daniel konnte sie nicht ignorieren. Er seufzte nachgebend. „Ich will mir wenigstens meine blauen Flecken ansehen. Fünfzehn Minuten.“
„Okay, fünfzehn Minuten. Aber keine Sekunde länger, sonst komme ich nachsehen. Und wehe, du schließt die Tür ab“, erklärte sich Connor einverstanden, was Daniel grinsen ließ.
„Sturkopf“, murmelte er.
„Das sagt der Richtige“, konterte Connor schlagfertig und lachte leise, als Daniel ihn dafür mit einem tadelnden Blick bestrafte, während er gleichzeitig aufstand und sich dann langsam in Richtung Badezimmer in Bewegung setzte.
Es war nicht so schlimm, wie er erwartet hatte, fand Daniel, als er einige Minuten später mit freiem Oberkörper vor dem Spiegel im Badezimmer stand und die Blutergüsse betrachtete, die sich rechts oberhalb seines Rippenbogens, an beiden Unterarmen und auf seiner rechten Schulter gebildet hatten. Die Schürfwunden an beiden Knien und seinen Handballen merkte er dagegen kaum. Will hatte sich gut darum gekümmert, und da sein 'Unfall' mit dem Müllcontainer erst ein paar Stunden her war, würden sich die Blutergüsse morgen früh mit Sicherheit noch um Einiges verfärbt haben. Doch solange sich die Schmerzen in Grenzen hielten, konnte er damit gut leben.
Seine angeschwollene Nase bereitete Daniel mehr Kopfzerbrechen, aber auch die würde heilen. Nach
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