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Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)

Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)

Titel: Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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dafür gesorgt hatte, dass er der Verhandlung fernbleiben konnte und nicht persönlich aussagen musste. Normalerweise war das deutsche Rechtssystem bedeutend langsamer und weniger entgegenkommend. Aber als der Verteidiger vor Gericht seine Taktik ausbreitete, die unter anderem beinhaltete, dass er, das Opfer, eine Teilschuld an dem Ganzen trug, weil er sich auf das Spiel eingelassen hatte, war ihm übel geworden.
    Nie zuvor hatte er sich so dreckig gefühlt, wie in der Zeit des Prozesses. Niemals war etwas so demütigend und beleidigend für ihn gewesen, wie der Tag, als der Richter den Ausführungen des Verteidigers folgte und sämtlichen Angeklagten einen Teil ihrer Schuld erließ. Diese Menschen hatten ihn fast umgebracht und was hatten sie dafür bekommen? Sechs Jahre und neun Monate. Womöglich waren sie nach der Hälfte der Zeit wieder draußen. Während er für den Rest seines Lebens gegen die Folgen seiner 'Liebe' zu diesen Monstern kämpfte, lebten sie ihr Leben weiter und suchten sich mit Sicherheit bald ein neues Opfer.
    Ja, er hatte sich auf das Spiel mit der Lust eingelassen, aber er hatte nicht zugestimmt, eingesperrt, vergewaltigt und gequält zu werden. Seit wann trug das Opfer die Schuld? Diese Frage hatte auch der Staatsanwalt in den Raum geworfen, worauf der Verteidiger mit dem billigsten aller Argumente gekommen war, nämlich dem, wer sich auf solche Praktiken einließe, wisse, was er täte und wo es hinführen könne.
    Daniel hatte sich übergeben, als er davon erfuhr.
    Eine Woche später war dann das Urteil verkündet und ihm eine für deutsche Verhältnisse sehr hohe Summe Schmerzensgeld zugesprochen worden, die er an den Weißen Ring gegeben hatte. Wenigstens etwas, das er tun konnte, um zukünftigen Opfern zu helfen. Außerdem hätte er das Geld niemals angenommen.
    In Deutschland gab es in Daniels Augen keine Gerechtigkeit, jedenfalls nicht für Menschen wie ihn.
    „Lass es, Connor. Die Sache ist gelaufen.“
    War sie nicht, das wusste Daniel, aber er behielt den Gedanken für sich. Wozu über etwas diskutieren, das nicht mehr zu ändern war? Es reichte völlig, dass der tägliche Blick in den Spiegel ihn immer daran erinnern würde, dass es niemals 'gelaufen' war.
    „Hast du jemals darüber nachgedacht, in Berufung zu gehen?“, wollte Connor wissen und schien nicht zu wissen, wohin er mit den Händen sollte, weshalb er schlussendlich die Arme vor der Brust verschränkte, was Daniel sehr erstaunte. Eine so sichtbar nervöse Regung hatte er an Connor noch nie gesehen.
    Er räusperte sich. „Was hätte das gebracht?“
    Connor sah ihn verblüfft an. „Befriedigung.“
    „Nein, Danke. Kein Interesse“, wehrte Daniel ab und wich dem fragenden Blick aller drei Männer im Raum aus. „Was soll ich denn mit Befriedigung, wenn mein Leben trotzdem im Arsch ist? Außerdem hätte ich einen weiteren Prozess seelisch nicht durchgestanden.“
    „Daniel? Was haben sie dir angetan?“
    Er hatte die Frage erwartet. Schon eine ganze Weile, um ehrlich zu sein. Doch andererseits war seine Hoffnung nie ganz erloschen, dass Connor nicht fragen, sondern einfach geduldig abwarten würde, bis er das Thema irgendwann unter den Tisch fallen lassen konnte.
    Als wenn er es nicht von Beginn an besser gewusst hatte. Die Bennetts waren keine Menschen, die dauerhaft vor ihren Problemen davon liefen, und es war Zeit, dass er sich von diesem Mut ein kleines Stück abschnitt. Heute war Halloween, die Nacht der Geister und auch der eigenen Dämonen, denen er bisher mehr oder weniger erfolgreich aus dem Weg gegangen war.
    „Du kannst dir nicht vorstellen, was es heißt sich nur noch den Tod zu wünschen. Ich wusste, was sie tun würden, sobald die Tür aufging. Ich lag in diesem Zimmer, gefesselt auf diesem verdammten Bett und konnte nichts dagegen tun. Die Hilflosigkeit war das Schlimmste. Zu wissen, dass mich nur eine dünne Wand von der Welt trennte, war grausamer, als jeder Schlag von ihnen es je hätte sein können. Am Anfang habe ich noch geweint. Vor Schmerzen und Angst, einfach, weil ich es musste. Aber dann verstummte ich. Ich lag nur noch da und hörte auf, es wahrzunehmen. Als wäre das nicht ich in diesem Bett, sondern irgendjemand, den ich nicht kannte. Sie fügten nicht mir die Schmerzen zu, sondern einem Fremden. Ich weiß nicht, ob ich nur deswegen überlebte oder weil ich es wollte, aber so konnte ich ertragen, was sie mir antaten. Ich hörte auf zu existieren. Ich war wie ein Geist. Ein Körper ohne

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