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Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)

Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)

Titel: Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Seele. Nur eine leere Hülle, ein Stück Fleisch – mehr nicht. Ich begriff, dass ich starb. Ganz langsam zwar, aber ich starb. Wie ich es mir gewünscht hatte.“ Daniel verstummte und merkte nicht einmal, dass seine Lippen ein Lächeln zierte. Erst als ihm die entsetzten Blicke der anderen in Connors Wohnzimmer auffielen, wurde er nachdenklich. „Was ist?“
    „Du hast gelächelt, Dan“, murmelte Tristan völlig fassungslos. „Wie kannst du so etwas Schlimmes erzählen und dabei lächeln?“
    „Weil ich glücklich war“, antwortete er offen und ehrlich, und sah Tristan an. „Zu dem Zeitpunkt war ich am Ende und habe meinen Tod herbeigesehnt. Sterben war alles, was ich noch wollte und nach dieser Nacht auch bekommen hätte, wenn nicht...“
    Daniel brach ab und stand auf, um an das Wohnzimmerfenster der kleinen Wohnung zu treten und auf die Straße hinunter zu sehen. Zu Connor passte diese Wohnung, ihm selbst war sie viel zu eng. Er brauchte Platz und Luft, zum atmen und zum leben – hier in diesen Räumen könnte er niemals glücklich werden. Daniel runzelte über seinen letzten Gedanken die Stirn und schob ihn beiseite. Das war nicht der richtige Zeitpunkt für derartige Überlegungen.
    „Sie hatten wieder um mich gespielt und der vorletzte Kerl war nicht nur brutal, er war sadistisch. Ich kann mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern, ich weiß nur noch, dass ich schrie. Seither klingt meine Stimme anders... höher. Erinnerst du dich, wie du mir mal gesagt hast, Charlie meinte, ich hätte eine Stimme wie ein Sänger?“ Connor nickte schweigend. „In der Nacht habe ich so laut geschrien, dass sie nie wieder normal wurde. Als er ging, war ich gar nicht mehr anwesend. Ich schwebte irgendwo zwischen Leben und Tod, glaube ich. Dann kam der Letzte. Ich weiß nicht, was der Mann zu finden erwartet hatte, aber mit mir war er offensichtlich überfordert. Wer er war, habe ich niemals erfahren. Ich spürte nur seine Hände, wie sie die Fesseln lösten und mich hochnahmen. Er brachte mich aus dem Zimmer nach draußen. Ich weiß noch gut, wie erstaunt ich war, den Mond am Himmel leuchten zu sehen, und ich erinnere mich an die Schmerzen, als er mich notdürftig anzog.“
    „Der weiße Pullover.“ Connors Stimme klang tonlos, was Daniel veranlasste ihn anzusehen.
    „Ja“, nickte er und lächelte, um Connor zu zeigen, dass es ihm gut ging. „Er brachte mich mit einem Wagen fort und eine Weile sah ich nur Lichter an mir vorbei rasen. Dass es Straßenlampen waren, habe ich zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht begriffen. Dann hielt er plötzlich, hob mich aus dem Wagen und legte mich wenig später auf kaltem Stein ab. Er hatte wunderschöne, tiefblaue Augen und eine Stimme wie Samt und Seide. Kitschig, ich weiß, aber so habe ich seine Stimme in Erinnerung, als er zu mir sprach und mich bat, zu kämpfen und am Leben zu bleiben. Und das ist auch alles, was ich über ihn weiß. Er legte mich vorsichtig vor der Notaufnahme eines Krankenhauses ab, streichelte einmal über meine Wange und ging.“

- 13. Kapitel -

    Schweigen.
    Eine andere Reaktion hätte Daniel auch sehr gewundert, denn seine Lebensgeschichte gehörte mit Sicherheit nicht in die Sparte, die man Kindern abends vor dem Schlafengehen erzählte oder die man überhaupt hören wollte, aber er konnte es nicht ändern. Das war sein persönlicher Horrorfilm, der mit unschöner Regelmäßigkeit in schrecklichen Alpträumen vor seinen Augen ablief, und doch, so abartig das sogar für ihn selbst klang, mit den Jahren würde er sich daran gewöhnen.
    Der Mensch war nun mal ein Gewohnheitstier und nur das Wissen darum, dass man sich an beinahe alles im Leben gewöhnen konnte, hielt viele Menschen, auch ihn selbst, davon ab, völlig verrückt zu werden. Das hatte Daniel aus den vielen Stunden im Krankenhaus als Lebensweisheit für sich mitgenommen. Da konnten andere ihren Kopf darüber schütteln, solange sie wollten, ihm half es, und nur darauf kam es an.
    Nick brach das Schweigen irgendwann mit einem Räuspern. „Dein Retter gehörte also nicht zu denen, die verurteilt wurden?“
    „Nein.“ Nick sah ihn verständnislos an, daher zuckte Daniel die Schultern. „Wie gesagt, ich weiß nicht, wer er war und selbst wenn, aus welchem Grund hätte ich ihn anzeigen sollen? Er hat mir nichts getan, sondern mein Leben gerettet. Verurteilt wurden nur die Beiden, die ich identifizieren konnte. Alle anderen, die mich während der Zeit meiner Gefangenschaft in dem Haus

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