Liebe ist kein Beinbruch
Sweetness magst.“
„Sweetness hat seinen Reiz“, gestand sie. Dann sah sie zu Porter. „Es ist nur in meiner jetzigen Lebenssituation nicht der richtige Ort für mich.“
Er blickte wieder auf die Straße vor ihnen. „Hattest du Gelegenheit, deine Telefonanrufe zu machen, während du auf mich gewartet hast?“
„Im Ärztehaus durfte man nicht mit dem Handy telefonieren. Ich erledige meine Telefonate, wenn ich im Hotel bin.“ Im Übrigen hatte sie sich noch immer nicht entschieden, ob sie Darren zurückrufen sollte. Sie musste zugeben, dass ihre Neugierde geweckt war. Aber die Tatsache, dass Darren keine Andeutungen gemacht hatte, warum er sie sprechen wollte, roch nach einem weiteren Versuch, sie zu manipulieren.
„Puh, ich hätte keine Lust auf diesen Verkehr jeden Tag“, sagte Porter, als wüsste er, dass sie mit dem Gedanken spielte, hierher zu ziehen.
„Ich bin mir sicher, dass man sich daran gewöhnen kann.“
„Wie an das Leben in Sweetness – man muss den Dingen eine Chance geben.“
Nikki schwieg und starrte auf die Straße. Die Autos standen dicht an dicht, sodass sie sich wie eine kompakte Masse zu bewegen schienen. In der Luft hing Dunst, und der Asphalt und der Beton flirrten vor Hitze. Amys Zusammenfassung der Stadt spiegelte ihren eigenen Eindruck wider: Atlanta war eine große, heiße, ausufernde Metropole voll hektischer, unaufmerksamer Menschen.
Der perfekte Ort, um sich in Anonymität zu verlieren. Ein Ort, an dem man sie nicht drängen würde, schwierige und verworrene Beziehungen zu Nachbarn, Mitarbeitern oder Patienten aufzubauen.
Die Blechlawine schob sich quälend langsam vorwärts, doch irgendwann erreichten sie ihr Hotel. Ein Hoteldiener parkte den Wagen. Der Check-in ging glücklicherweise schnell, und ein Page trug ihre Koffer. Nikkis Füße in den geborgten Schuhen mit den ungewohnt hohen Absätzen schmerzten, und sie freute sich auf eine lange heiße Dusche. Als sie an ihren Zimmern ankamen, stellte sie fest, dass sie Tür an Tür mit Porter wohnte. Zwar war eine solche Situation nicht besonders intim, aber aus irgendeinem Grund fühlte es sich für sie so an, als sie ihre und er seine Tür aufschlossen.
„Also, treffen wir uns in zwei Stunden zum Abendessen?“, fragte er.
Sie blickte auf und wollte widersprechen.„Ich kann nicht …“
„Bitte! Willst du nicht etwas von der Stadt sehen?“
Das wollte sie. Und eine der Frauen hatte ihr für den heutigen Abend ein bezauberndes Kleid geliehen, das sie tragenwollte. Sie zögerte und war hin und her gerissen. Doch der Beinahekuss von vorhin …
Er hob die Hand wie zum Schwur. „Ich werde mich auch benehmen. Pfadfinderehrenwort!“
Sie lachte und lenkte ein. „Gut. Dann sehen wir uns in zwei Stunden.“ Sie machte die Tür auf und trat in das geräumige, hochwertig ausgestattete Zimmer, das dank der Klimaanlage wundervoll kühl war. Eine willkommene Pause für ihre Allergie. Ein breites Bett lockte sie mit einer seidigen, kunstvoll bestickten weißen Überdecke. Sie ging zum Bett, zog die Schuhe aus und ließ sich rückwärts mit ausgebreiteten Armen in die Kissen fallen. Sie genoss es, wie die Matratze federte. Seufzend kuschelte sie sich in die weichen Laken. Die Decke über ihr war kunstvoll verziert und mit vergoldeten Schnörkeln ausgeschmückt. Ein funkelnder Kronleuchter hing herab.
Es war ein himmelweiter Unterschied zu dem schlichten Zimmer in der Pension in Sweetness.
Tatsächlich erinnerte der üppig ausgestattete Raum sie an das Schlafzimmer, das sie in Darrens Haus mit ihm geteilt hatte. Er hatte einen exklusiven Geschmack gehabt und nur die besten, teuersten Möbel besessen. Sie hatte sich wie eine Prinzessin gefühlt.
Ihre Gedanken gingen zu der Nachricht, die Darren hinterlassen hatte, als sie hierher unterwegs gewesen waren. Ihn zurückzurufen war ein Vorhaben, bei dem sie beide nur verlieren konnten. Wenn er so tun würde, als hätte er nichts verbrochen, würde sie wütend werden und wieder zutiefst verletzt sein. Und wenn er …
Nein, daran konnte sie nicht denken.
Aber früher oder später musste sie sich damit auseinandersetzen – selbst wenn sie die Nachricht einfach löschte. Sie setzte sich auf und griff zögerlich nach ihrer Tasche. Sie hatte ihr Handy abgeschaltet. Doch jetzt machte sie es wieder an. Ihr Herz pochte laut vor Aufregung.
Ein Klopfen an der Tür erschreckte sie. Sie blickte zum Eingang. In dem Moment wurde ihr jedoch klar, dass das Geräusch von woanders gekommen
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