Liebe ist keine Katastrophe
noch in seinen Ohren klingelte.
Emory biss entschlossen die Zähne zusammen und öffnete die Werkzeugtasche. Er zog sich ein Paar feste Arbeitshandschuhe über und begann, systematisch mit den Händen loses Geröll zu entfernen. Größere Brocken lockerte er mit einer kleinen Hacke. Er konnte den Gedanken an Shelby, die dort unten eingeschlossen war, kaum ertragen. Womöglich war sie verletzt … oder Schlimmeres. Er sprach zu ihr, um die dunklen Gedanken nicht in sich hochkommen zu lassen.
„Auf dem Weg hierher habe ich mit Porter geredet, und er war sicher, dass ich den Antrag vermasseln würde. Statt einfach alles herauszuposaunen, sollte ich dir lieber erzählen, was du mir bedeutest und wie sehr ich dich liebe.„ Er lachte. „Porter, der hartnäckigste Junggeselle, den ich kenne … außer seinen Brüdern natürlich.„
Er schöpfte etwas Mut, als er die erste Stufe zum Keller freigelegt hatte.
„Aber er hatte ganz recht„, fuhr er fort. „Ich habe es ganz und gar vermasselt. Ich habe dir nicht erzählt, dass ich nach Hause kommen würde, weil ich Angst hatte, du könntest noch sauer auf mich sein nach unserem letzten Gespräch. Ich habe befürchtet, du würdest mir sagen, dass du mich gar nicht sehen wolltest.
Großartiger Plan, was? Aus Angst, du wolltest mich nicht sehen, habe ich beschlossen, dir lieber einen Antrag zu machen.„
Mit einem lauten Ächzen entfernte er einen großen Steinbrocken und damit waren die zweite und dritte der abwärts führenden Stufen freigelegt.
„Dann habe ich deinen Dad getroffen. Und statt ihm zu sagen, wie sehr ich dich liebe und wie sehr ich mir wünschte, für dich zu sorgen, habe ich ihm nur erzählt, dass ich dich von hier wegbringen wollte. Kein Wunder, dass er mir seinen Segen verweigert hat.„
Er hielt kurz inne, um Atem zu holen, dann nahm er die Arbeit wieder auf.
„Und ich nehme dir nicht mal übel, dass du Nein gesagt hast„, fuhr er fort. „Ich hätte dich nicht so unter Druck setzen dürfen. Du hast einen außergewöhnlichen Antrag verdient, so außergewöhnlich, wie du es bist. So wundervoll wie unsere Liebe.„
Noch eine Stufe … er grub weiter. Er lauschte auf eventuelle Geräusche von unten, aber mittlerweile war es in Sweetness wieder lebendig geworden. Um ihn herum ertönten Sirenen, Hupen und laute Stimmen. Er sagte sich, dass er deswegen nichts von unten hören konnte.
Denn so war es bestimmt – es ging ihnen gut, er konnte sie nur nicht hören.
Er grub immer weiter. „Wusstest du, dass ich mich an keine Zeit mehr erinnern kann, in der ich dich nicht geliebt habe? Du bist schon fast mein ganzes Leben in meinem Herzen. Und obwohl ich mich mittlerweile innerlich darauf eingestellt habe, dass du mich nie wieder sehen willst, muss ich dir sagen, dass es sehr schwer für mich wäre. Meine Liebe zu dir ist so verbunden mit allem, was ich tue. Wenn ich lernen müsste, ohne dich zu leben, wäre es, wie noch einmal laufen zu lernen.„
Er legte die vierte Stufe frei und versuchte, sie vorsichtig mit seinem Gewicht zu belasten. Zuerst mit einem Fuß, dann mit beiden Füßen. Die Treppe hielt.
„Aber wenn du mir noch eine Chance gibst„, sagte er und arbeitete fieberhaft weiter, „dann verspreche ich dir, es beim nächsten Mal besser zu machen. Ich sage nur das Richtige und überlasse dir die Planung deiner Traumhochzeit.„
Er nahm die Hacke und bearbeitete vorsichtig die Trümmer an der Seite der Stufe, weil er hoffte, eine Öffnung schlagen zu können. Aber er traf nur auf noch mehr Steine. Allmählich machte er sich große Sorgen. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? Wie lange waren die Menschen dort unten ohne Luftzufuhr? Und wenn Gas aus gebrochenen Versorgungsleitungen ausgetreten war?
Als er seinen Namen hörte, schaute Emory auf und war unendlich erleichtert, als er Porter auf sich zukommen sah.
„Geht es dir gut?„, fragte Porter.
„Alles in Ordnung mit mir und meinem Vater. Und bei euch?„
„Mutter und mir geht es gut.„
„Gut.„ Er schaute seinen besten Freund an und versuchte sich zusammenzureißen. „Shelby ist da unten im Keller, Porter. Ich muss an sie herankommen.„
„Okay. Wie kann ich helfen?„
Emory dachte fieberhaft über eine Möglichkeit nach, das Ganze zu beschleunigen. „Ich brauche ein langes Rohr.„
Er zeigte auf die Stelle, wo früher einmal der Waschraum gewesen war. Dort ragte ein Rohr aus dem Boden. Porter wühlte in der Werkzeugtasche, bis er einen Hammer und eine Metallsäge
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