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Liebe ist keine Katastrophe

Liebe ist keine Katastrophe

Titel: Liebe ist keine Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Bond
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eigentlich? Jetzt würde Shelby ihn begraben, statt ihn zu heiraten.
    Er ruderte wild mit den Armen und landete bäuchlings auf der Plattform – mit dem Gesicht über dem Abgrund. Aber wie durch ein Wunder retteten ihn seine ausgestreckten Arme und Beine vor dem Absturz. Emory blieb liegen und schnappte nach Luft, als der Blick in die Tiefe ihm plötzlich den Magen umdrehte und seinen Körper in Panik versetzte. Der Boden war sehr, sehr weit unter ihm.
    Das war knapp .
    Er schloss die Augen, bis sein Körper sich entspannte, dann rollte er sich auf den Rücken und schob sich langsam auf die Füße. Er bewegte die Finger seiner verletzten Hand und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass nichts gebrochen war. Aber der Schmerz war ihm durchaus willkommen, denn er lenkte ihn von den leidvollen Gefühlen ab, mit denen er nicht umgehen konnte.
    Erschöpft hielt er sich krampfhaft am Geländer fest und überlegte, was er jetzt tun sollte. Heute Abend einfach bei den Moons aufkreuzen, in der Hoffnung, dass Shelby ihn überhaupt sehen wollte? Sie abfangen, bevor sie den Laden verließ? Oder sie ganz in Ruhe lassen?
    Um alles noch schlimmer zu machen, öffnete der düstere Himmel plötzlich seine Schleusen und es regnete in Strömen. Emory hob sein Gesicht den großen Tropfen entgegen und war schnell bis auf die Haut durchnässt. Der Wind peitschte um ihn herum und in kürzester Zeit konnte er nur noch eine Armlänge weit sehen. Doch er blieb stehen und hieß die wilden Elemente sogar willkommen.
    Dann hörte der Regen so plötzlich auf, wie er begonnen hatte, und auch der Wind legte sich. Die Windstille kam so abrupt, als hätte jemand den Stecker aus der Energiequelle gezogen. War es die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm? Emory blieb still stehen und das Wasser tropfte ihm von Haaren und Nase. Prüfend schaute er in den grünlich gefärbten Himmel und suchte nach Blitzen in der Ferne. Was er stattdessen sah, ließ sein Herz stillstehen.
    Einen Wolkentrichter.
    Er war derart perfekt geformt – oben breit und schüsselförmig und sich nach unten hin verjüngend –, dass der Anblick fast lustig erschien.
    Wenn er nicht so ganz und gar grauenerregend gewesen wäre.
    Emorys Gedanken rasten, während er auf wackligen Beinen zurück zur Leiter stolperte. Sein Mobiltelefon hatte in Sweetness keinen Empfang, darum konnte er nicht einmal Alarm schlagen.
    Alarm .
    Die Kiste auf der Vorderseite des Turms fiel ihm ein, darum kehrte er um und suchte mühsam den Weg dorthin zurück. Er tastete die Vorderseite der Kiste nach einem Riegel ab. Inzwischen hagelte es – so stark, als würden Riesen die Körner mit großer Wucht vom Himmel werfen. Die fast golfballgroßen Bälle prasselten auf ihn ein und blieben auf der Plattform liegen. Endlich fand er den Riegel, aber er war fest geschlossen und eingerostet. Obwohl Emory mit aller Kraft zog und rüttelte, ließ sich der Deckel der Kiste nicht öffnen. Die scharfen gezackten Kanten schnitten in die Handfläche der Hand, die er so unüberlegt gegen den Tank geschlagen hatte.
    Er musste den Versuch vorerst aufgeben und holte tief Luft. Die Hagelkörner kamen mittlerweile nicht mehr von oben, sondern schräg von der Seite und stachen wie Messer in seine bloße Haut. Er legte eine Hand schützend vor sein Gesicht und schaute über die Schulter zurück. Der gigantische Tornado kam in einer ständigen Rotationsbewegung immer näher, hatte aber noch nicht unten aufgesetzt. Die dünne Spitze schwebte horizontal über dem Boden. Es war ein Anblick von grotesker Schönheit – eine Wirbeln wie bei einem verführerischen Tanz.
    Wenn der Trichter den Boden erreichte, würde das Tal den Tornado direkt auf die Stadt zulenken.
    Direkt zu Shelby.
    Emory startete noch einen letzten Versuch mit der Kiste. Er stemmte seine Schulter unter die Deckelkante und rammte sie mit aller Kraft immer wieder hoch, bis er fühlte, dass der Riegel langsam nachgab. In einem letzten Adrenalinschub warf er sich mit seinem gesamten Körpergewicht dagegen, bis er endlich ein metallisches Knirschen hörte und der Deckel sich öffnete. Beinahe schwach vor Erleichterung, schützte Emory wieder seine Augen vor dem Hagel und sah sich den Inhalt der Kiste an: zwei Lautsprecher und ein verrosteter Hebel. Die beigefügten Anleitungen waren allerdings schon lange unlesbar geworden. Nun wurde Emory von einem neuen Gedanken erschreckt. Was, wenn der Alarm nicht mehr funktionierte? Er konnte sich nicht erinnern, jemals in seinem Leben

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