Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
ihrem Ehrentag verdient hat, verwöhnt zu werden, wenn schon nicht von Grandpa, dann wenigstens von uns. Eine Frau ist viel zu kostbar, als dass sie sich eine schöne Zeit verderben ließe, nur weil es mit einem Mann nicht geklappt hat.
Als wir nach Mitternacht zum Hotel zurückkehren, versammeln sich wieder alle in unserer Suite mit Kuchen und Geschenken. Wir singen Happy Birthday, und ich wappne mich schon gegen ihre Tränen, aber Grandma lächelt und pustet dann das Meer von Kerzen auf dem Geburtstagskuchen aus. Ich habe das Gefühl, dass Grandpa uns in diesem Moment wirklich dankbar ist. Schließlich haben sich alle verabschiedet, und Grandma geht ins Badezimmer. Als sie herauskommt, stehe ich in ihrem Schlafzimmer.
Ich schüttele noch einmal ihre Kissen auf. »Leg dich ins Bett, Grandma.«
»Findest du nicht, es ist viel zu groß für eine Person?«, fragt sie mich.
»Es ist ein Queen-Size-Bett«, erwidere ich. »Es gehört dir ganz alleine.«
Als ich früh am nächsten Morgen aus dem Fitnessstudio zurückkomme, steht sie schon alarmiert in der Tür. »Ich habe dich nirgendwo gefunden«, sagt sie.
»Ich war im Fitnessstudio.«
»Im Fitnessstudio? Ach, du liebe Güte, wofür das denn?« Sie schenkt mir eine Tasse Kaffee ein. »Du bist wunderschön, so wie du bist.«
Grandmas achtzigster Geburtstag ist ein Abend, an den ich mich noch lange erinnern möchte, aber meinen neunundzwanzigsten Geburtstag möchte ich lieber so schnell wie möglich vergessen. Zunächst einmal: Wer will schon sonntags Geburtstag feiern, wenn wir doch montags alle wieder arbeiten müssen? Dad hat keine Lust auf Luigi’s , und als wir trotzdem dorthin gehen, meckert mein Bruder daran herum, wie ich mein Messer halte. »Das ist aber nicht die Art, wie die Europäer ihr Essen schneiden«, sagt er.
»Doch! Ich habe schließlich ein ganzes Jahr dort gelebt, während du nur einen Sommer lang dort studiert und höchstens einen Italiener, wenn überhaupt, kennengelernt hast. Und der wollte lieber amerikanischer Rapper sein. Also wusste er ja noch nicht einmal …«
»Hört auf, ihr zwei«, unterbricht Mom unseren Streit, als seien wir immer noch Kinder. Dad wirft uns einen bösen Blick zu. Grandma sitzt am anderen Ende des Tisches und versucht angestrengt, etwas von der Unterhaltung mitzubekommen. Die gesamte Familie ist unruhig und gereizt, und selbst als mir ein Ständchen gesungen wurde, will keine fröhliche Stimmung aufkommen.
Drei Tage später ist Weihnachten. Ich lasse es apathisch über mich ergehen, und auch Grandma ist still, als wir alle in unserem Wohnzimmer sitzen. Ihre Unterschrift auf der Karte mit dem jährlichen Sparbetrag, den jedes Enkelkind bekommt, wirkt einsam und verlassen ohne Grandpas Namen daneben. Ich werfe ihr einen Blick zu. Sie sitzt alleine an der Bar. Es wäre besser, wenn du hiergeblieben wärst, weißt du das, George? , denke ich.
Ich bin neidisch, als die Verlobte meines Cousins den Papierwolf bekommt, den ich zum alljährlichen Wichteln beigetragen habe. Was, sie bekommt einen tollen Papierwolf und einen Verlobungsring? Ich hätte etwas Alkoholisches schenken sollen. Träge blicke ich von meinem Glühwein auf (den ich schon wieder alleine gemacht habe und alleine trinke, na bravo!), um sie zu informieren: »Mit dem Ding kannst du sogar Kreditkarten schreddern.« Der Diamant an ihrer linken Hand funkelt, als sie das Geschenkpapier zu einem Ball zerknüllt. Sie strahlt über beide Ohren. Jemand hat dieses Jahr das beste Weihnachten aller Zeiten, und dieser Jemand bin definitiv nicht ich.
Am Weihnachtsmorgen sind Mom und Dad gerade in Dads Arbeitszimmer auf der Suche nach einer Geschenkquittung, als mein Handy klingelt. »Kris?«, brüllt Mom. »Ich glaube, dein Handy klingelt.«
Sie weiß nicht, dass ich im Nebenzimmer stehe und bereits auf die Nummer auf dem Display starre. Es ist Chris, von dem ich seit Thanksgiving nichts mehr gehört habe. »Ja, ich weiß«, sage ich, drücke auf die Aus-Taste und laufe nach oben.
Als ich eine halbe Stunde später wieder herunterkomme, sind meine Eltern immer noch im Arbeitszimmer und hören sich die König-der-Löwen - CD an, die ich Dad in den Strumpf gepackt hatte. »Wer hat angerufen?«, will Mom wissen.
»Es war … Chris.«
»Oh, siehst du? Er denkt an dich, das ist aber nett! Was hat er denn gesagt?«
»Ich habe den Anruf verpasst.«
»Und, hat er eine Nachricht hinterlassen?«
Oh Mann! »Ja.«
»Und?« Meine Eltern schauen mich beide erwartungsvoll
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