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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Gasbarre
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sprechen kommst, können wir darüber reden.«
    An jenem Morgen sitze ich an seinem Schreibtisch und arbeite seine Liste ab – ich bezahle Rechnungen, buche Flüge und hole Anzüge vom Schneider ab. »Alles fertig!«, sage ich schließlich. »Du könntest heute Abend das Land verlassen, und alles wäre erledigt.«
    Panisch reißt er die Augen auf und fragt besorgt, ob ich nicht morgen noch einmal wiederkommen könne. »Da ist noch mehr!«
    Aber am nächsten Morgen brauche ich nur eine Stunde – den Rest des Tages verbringe ich damit, Änderungen an einem meiner Artikel vorzunehmen und meine E-Mails zu beantworten.
    Mittags steckt er den Kopf zur Tür hinein. »Kris, können wir heute Abend essen gehen?« Die Frage trifft mich unvorbereitet, doch er erklärt mir, dass er heute Abend ein Essen mit seinem Steuerberater hätte und mich als Zeugen bräuchte.
    »Ach so. Ja, ich kann mitkommen. Außerdem bist du mein Fahrer.«
    »Apropos, du kannst wirklich mein Auto den Sommer über benutzen. Und meinen Laptop solltest du auch nehmen«, schlägt er vor. »Deiner sieht so aus, als würde er aus dem letzten Loch pfeifen.« Ich blicke auf meinen Mac. Der Bildschirm wird nicht mehr richtig hell, und seit letztem Sommer muss ich ein externes Keyboard benutzen, weil ich das integrierte mit einer Flasche Wasser zerstört habe.
    »Okay«, erwidere ich. »Abgemacht.«
    Bevor wir die Praxis verlassen, zieht er sich um. Er steht direkt hinter der nächsten Ecke, so dass wir uns weiter unterhalten können. Ich höre das Rascheln seiner Kleidung, das Geräusch des Reißverschlusses. Er kommt zu mir. »Brauche ich eine Krawatte?«
    »Nein.« Ich lächele. »Das ist dein Steuerberater, kein Investor.«
    Er trägt beide Aktentaschen, seine und meine, zum Auto. »Oh, Kris, das Ding schleppst du mit dir herum?«
    »Schwer, was?«
    »Ja, ein bisschen.«
    »Ich habe einen starken Rücken.«
    Als er sich hinters Steuer setzt, komme ich mir vor, als führen wir zu einem Date, nicht zu einem Geschäftsessen. »Wo soll er denn hinkommen?«
    »Zu Luigi’s «, erwidere ich. »Falls du Lust auf Italienisch hast.«
    Er ruft seinen Steuerberater an und bestellt ihn zu Luigi’s . Mir flüstert er zu: »Ich muss erst noch im Krankenhaus vorbeifahren.«
    Ich nicke.
    Auf dem Krankenhausparkplatz kommt Chris zur Beifahrerseite, um mir herauszuhelfen. »Deine Schuhe gefallen mir«, sagt er und zeigt auf meine Satinpumps.
    »Oh, danke«, antworte ich. »Wir haben den gleichen Geschmack, was?«
    »In Sachen Schuhe?«
    »Im Allgemeinen.«
    Sein Patient ist Anfang fünfzig und ist gerade für Implantate vorbereitet worden. »Dr. Christopher«, lispelt er, als Chris den Zungendepressor löst. »Es drückt. Anscheinend passen die Zähne nicht, die mein Zahnarzt gemacht hat.«
    »Okay.« Chris zieht seine Gummihandschuhe aus und verschränkt die Arme. »Reden wir darüber.« Der arme Kerl sagt, die Implantate sehen viel zu groß aus, und er hat Angst, ein paar tausend Dollar für etwas ausgegeben zu haben, das ihm nicht gefällt.
    »Darf ich mal unterbrechen?«, frage ich.
    »Sicher, Kris«, entgegnet Chris.
    »Liegt es vielleicht daran, dass Sie nicht wissen, was Sie sonst noch für Optionen haben?«
    »Genau!«, erwidert der Patient.
    Chris erklärt ihm, dass er als Arzt für Gesundheit und Zufriedenheit des Patienten sorgen möchte. »Und wenn ein Patient nicht glücklich ist, muss er es mir sagen. Und ich kenne Ihren Zahnarzt und weiß, dass er genauso denkt.«
    Der Mann hat viel bessere Laune, als wir gehen. Er zwinkert Chris zu, als er mir die Hand schüttelt, und sagt: »Sie ist ein Knaller.«
    Chris lächelt und schiebt mich aus der Tür.
    Im Auto schnalle ich mich an. »Chris, du bist … du bist ein wundervoller Arzt.« Der Mann hatte solche Angst und hat sich gefragt, ob er hinterher auch gut aussehen würde und ob es sich gelohnt hatte, das ganze Geld auszugeben. »Ich meine, du hattest den ganzen Tag mit Patienten zu tun und warst auf dem Weg zu einem Geschäftsessen, und trotzdem hast du dir die Zeit genommen, ihm zuzuhören.«
    »Es bedeutet mir sehr viel, dass du das sagst, Kris. Und ich war froh, dass du dich in das Gespräch im Krankenzimmer eingemischt hast.« Er biegt auf die Autobahn ab. Die Abendsonne scheint auf das Maisfeld vor uns, und mir wird bewusst, dass das die gleiche Strecke ist, die wir nach unserer ersten Verabredung nach Hause gefahren sind.
    Ich habe das Gefühl, dass unsere Verbindung jetzt noch tiefer ist als damals, als

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