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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Gasbarre
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enttäuscht, weil das bedeutet, dass ich nicht lange bleibe. »Hot Dogs?« Aber sie tut so, als mache es ihr nichts aus, und wir gehen wieder ins Wohnzimmer. Ich setze mich neben sie und proste ihr zu.
    »Fröhlichen Muttertag, Grandma.«
    »Oh, danke, Kris. Hey, bevor ich es vergesse, hat Carisa dich erreicht?«
    »Ja.« Ich trinke einen Schluck. »Sie hat mir eine E-Mail geschickt. Sie wollte mich fragen, wie sie am besten mit dem Schreiben anfängt. Weißt du was, Grandma? Dieses Mädchen ist die geborene Schriftstellerin. Hast du ihren Blog gelesen, als sie im Ausland studiert hat?«
    »Ja, aber ich habe nicht alle Ausdrücke verstanden.«
    »Oh Mann, ich war ganz besessen davon. Sie ist so witzig.« Carisa, meine zweitjüngste Cousine, verkörpert die Philosophie unserer Familie – arbeite viel, spiele viel – auf ihre eigene Weise: Vor allem spielt sie. Bevor sie auf eine staatliche Universität in Missouri wechselte, um näher bei ihren Eltern zu sein, war sie auf einem College nahe beim Haus meiner Großeltern in Florida. In der Woche, in der ich da war, bevor Grandpas Schmerzen in der Brust begannen, konnten wir nicht genug bekommen von den Schulgeschichten, die sie uns erzählte.
    Mir wurde damals klar, wie sehr ich meine Cousins und Cousinen liebe, vor allem die Mädchen. Manchmal wünschte ich, ich könnte sie alle in einem Haus um mich versammeln und ihnen Ratschläge über das Leben und die Liebe geben – Dinge, die ich allein und auf die harte Tour lernen musste.
    »Ich denke oft über euch Mädchen nach«, sagt Grandma und blickt in ihr Weinglas. »Carisa und ihr freier Geist, du mit deinen Projekten und deinen Reisen. Maggie kommt diesen Sommer nicht von der Schule nach Hause – Gabby auch nicht, sie haben beide Praktika. Trish zieht Anfang Juni nach San Francisco … und, hast du schon gehört? Kenneth Cole hat Nicoletta befördert, und sie hat jetzt einen ganz normalen Vollzeitjob.«
    »Das ist gut. Dann muss sie wenigstens nicht mehr am Wochenende oder abends Schaufenster dekorieren.«
    »Das stimmt.« Grandma sitzt eine Weile still da, dann sagt sie: »Ich bin wirklich froh, dass ihr Mädchen euch beruflich alle so gut entwickelt. Nur manchmal macht es mich traurig, dass ihr alle eure eigenen Wege geht. Du gehst ja auch wieder.«
    »Grandma, das ist bei Enkeln nun mal so. Wenn wir nicht gehen, dann machen wir nur unsere Eltern wahnsinnig. Sie brauchen auch mal Zeit für sich. Und du hast schon mehr Zeit mit deinen erwachsenen Enkeln verbracht als die meisten Großeltern.«
    »Ich weiß. Ich war auch noch nicht fertig. Wenn ich so darüber nachdenke, finde ich es viel besser als in meiner Jugend.«
    » Besser als in deiner Jugend?«
    Sie blickt mich an. »Ja.«
    Mehr sagt sie nicht. Ich knabbere ein paar Mandeln, lehne mich in Grandpas altem Lehnsessel zurück und denke über das nach, was sie gerade gesagt hat.
    »Ich glaube, ich verreise«, verkündet sie plötzlich.
    »Ja?« Ich stelle mein Glas ab. Seit Monaten sagen wir ihr alle, dass ihr eine Luftveränderung guttäte. Wir haben ihr sogar angeboten, ihr den Flug zu bezahlen, wenn sie Tante Marie in St. Louis besuchen will. »Grandma, das wäre bestimmt wundervoll für dich. Du wirst erstaunt sein, wie ein Urlaub deine Perspektive verändern kann.«
    Voller Vorfreude schlägt sie sich auf die Knie. »Ja, das habe ich mir auch gedacht.«
    »Weißt du noch, wie erholt ich von meinem ersten Urlaub in Italien nach Hause zurückgekommen bin? Ich kam mir vor wie ein neuer Mensch. Grandpa sagte, ich hätte dieses ›römische Leuchten‹.« Aber dann fällt mir etwas ein. »Grandma«, frage ich, »bist du überhaupt schon mal alleine verreist?«
    »Nein, aber …« Sie redet schnell. »Aber Tricia sagte, wenn ich im Juni fahre, wenn sie nach Kalifornien zieht, können wir zusammen fliegen, und sie macht dann die Zwischenlandung in St. Louis mit, so dass ich eine Reisebegleiterin habe.«
    »Das ist ja perfekt! Und wenn du zurückkommst, sind wir am vierten Juli alle am Bootssteg, und am ersten Wochenende im August haben wir unser jährliches Boccia-Turnier, und zwei Wochen danach ist schon Zachs Hochzeit.«
    »Ich freue mich darauf, Onkel Bill auf Zachs Hochzeit wiederzusehen.« Onkel Bill ist Grandpas Lieblingsbruder. Er hat keine Kinder, und vor fünfzehn Jahren ist seine Frau – die Lieblingstante meines Vaters – an Krebs gestorben. Onkel Bill ist gerne mit unserer Familie zusammen, und obwohl er so weit weg wohnt, betrachtet er meine

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